Storchen-Mama ist der perfekte Pizza-Service

9.5.2015, 15:00 Uhr
Storchen-Mama ist der perfekte Pizza-Service

© Roland Huber

Was gibt’s heute zu Essen?

In Tierkreisen sehr beliebt: Der Liefer-Service. Die Störchin auf dem Forchheimer VHS-Gebäude zum Beispiel sucht auf Bestellung ihrer Kleinen in der Umgebung nach Würmern, Insekten und kleinen Fischen, schluckt das Menü halb herunter bis es im Kropf landet, fliegt zurück und würgt das Forchheimer Allerlei direkt in die Jung-Schnäbel hinein. Störche gehören zu den Nesthockern und müssen besonders bemuttert werden. Blind und fast nackt schlüpfen sie aus dem Ei. Ähnlich fürsorglich gehen die Mutter-Kolleginnen aus dem Hause Meise, Grün- und Buchfink vor.

Während Fink junior aber nach acht bis zehn Tagen soweit aufgepäppelt ist, dass er das Nest verlässt, dauert es bei Störchen zirka zehn Wochen bis zu den ersten Flugversuchen und selbst dann bleiben die Jungstörche bei ihren Eltern — bis die Grand Tour ansteht, die Reise in den Süden. Nicht alles, was Mütter ihren Kindern an Essen anbieten, schmeckt den Kleinen. Das gilt auch bei Tieren. Biber-Mütter haben es da besonders schwer.

Zirka 30 Biber-Familien leben im Landkreis, sagt Gunter Brokt, Naturschutzwächter des Landkreises. Die ersten drei, vier Wochen sind unproblematisch, die Mütter stillen. Dann kommt die Zeit der Umgewöhnung und, man traut es sich kaum zu schreiben, der erste „Brei“, den die Biber-Mutter anbietet, ist ihr eigener Kot. Ein „Nein, das ess ich nicht“ darf sie nicht akzeptieren. Im Kot sind Enzyme, die der Biber-Nachwuchs braucht, um fortan mit Pflanzen-Mahlzeiten satt zu werden. Wer den Kot nicht frisst, dem droht das schauerliche Ende des Suppenkaspers.

Lernt der Junge genug?

Manches haben uns die Tiere voraus: Der kleine Biber etwa weiß von Beginn an, wie er mit einem Sanduhren-Biss den Stamm bearbeiten muss. Das kann er instinktiv. So einen Instinkt würden sich Menschen-Kinder beim Latein-, und Mathe-Lernen wünschen. Aber auch der Biber kann nicht alles von selbst. Stichwort: Hygiene. Die Frisur ist der Biber-Mama egal, aber Haare kämmen will gelernt sein. Ein gepflegtes Fell ist überlebenswichtig, weil es wärmen, kühlen, auf jeden Fall isolieren muss.

Auch die Flussregenpfeifer-Mama hat einen Lehrplan aufgestellt. Ganz oben auf der Liste befindet sich die Pick-Technik. „Immer wieder hackt sie mit dem Schnabel auf dem Boden und zeigt so, wie man die kleinen Insekten findet und pickt“, erzählt Gunter Brokt. Die falsche Technik und das Küken macht unfreiwillig eine Diät. Zu finden sind die Vögel in der Büg bei Eggolsheim.

Kannst Du mich mal fahren?

Mütter ohne Führerschein sind wie Lokführer ohne Zug. Mama am Steuer muss Stefan zum Fußball-Training fahren, Jana zur Klarinetten-Stunde und alle beide zu ihren Freunden. Kängurus und andere Beuteltiere sind bei uns wenig verbreitet. Dafür gibt es den Haubentaucher. Die rudern ihre Küken von A nach B. „Wenn die Kleinen müde sind, dann krabbeln sie auf den Rücken und die Mama wird zum Boot“, sagt Gunter Brokt.

Wie schütze ich die Kleinen?

Es gibt Rehmütter, sagt Gunter Brokt, die haben Füchsen schon das Fürchten gelehrt und mit ihren Hufen dem Fuchsleben ein Ende bereitet. Auch die winzige Zaunkönig-Mama (neun bis zehn Zentimeter groß) wird zu einer Furie, wenn sie ihre Brut in Gefahr sieht. Selbst wenn ein Mensch, im Schnitt 20 Mal so groß wie die Zaunkönigin, dem Nest zu nah kommt. Dann fliegt sie wie wild geworden vor ihm her und versucht, ihn zu verscheuchen.

Kümmerst du dich mal?

Die Alice Schwarzer der Tierwelt lebt im Wildpark Hundshaupten und ist von Natur aus Nandu-Mutter. Sie legt ihr Ei und damit hat es sich. Die Elternzeit muss der Nandu-Papa ganz alleine meistern, sagt Sandra Weber, Tierpflegerin im Wildpark. Normalerweise aber läuft das Spiel umgekehrt. Hirsche, Schafböcke und Co. haben ihren kurzen amourösen Spaß und machen dann ganz schnell die Fliege. Bei Fliegen übrigens kümmern sich weder Mutter noch Vater um die Maden, das ist aber auch nicht nötig.

Ein traditionelles Rollenbild der Frau leben die Kaninchen. Die Mutter-Liebe nimmt hier selbstausbeuterische Züge an: Kaninchen-Mamas rupfen sich ihr Fell aus, damit die lieben Kleinen ein weiches Nest haben. Keiner soll sagen, das tut nicht weh. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen die Gleichberechtigung groß geschrieben wird. Füchse, aber auch Enten und Störche kümmern sich gemeinsam um den Nachwuchs. Manche teilen sich auch die Aufgaben. Während der Erpel Wachmann spielt, schwimmen die Küken der Enten-Mama hinterher.

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