Stauffenberg-Ausstellung in Effeltrich ehrt NS-Gegner

6.4.2015, 15:58 Uhr
Die Wanderausstellung in Effeltrich setzt sich mit drei Gegnern des NS-Regimes auseinander.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Die Wanderausstellung in Effeltrich setzt sich mit drei Gegnern des NS-Regimes auseinander.

Auf insgesamt fünfzehn großen Schautafeln zeigt die Wanderausstellung Stationen im Leben der drei Männer, von denen freilich Stauffenberg als Hitlerattentäter vom 20. Juli 1944 am bekanntesten ist. Organisiert hat die Ausstellung das Diözesan-Erwachsenen-Bildungswerk des Erzbistums Bamberg, gefördert durch die Oberfranken-Stiftung sowie durch die Katholische Erwachsenenbildung.

Der älteste der Geehrten ist der 1902 im österreichischen Bad Hall geborene Hans Wölfel. In Bamberg besuchte er ab 1915 das Gymnasium und legte dort 1922 das Abitur ab. Danach studierte Wölfel Jura, unter anderem in Würzburg. Hier gründete er mit Gleichgesinnten den „Katholischen Akademiker-Bund“ und widersetzte sich den Studentenverbindungen, die sich dem Nationalsozialismus annäherten.

1929 ließ sich Wölfel in der Bamberger Luitpoldstraße als Rechtsanwalt nieder. Er unterstützte bei den Reichstagswahlen 1932 die Bayerische Volkspartei und engagierte sich als Fürsprecher der Weimarer Republik. Nach Hitlers Machtergreifung verteidigte Wölfel Bamberger Bürger, die in Konflikt mit dem NS-Staat kamen.

Von BDM-Mädel denunziert

Dieses Engagement wurde ihm zum Verhängnis: Im Juli 1943 äußerte sich Wölfel im Kreis von Bekannten, dass der Krieg für Deutschland nicht mehr gewonnen werden könne. Von einem 21-jährigen BDM-Mädel denunziert, erklärte er bei der Gestapo, dass der Nationalsozialismus seiner christlichen Überzeugung entgegenstehe. Das reichte aus, um von Freislers Volksgerichtshof wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode verurteilt zu werden. Am 3. Juli 1944 starb Wölfel im Zuchthaus Brandenburg-Görden unter dem Fallbeil.

Vergessen ist er noch heute nicht: So erinnert im Treppenaufgang des Bamberger Oberlandesgerichts eine Gedenktafel an Wölfel, die Berufskollegen für ihn dort haben anbringen lassen. Auch erinnert die Stadt Bamberg an den Widerständler mit einer nach ihm benannten Straße. Die katholische Kirche hat Hans Wölfel außerdem als sogenannten Blutzeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

Große Schautafeln zeigen das Wirken der Bamberger Hans Wölfel, Willy Aron sowie Claus Graf Schenk von Stauffenberg.

Große Schautafeln zeigen das Wirken der Bamberger Hans Wölfel, Willy Aron sowie Claus Graf Schenk von Stauffenberg. © Roland-Gilbert Huber-Altjohann

Auch der 1907 in Bamberg geborenen Willy Aron wird in der Effeltricher Ausstellung gewürdigt. Als Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend SAJ und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold war er in der Weimarer Republik bereits als Jugendlicher eine zentrale Figur der Arbeiterbewegung in Bamberg. Nachdem er 1925 an der Universität Würzburg ein Studium der Rechtswissenschaft aufgenommen hatte, trat er nach Studienaufenthalten in Erlangen und München 1931 die Stelle eines Gerichtsreferendars in Bamberg an.

Als Jude und Linker im Visier

In dieser Position übernahm er in den frühen 1930er Jahren in den sich verschärfenden Auseinandersetzungen zwischen Linken und Rechtsradikalen die Verteidigung vieler Sozialisten und Sozialdemokraten. Schnell stieg er außerdem in die Führungsebene des Bamberger Reichsbanners auf. Bei den Nazis geriet er damit als Jude und Linker schnell ins Visier.

Kurz nach der Machtergreifung Hitlers wurde er mit anderen Bamberger NS-Gegnern in sogenannte „Schutzhaft“ genommen: Als einen der ersten warfen ihn Hitlers Helfer in das neu eröffnete Konzentrationslager Dachau bei München. Dort folterten sie Aron mit Schlägen auf das Gesäß derart brutal, dass der Jurist diesen Verletzungen nach langem Siechtum erlag. Am 22. Mai 1933 wurde sein Leichnam nach Bamberg gebracht und dort beigesetzt.

Die Stadt erinnert sich seiner unter anderem durch die „Aronstraße“ im Osten der Stadt. Zum gleichen Zweck setzten die Stadtverantwortlichen 2004 vor Arons einstigem Wohnhaus in der Luitpoldstraße 32 einen Stolperstein ein.

Wechsel in den militärischen Widerstand

Der bekannteste der drei Widerstandskämpfer ist Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Wie Aron wurde er 1907 geboren und trat 1926 in das in Bamberg stationierte 17 Reiterregiment ein. Zunächst ein Anhänger des Hitler-Regimes, entfremdete sich der Offizier mehr und mehr vom Nationalsozialismus. Nachdem er im Russlandfeldzug mit den Massenexekutionen an Juden, Zivilisten und Kriegsgefangenen konfrontiert wurde, wechselte er 1942 insgeheim in den militärischen Widerstand.

Am 20. Juli 1944 schließlich führte er mit wenigen Mistreitern das Attentat auf Hitler aus, das in der Rückschau wohl am ehesten geeignet gewesen wäre, das NS-Regime zu stürzen - doch vergebens: Noch in der Nacht auf den 21. Juli scheiterten Stauffenbergs Pläne.

Mit seinen Getreuen Werner von Haeften, Albrecht Ritter Merz von Quirnheim und Friedrich Olbricht wurde er im Berliner Bendlerblock standrechtlich erschossen. Ein Grab bekam Stauffenberg nie. Seinen Leichnam ließen Himmlers Schergen verbrennen und die Asche über ein Feld verstreuen.

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