Stadträte: Der Kellerwald ist keine Raststätte

16.9.2014, 17:28 Uhr
Stadträte: Der Kellerwald ist keine Raststätte

© Edgar Pfrogner

Gerhard Meixner ist es, der die ruhige Diskussion im Bauausschuss stört – und deutliche Worte findet. „Ich habe das oft erlebt, wie der Stadtrat nach und nach einknickt“, warnt der FGL-Rat. Einem Keller-Besitzer eine Stützmauer zu genehmigen, mit der neue Sitzplätze geschaffen werden, käme einem Präzedenzfall gleich: Bald schon würden die nächsten Wirte kommen – und ihre Keller mit Beton und damit auf Kosten des einzigartigen Ambientes vergrößern. „Das muss gestoppt werden!“, so Meixner. Und auch Oberbürgermeister Franz Stumpf gesteht ein: Einem Keller-Besitzer die Genehmigung zu erteilen, sie in Zukunft anderen aber zu verweigern, sei „unfair“.

Neue Toilette und Küche

Anlass für die Diskussion im Ausschuss: die Pläne für die Zukunft des Schindler-Kellers. Eigentümer Hans-Joachim Schmitt will neue Toiletten errichten, das alte Küchenhäuschen abreißen und eine neue Küche schaffen. All das ist unstrittig, der Bauausschuss signalisiert grünes Licht.

Einen Einschnitt, der im Kellerwald laut Bauamt „nicht üblich“ ist, stellt aber die geplante Stützmauer dar. Sie soll eine Böschung zwischen den zwei Sitzbereichen des Kellers ersetzen, was laut Schmitt dringend notwendig ist. „Jedes Jahr schwemmt es das Erdreich runter“, erklärt er bei einem Ortstermin.

Zwar würde sich die Mauer dank einer Sandsteinverkleidung in den Keller einfügen, die gleichzeitige Vergrößerung der Sitzplatzfläche rufe aber andere Keller-Besitzer auf den Plan, die dann auch Beton anrühren, so auch die Befürchtung von Holger Lehnard (CSU). „Ich werde mich gegen diese Wand wehren.“ Außerdem gingen bei Errichtung der Mauer zwei große Bäume verloren.

FDP-Rat Sebastian Körber sieht kein Problem. „Es ist doch positiv, dass sich jemand in der Gesamtheit Gedanken über seinen Keller macht.“ Stückwerk sehe man im Kellerwald genug. Mit der zweiten Mauer habe er keine Probleme, weil die mit der bereits bestehenden Sandsteinmauer eine „abgetreppte Anlage“ ergeben würde. „Und die ist typisch für den Kellerwald.“ Doch Körber ist in der Minderheit: Der Ausschuss genehmigt die Mauer nicht. Nun soll geklärt werden, ob das Bauwerk auch kürzer möglich ist, so dass zumindest die beiden Bäume erhalten bleiben.

Treppe strittig

An einem Baum scheitert auch ein weiterer Plan des Keller-Besitzers, der die Wunsch-Maßnahmen ohnehin nur Schritt für Schritt durchführen will. Bislang verbindet ein äußerst enges Treppchen auf der linken Seite des Kellers die beiden Sitzebenen. Schmitt will deshalb eine in der Keller-Mitte bestehende Treppe nach oben über die Böschung verlängern.

Im Weg steht ihm ein Baum mit zwölf Zentimetern Durchmesser, der vor sieben Jahren dort gepflanzt wurde und nicht mehr versetzt werden kann. Schmitt bietet deshalb eine Ersatzpflanzung an anderer Stelle – und auf eigene Kosten – an. Eine knappe Mehrheit der Räte sieht jedoch nicht ein, warum die Treppe nicht auch an anderer Stelle gebaut werden kann – an einer Stelle ohne Baum.

Opfer der Säge

Am Ende könnten vier Bäume der Säge zum Opfer fallen, zählt Heike Schade (FGL) auf: Hinter dem Gebäude müssen sowieso zwei kranke Bäume gefällt werden, dazu kämen die beiden Bäume neben der geplanten (schließlich aber doch nicht mehrheitsfähigen) Stützmauer sowie der Baum, der der Treppe im Weg steht.

„Kellerwald ist für mich Wald“, sagt Schade. „Wenn die Bäume weg sind, sieht das nur noch raststätten-mäßig aus.“

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