Soko Kellerwald auf der Spur der Schwarzbauten

22.5.2012, 17:41 Uhr
Soko Kellerwald auf der Spur der Schwarzbauten

© Ulrich Graser

Jüngstes Beispiel in der unendlichen Liste der Bausünden: eine Überdachung auf dem Eichhorn-Keller. Zwischen Schanktheke und Toiletten hat der aktuelle Pächter eine thekenartige Holzkonstruktion errichtet und mit einem Wellblechdach abgedeckt. Dumm nur, dass hier ein alter Baum mitten im Weg steht.

Also wurde ins Dach kurzerhand ein Loch gesägt. Damit durch die Aussparung auch wirklich kein Wasser mehr tropfen kann, hat der Erbauer den unregelmäßigen Zwischenraum zur Baumrinde mit Bau-Schaum ausgespritzt. Ergebnis: Die Wurzeln des Baumes müssen verdursten. Irgendwann stirbt der alte Riese ab.

Stadträte schäumten

So geht das nicht, sagt der Bauausschuss des Stadtrates. Vielleicht ist der Vergleich etwas gewagt, aber die Mitglieder des Ausschusses schäumten regelrecht im Angesicht der unglaublichen Konstruktion. Einstimmig beschlossen sie: Der Pächter muss das ganze Ding abreißen.

Aber der Unmut über diesen Fall führte schnell zur Grundsatzdebatte. Zur gefühlt 178. Grundsatzdebatte in den letzten 20 Jahren. Dazu trug erneut die illegal gebaute Monster-Stahltreppe am Winterbauer-Keller bei. Sie versinnbildlicht die ganze, hausgemachte Misere des heiligen Hains von Forchheim. Die Treppe steht, ist zweckmäßig und erlaubt die Bewirtschaftung der von den Gästen dankbar angenommenen Terrasse. Aber: Sie ist nicht genehmigt. Erst wurde sie gebaut, dann erst fragte der Kellerbetreiber nach, ob er das denn auch dürfe. Die Erklärung, er habe zuvor versehentlich beim falschen Bauamt nachgefragt (in Erlangen!) nahm ihm im Ausschuss niemand ab.

Doch Bauamtsleiter Gerhard Zedler musste einräumen, dass die vorhandene Treppe im Inneren des Hauses weder für Beschäftigte noch für Gäste zugelassen werden kann. Sie ist zu eng und zu stolperanfällig. Wenn also die Terrasse bewirtschaftet werden soll, dann nur über eine Außentreppe.

Schon zweimal hat der Ausschuss das Thema diskutiert. Und noch ist es nicht vom Tisch. Neuer Vorschlag von Oberbürgermeister Franz Stumpf: Streicht das hässliche Metall halt mal an. Der Bauausschuss soll dann entscheiden, ob er damit leben kann. Da ist es wieder, das Problem: schwarz gebaut, aber nachträglich abgenickt. Der nächste Sünder beruft sich dann wieder darauf.

Wer im Kellerwald einen Keller pachtet, muss das bei der Stadt, der Grundeigentümerin, noch nicht einmal anzeigen. Und offensichtlich klären Pächter ihre Unterpächter nicht immer darüber auf, dass jegliche Baumaßnahme in diesem heiligen Hain von der Stadt genehmigt werden muss. Im Gegenteil: Der Verdacht besteht, schimpfte Manfred Mauser (FBF), dass man die Zahlung einer geringen Strafe von vornherein in Kauf nimmt, so lange das Bauwerk hinterher stehen bleiben kann: „Das stinkt mir.“ Und nicht nur ihm.

Doch: Überraschend ist eigentlich mehr die Überraschung der Stadträte. Fast alle sind in Forchheim geboren und aufgewachsen und müssten die gängige Praxis eigentlich mit der ersten Maß in sich aufgenommen haben. Vielleicht ändert sich dennoch in absehbarer Zeit etwas. OB Stumpf kündigte an, dass eine „Kellerwald-Kommission“ in wenigen Wochen die Angelegenheit juristisch und gestalterisch unter die Lupe nehmen wird.

Neue Vorgaben?

Kann sein, dass die Kellerwaldsatzung an die Wirklichkeit angepasst wird. Kann aber auch sein, dass neue Vorgaben erstellt und die Wirte ultimativ aufgefordert werden, sich daran zu halten. Zu wünschen wäre es, wenn Forchheim gegenüber den modernen Kellern der Nachbargemeinden nicht weiter ins Hintertreffen geraten will.

Fast 100000 Euro Fördermittel erhält die Stadt übrigens von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für die Keller. Mit einem Gesamtaufwand von rund 200000 Euro lässt sie drei ausgewählte Untere Keller exakt vermessen: ihre Lage, ihren Verlauf, die Stärke des Bodens über dem Keller. Vom Ergebnis dieser Arbeit hängt die Entscheidung über die grundlegende Sanierung der historischen Felsenkeller ab.

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