Stolze 100 Jahre auf den Ziegeln und Steinen

24.10.2016, 11:00 Uhr
Stolze 100 Jahre auf den Ziegeln und Steinen

© Foto: Anestis Aslanidis

HEROLDSBACH — Wenn man zurückblicke auf 100 Jahre Kuratenhaus Heroldsbach, dann sei dies nicht einfach ein „altes Haus“, sondern sei während dieser Zeit immer wieder belebt worden durch die Bürgerschaft von Heroldsbach, so der Kreisheimatpfleger eingangs seines Vortrages. Inzwischen habe das Gemäuer stolze 100 Jahre auf den „Ziegeln oder Steinen“, so der Kreisheimatpfleger.

Doch wie entstand die Idee zum Erbau des Kuratenhauses? Dippacher nahm die Besucher mit auf eine Zeitreise zurück zu den Anfängen des mitten in Heroldsbach stehenden Prachtbaues. Die Pfarreien Heroldsbach, Oesdorf, Thurn, Wimmelbach und Poppendorf seien damals sogenannte Filialgemeinden gewesen. Die Fürsten hätten damals die Religion gewechselt und so sei es gekommen, dass die ursprünglich im 13. Jahrhundert gegründete Pfarrei Heroldsbach im Jahre 1518 von den Obrigkeiten genommen wurde.

Man sei damals der Pfarrei in Hausen angegliedert worden und habe zudem auch keinen eigenen Kaplan mehr gehabt. Die „Kaplanei“ sei 1854 in Hausen gegründet worden und seitdem hatte man Kapläne in Hausen, die auch Heroldsbach und seine Ortsteile mitbetreuten.

Um die Jahrhundertwende habe es einen stetigen Wechsel der Kapläne in Hausen gegeben, was dazu geführt habe, dass die Kapläne keine rechte Bindung zu den Filialgemeinden aufbauen hätten können. Man habe damals von Seiten der Heroldsbacher alles daran gesetzt, auch wieder eine eigene Kaplanei nach Heroldsbach zu bekommen.

1914 sei ein geschichtsträchtiges Jahr gewesen, denn zu diesem Zeitpunkt sei der junge Oberpfälzer Kaplan Johannes Gailer zum Hausener Pfarrer Adler versetzt worden. Das sei damals eine tolle Geschichte gewesen, denn damit habe auch die Entstehungsgeschichte des Kuratenhauses ihren Anfang genommen, so Dippacher. Am 20. April 1914 sei dieser Kaplan schließlich von Bamberg aus nach Hausen versetzt worden. Am 31. Mai 1914 habe der junge Kaplan bereits die Frechheit besessen und bei einer Veranstaltung des Josefvereins in Heroldsbach im ehemaligen Gasthaus zur Post (heutiger Dorfplatz) einen Kuratie-Hausbauverein gegründet.

Kaum in Hausen angekommen habe er – sehr zum Leidwesen des Hausener Pfarrers – jede Menge Umstrukturierungen vorgenommen. Der Freiherr Friedrich Karl von Sturmfeder-Horneck, „der Baron“ genannt, habe das Bestreben des jungen Kaplans unterstützt. Schon am nächsten Tag sei er gemeinsam mit dem Kaplan in Filialgemeinden gefahren und habe Mitglieder für den Kuratie-Hausbauverein geworben.

Dabei gab es am Anfang auch ziemliches Störfeuer für dieses Projekt – unter anderem aus Wimmelbach. Der dortige Bürgermeister forderte die Bürger auf, falls für den Bau eines solchen Kuratenhauses Gelder gesammelt würden, sich nicht an der Finanzierung zu beteiligen.

Unterstützung erhielten die Heroldsbacher für ihr Ansinnen aus Poppendorf. In einer Aufklärungsversammlung sprachen sich die Poppendorfer Bürgerinnen und Bürger per Unterschrift einstimmig für einen Beitritt dieses Vereins aus.

Am 23. Januar 1916 habe man schließlich mit dem Bau begonnen.  Nach der Grundsteinlegung am 1. Juni 1916 konnte das Gebäude bereits am 1. November 1916 bezogen und am 19. November1916 eingeweiht werden.

Heute residiert der Künstler Wolfgang Schmidt mit seinem Atelier im Erdgeschoss. Und die Zukunft? Kreisheimatpfleger Edwin Dippacher hofft, dass man im Gemeinderat die Weichen für die Umnutzung des Kuratenhauses stellt. „Das ursprüngliche Haus der Bürger soll ein Haus der Bürger bleiben“, wünscht er sich.

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