Sterben Milchviehbetriebe im Landkreis aus?

6.8.2008, 00:00 Uhr
Sterben Milchviehbetriebe im Landkreis aus?

© Meyer

Den Milchviehbetrieb der Eltern übernehmen? Da winkt der Nachwuchs allzu oft ab. Die Aussichten: Arbeiten von früh bis spät, an Urlaub ist nicht zu denken, die Kuh nimmt keine Rücksicht auf Feiertage und Weihnachten kennt sie auch nicht. Vor allem aber: Das eigentliche Produkt, qualitativ hochwertige Milch, so der Bauernverband, werde nicht angemessen entlohnt.

Bei einem Pressegespräch am Hof des Milchviehbetriebs Markus Galster in Pinzberg, machen die Bauern deutlich, dass es so nicht weiter gehen kann. Bei den Verbrauchern sei man nach dem Lieferstopp durchaus auf Verständnis gestoßen, so Hermann Greif, Kreisobmann der Bauern im Landkreis. «Die sind bereit, etwas mehr für gute Qualität zu zahlen», ist er sich sicher. Doch derzeit bekommen die Milchbauern pro Liter 33 Cent - soviel wie vor 20 Jahren.

Gerade so davon leben

«Da sind keinerlei Investitionen möglich», klagt Galster, der selbst 60 Kühe hat. «Nur gerade so davon leben zu können - das ist vor allem jungen Leuten zu wenig.» Welches Druckmittel haben die Bauern? Das Wegschütten der guten Milch habe zwar gelungene Bilder für die Medien ergeben, letztlich habe es jedoch einen finanziellen Verlust für die Bauern bedeutet. Eine Streikkasse gibt es nicht, der Ausfall musste teuer bezahlt werden.

Der Konzern Müller in Aretsried hatte im April deutlich gezeigt, wer am längeren Hebel sitzt, als er 250 Bauern nach deren Protesten kurzerhand die Verträge kündigte. Zudem: «Was nützt der Lieferstopp in Deutschland, wenn dann die Lieferanten aus den Niederlanden, Frankreich und Belgien aushelfen?», fragt Greif.

Diese machtlose Situation macht die Bauern im Landkreis wütend. Solidarität ist nun gefordert. Der Bauernverband hat einen Milch-Stammtisch ins Leben gerufen. Erster Termin wird bereits am kommenden Freitag sein. Hier will man die Milchviehhalter aus dem Landkreis an einen Tisch bekommen. «Wir brauchen die Unterstützung der Politik», so Bauernverband-Geschäftsführer Werner Nützel.

Gemeinsam will man Forderungen vertreten, um den Milchviehbetrieben eine Zukunft zu geben. Und die Liste ist lang. So will man den Preisdruck des Einzelhandels stoppen. Unter anderem soll auch der Wettbewerbsnachteil beim Agrardiesel abgebaut werden. Hier habe etwa Frankreich durch günstigere Konditionen einen drastischen Wettbewerbsvorteil.

Kosten im Millionenbereich

Die Zahl der Milchviehhalter im Landkreis Forchheim ist entsprechend stark rückläufig. Seit 1995 hat fast die Hälfte der Milchbauern aufgegeben. Galster ist der einzig verbleibende in Pinzberg. Einige wenige Mutige gibt es noch. So habe in Poxdorf ein junger Landwirt gerade in einen modernen Milchviehbetrieb investiert. Kosten dafür gehen schnell in den Millionen-Bereich, die Milchquotenregelung gilt noch bis zum Jahr 2015. Was dann kommt, weiß keiner. «Das ist, wie wenn du eine Aktie kaufst und überhaupt keine Ahnung hast, wie die sich entwickeln wird», sagt Greif.

Der Milch-Stammtisch trifft sich am Freitag, 8. August, um 20 Uhr in Eggolsheim, Gasthaus Schwarzes Kreuz.