Spannendes Leben eines Textil-Moguls

23.9.2016, 06:00 Uhr
Spannendes Leben eines Textil-Moguls

© Foto: Udo Güldner

Ein Referat über Levi Strauss? Was nach einer Pflichtübung klingt, wird für eine Schülerin (Paula Kukula) und die Zuschauer ein großes Vergnügen. Sie träumt sich in die Zeit zurück, als sich Löb Strauß und seine Geschwister als arme Hausierer durch die Gegend schlugen.

Wie zäh das Geschäft mit Stoffen und Schnittwaren war, zeigt das Live-Experiment im Zuschauerraum: Auch dort will keiner einen Schal von Mathilde (Eva-Maria Kröppel), Rösla (Miriam Hubele) oder Jacob (Christina Chapuzot) kaufen. Der Tod des Vaters Hirsch wird zum Katalysator. Witwe Rebecca (Katharina Hauser) entscheidet, das Haus in Buttenheim zu verkaufen und sich auf den Weg ins Gelobte Land zu machen. Aber erst braucht es Ausweise, die sich der Strauß-Clan, allen voran die quirlig-quengelige Vögela (Nicola Birkel), zusammenschnorrt.

Ein wunderbarer Einfall ist die Kutschfahrt aus der fränkischen Provinz nach Bremerhaven, bei der sich weder der Kutscher (Simon Galla), noch seine Stoff-Pferde vom Fleck bewegen. Die Landschaft rast im Hintergrund vorbei. Ann-Kathrin Schade und Melanie Adam rennen als lebende Bäume durch das Bild, Lisa Öhrlein als Schilder-Girl.

Überfahrt als Hörspiel

Die Überfahrt per Segelschiff wird zum Hörspiel. Nur Geräusche dringen in der Dunkelheit an die Ohren. Wie stickig es unter Deck wurde, erfahren die Zuschauer, als die Familie Strauss sich zwischen sie in die Sitzreihen drängt.

Im „Land of the free“ wird aus Löb Strauß im Hemdumdrehen Levi Strauss (Alex Fieber). Aus dem Straßenhandel ist eine erfolgreiche Textilfirma geworden, die soviel Geld abwirft, dass „Mr Strauss“ damit um sich wirft. In Kalifornien liegt das Geld auf der Straße, wenn man sich nur danach bückt. Dabei gehen den Golschürfern oft die Hosen entzwei. Levi Strauss und der Erfinder Jacob Davis nutzen Nieten zur Verstärkung — die Jeans ist geboren. Und weil sich Levi Strauss von schwerer Arbeit bei leichten Mädchen erholen will, geht er in die Bar.

Für den theatralischen Feinschliff und das historische Rüstzeug haben P-Seminar-Leiter Bernd Pilipp und der Theaterpädagoge Simon Hamper gesorgt. Der war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Levi-Strauss-Museum Buttenheim und hat seine Heavy- Metal-Jacke mitgebracht. Der letzte in einer Reihe glänzender Einfälle beschert dem Publikum eine Modenschau. Die Entwicklung der Jeans läuft vor aller Augen ab. Einiges davon findet sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei vielen Zuschauern, die den Popmusiker David Dundas beim Wort genommen haben: „I pull my blue jeans on.“

Am Mittwoch, 22., und Donnerstag, 23. September, 19.30 Uhr, wird das Stück im Jungen Theater gespielt. Eintritt frei.

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