Sonne soll im Königsbad zehn Prozent des Stroms liefern

26.6.2014, 12:00 Uhr
Sonne soll im Königsbad zehn Prozent des Stroms liefern

© Roland Huber

Es klingt schon fast ein wenig märchenhaft, was Emmerich Huber dem Oberbürgermeister vorgeschlagen hat. Die Genossenschaft Bürger-für-Bürger-Energie (BfB) mit Sitz in Neunkirchen am Brand will auf dem Dach des Forchheimer Königsbades mit Hilfe von rund 1100 Modulen in Eigenregie ein Solarkraftwerk errichten und anschließend den hier erzeugten Strom zu hundert Prozent an die Stadt verkaufen, noch dazu zu einem 20 Jahre festen Preis, bei dem die Stadt im Vergleich zu ihrem bisherigen Versorger kräftig spart. Der bisherige Versorger sind die stadteigenen Stadtwerke.

Verschiedene Richtungen

Emmerich Huber aus Burk ist Vorstandsmitglied der BfB und von Beruf Rechtsanwalt. Seit 1997 gehört er der grünen Partei an und hat auch für den Stadtrat kandidiert: „Wir haben bei uns aber auch CSUler, Freie Wähler und SPDler“, so Huber. Die 2012 gegründete Genossenschaft habe mit den Parteien nichts zu tun.

Rund 100 Bürgerinnen und Bürger haben sich der BfB bis dato angeschlossen. Mindesteinlage sind 500 Euro, die Einlagenhöhe darf aber 5000 Euro nicht überschreiten. So soll verhindert werden, dass Großinvestoren die Genossenschaft dominieren können.

Mehr erneuerbare Energie

Erstes Projekt war eine PV-Anlage auf dem Dach des Bauhofes in Neunkirchen. Erklärtes Ziel der BfB ist es, den Anteil an regenerativer Energie im Landkreis zu erhöhen und den Ausstoß an klimaschädlichem CO2 verringern zu helfen. Diesem Zweck dient auch die geplante PV-Anlage auf dem Königsbad. Rund 150 000 Kilogramm an CO2-Produktion würden damit jährlich vermieden.

In nichtöffentlicher Sitzung hat der Stadtrat am Montag auf Antrag der FGL-Fraktion dem OB Franz Stumpf die Vollmacht erteilt, mit der BfB und einem weiteren Anbieter zu verhandeln und gegebenenfalls einen Vertrag abzuschließen. Die Zeit drängt, denn die große Koalition aus Union und SPD in Berlin will noch diese Woche das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verändern und die Veränderung soll schon zum 1. August in Kraft treten. Bis dahin muss die Anlage in der Käsröthe montiert sein.

Denn: Nach der EEG-Novelle würde der Ertrag aus selbst erzeugter Energie besteuert. OB Stumpf ist deswegen während seines am Dienstag angetretenen Urlaubs mit Emmerich Huber in Verhandlung getreten. Gestern legte Huber dem OB das BfB-Angebot vor. Der reichte es an die Stadtwerke zur Prüfung weiter.

Und das steht drin: Aufbau, Betrieb und Wartung der PV-Anlage kosten die Stadt keinen Cent. Auch das Betreiberrisiko und die Haftung liegen bei der Genossenschaft. Der erwartete Jahresertrag von rund 190 000 Kilowattstunden Sonnenstrom wird komplett im Königsbad verbraucht. Damit sind etwa zehn Prozent des Gesamtverbrauchs gedeckt. Die Stadt zahlt der BfB einen Preis, der unter demjenigen liegt, den die Stadtwerke verlangen: „Das schaffen wir“, so Huber.

Auf 20 Jahre berechnet könnte die Stadt sich damit je nach Vertragsgestaltung zwischen 40 000 und über 100 000 Euro Stromkosten sparen. Die Rendite für die BfB-Genossen soll rund drei Prozent betragen. Stadtwerke-Chef Reinhold Müller, nach eigener Aussage „kein großer Freund von PV-Anlagen“, ist von diesen Plänen regelrecht begeistert: „Selten war eine PV-Anlage so ausgeklügelt wie diese.“ Denn: Der Verbrauch kann unmittelbar mit der Stromerzeugung synchronisiert werden. Das heißt: Der Strom wird nur dann erzeugt, wenn er gebraucht wird, nämlich tagsüber bei Sonnenschein. Nachts bleiben die Pumpen aus. Müller weiter: „Das einzige Problem ist jetzt die Zeit.“

Emmerich Huber ist jedoch nicht bange vor der Frage, wie so rasch 1100 PV-Module beigeschafft werden sollen. Er baut auf die Firma iKratos in Weißenohe: „Wenn sie bis Anfang Juli grünes Licht erhalten, können sie die Anlage bis Ende Juli montiert haben.“

Beteiligte gesucht

Sobald der Vertrag steht, will die BfB an die Öffentlichkeit gehen, um noch mehr Menschen ins Boot zu holen. Denn es gehört zum Prinzip der Genossenschaft, möglichst viele Bürger zu Beteiligten zu machen. Ins öffentliche Netz soll aus der Anlage auf dem Königsbad deswegen nichts eingespeist werden, sagt Emmerich Huber, weil es dafür ja eine Einspeisevergütung gibt, die von allen Stromverbrauchern gezahlt wird: „Dagegen gibt es im Stadtrat Widerstände.“

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