Skulptur schwebt über der Barlach-Ausstellung

12.6.2012, 09:41 Uhr
Skulptur schwebt über der Barlach-Ausstellung

© Foto: Roland Huber

Beim Namen fangen die Probleme an: „Der Schwebende“, der „Engel von Güstrow“ und „Ehrenmal“ sind Bezeichnungen für die beeindruckende Skulptur, die Ernst Barlach (1870 bis 1938) zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs 1927 für den Dom zu Güstrow geschaffen hat. Angeblich zeigt sie die Gesichtszüge Künstlerkollegin Käthe Kollwitz.

Das Original haben die Nazis später kassiert und eingeschmolzen, 400 Barlach-Werke als „entartete Kunst“ eingestuft, den Bildhauer und Zeichner 1937 mit einem Ausstellungsverbot überzogen. Freunde des Künstlers hatten jedoch schon früh einen Zweitguss angefertigt und in der Lüneburger Heide versteckt.

Auf ihn geht die 120 Kilogramm schwere Figur zurück, mit der sich gestern Dr. Jürgen Doppelstein von der Ernst-Barlach-Gesellschaft in Hamburg, sein Assistent Patrick Tubbenhauer und der Forchheimer Wolfgang Topf abmühten: Eine von Wolfgang Topf vorbereitete Konstruktion aus vier dünnen Stahlseilen nimmt zwei Eisenketten auf, an denen „Der Schwebende“ über dem Altar hängt. Doch zunächst musste er allein mit Muskelkraft und einer Seilwinde dorthin bugsiert werden.

Wirren der Seele
 

„Der Schwebende“ blickt jetzt über den Taufstein hinweg genau auf die über zwei Meter hohe Barlach-Figur eines Bettlers mit Krückstöcken, die die expressionistische Bildsprache noch deutlicher auszudrücken scheint als der Schwebende. Die Ausstellung „Mystiker der Moderne – Ernst Barlach in Franken“ ab Sonntag soll Barlach als Künstler zeigen, in dem sich alle Wirren einer schwankenden und umkämpften Seele abbilden, schreibt Jürgen Doppelstein, der Vorsitzende der Ernst-Barlach-Gesellschaft, die die Exponate stellt. In der Christuskirche führt er tatkräftig Regie beim Platzieren der Werke.

Drei Tage Zeit haben Jürgen Doppelstein, Patrick Tubbenhauer und Wolfgang Topf für den Aufbau. Pfarrer Christian Muschler und seine Kollegin Renate Topf sind zeitweise mit von der Partie. Ihre große Stunde schlägt bei der Ausstellungseröffnung und der Verwirklichung des anspruchsvollen Rahmenprogramms, das in Vorträgen, Jugendaktionen und Themengottesdiensten das Werk Barlachs unter künstlerischen und politischen Aspekten beschreibt.

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