Steinbruch wurde zum El Dorado der Zweiradsportler

30.6.2014, 11:45 Uhr
Steinbruch wurde zum El Dorado der Zweiradsportler

© Roland Huber

Der Regen hatte den Untergrund weich und die Steine rutschig werden lassen. „Am Samstag war es noch trockener, es wird mehr Strafpunkte als im letzten Jahr geben“, prophezeite Alfons Wiemann, Sportlicher Leiter beim MSC vor Rennbeginn.

Konzentriert steht derweil Jule Steinert am Start ihrer nächsten Sektion. Die 17-jährige Nürnbergerin ist eines von nur zwei Mädchen aus dem nordbayerischen Raum, die in Klasse 3, der zweithöchsten von insgesamt fünf Leistungsklassen, mitmischen. Gleich wird sie ihre zirka 20 PS starke Maschine über einen Parcours aus Felsbrocken und Erdwällen manövrieren. Die glitschigen Felsen meistert sie noch problemlos, doch der beinahe senkrechte Hang ist eine Nummer zu groß – sie muss auf halber Höhe absteigen und fünf Strafpunkte hinnehmen. „Das Gelände liegt mir einfach nicht so gut“, stellt Jule fest, zeigt sich aber auch selbstkritisch: „Ich bin heute einfach nicht gut genug gefahren“.

77 waghalsige Zweiradakrobaten, und acht weibliche Akrobatinnen wollten ihre etwa 70 Kilogramm schweren Spezialmaschinen über allerhand Hindernisse steuern. Beim Trialfahren geht es weniger um Geschwindigkeit. Körperbeherrschung, Geschicklichkeit und Konzentration stehen an erster Stelle. Über das weitläufige Areal des Drügendorfer Steinbruchs, in dem sonst Kies gefördert wird, verteilen sich zehn abgetrennte Parcours, sogenannte Sektionen. Jede Sektion, die je nach Leistungsklasse mit unterschiedlich schweren Hindernissen gespickt ist, gilt es dreimal zu überwinden. Am Ende siegt der Teilnehmer mit den wenigsten Strafpunkten. Gezählt und vergeben werden die Maluspunkte von den Streckenposten, die genau hinsehen, ob ein Fahrer nur mit einem Bein den Boden berührt oder komplett absteigen muss. Die jüngsten Talente werden in der Fahrradklasse schrittweise an den Motorradsport herangeführt. Hier manövrieren sich 18 Teilnehmer auf BMX-Rädern mit besonders dicken Reifen über etwas kleinere, aber nicht minder anspruchsvolle Parcours.

Für den heimischen MSC dabei ist der 13-jährige Tobias Schmitt, der in seiner bisher fünfjährigen Karriere bereits mit einigen vorderen Plätzen bei süddeutschen- und fränkischen Meisterschaften aufhorchen lassen konnte. „Trialfahren ist Kopfsache. Es macht viel Spaß und ist gut für die Geschicklichkeit und die Konzentration“, erklärt Tobias.

Die Königsklasse des Trialsports ist jedoch die Motorradklasse 2. Einer der Hoffnungsträger beim MSC Fränkische Schweiz in dieser Wertung ist Oliver Dummert, der schon 15 Jahre Erfahrung hat. Nach der Hälfte der Strecke ist der Lokalmatador mit seiner Leistung trotz der schwierigen Bedingungen zufrieden. „Mir wäre es lieber gewesen, es hätte gar nicht aufgehört zu regnen“, erklärt der 24-Jährige lachend, steigt aufs Gas und düst zur nächsten Sektion. Am Ende reicht es für ihn zu Platz 4.

Einer der routiniertesten Teilnehmer im Feld ist Wolfgang Bauer. Der 63-Jährige startet für den MSC Gefrees und ist seit 1969 in der Szene aktiv. Er geht in der Leistungsklasse 4 in der Klasse Ü40 an den Start. Die Vorzüge des Trialfahrens sieht der später fünftplatzierte in der Art und Weise des Wettkampfes: „Hier siegt nicht der mit der besten Technik oder der besten Maschine, es kommt einzig und allein auf dem Fahrer und sein Geschick an.“

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