Tag der Offenen Brauereien bietet Blick in die Kessel

22.5.2016, 10:02 Uhr
Bierkönigin Carina II. lässt sich das fränkische Bierin guter Gesellschaft schmecken.

© Udo Güldner Bierkönigin Carina II. lässt sich das fränkische Bierin guter Gesellschaft schmecken.

Eine Brauereibesichtigung bietet Eichhorn-Chef Konrad Greif nicht an. "Bei uns geht das aus hygienischen Gründen nicht." Aber einen Blick auf das "in Oberfranken sehr selten gewordene Kühlschiff mit 4000 Litern Fassungsvermögen" unter dem Dach des Traditionsbetriebes in der Bamberger Straße darf ich doch werfen.

Braumeister Michael Kühler aus Bamberg, der mit dem "Kunner" rund 2500 Hektoliter im Jahr herstellt, führt durch die kleinste Brauerei in der Stadt. Vorbei an einer antiken Schrotmühle, die immer noch ihren Dienst tut, geht es hinab in die Katakomben, in denen das Annafestbier auf durstige Kehlen wartet. Während seine Kollegen das begehrte Bier bereits ausschenken, bleibt Konrad Greif, der noch im Brauhaus Forchheim gelernt und den Familienbetrieb 1980 übernommen hat, seiner Linie treu. "Sonst ist es auf dem Kellerwald doch nichts besonderes mehr."

Für Bürgermeister Franz Streit, den man bei einem Seidla am Eingang des Hebendanz findet, ist "das Wichtigste, dass alle Forchheimer Brauereien zusammenarbeiten." Dabei war lange nicht klar, ob Fritz Hebendanz mitmachen würde, Erst im letzten Moment, die Flyer waren schon gedruckt, hat er sich angeschlossen. Vor seiner Wirtschaft haben sich vor allem junge Besucher auf Treppenstufen, Parkbänken und Fahrradständern niedergelassen. Einige haben ihren eigenen Krug am Gürtel dabei. Bei rund 30 Grad im Schatten, so in der Sattlertorstraße einer zu finden ist, genießen sie die Hebendanz-Spezialität "Bächla" oder Neders "Schwarze Anna" und dazu frisch Gegrilltes. Da spült "as Kunnerla", ein historisierter Brauerei-Shuttle mit Christopher Brendel aus Plech am Steuer schon die nächsten Genießer heran. Denn so klein die Braustätten auch sein mögen, ihre Vielfalt an hellen und dunklen Bieren, an Bock und Lager, an Pils und Festsorten sucht ihresgleichen.

Bierkönigin dreht ihre Runden

Während die inzwischen siebte oberfränkische Bierkönigin Carina II. alias Carina Schneider und der legendäre Biererfinder Gambrinus in Person Jürgen Zöbeleins ihre Runden drehen, kommt Nico Cieslar ins Schwärmen: Selbst eine Bierstadt wie Bamberg habe kein solches Ereignis, so der Leiter der städtischen Tourismus-Zentrale, während er das "Achhörnla" Braunbier testet. Da hat Neder-Braumeister Rainer Kalb in der "ältesten Brauerei der Stadt" die achte Begehung des Sudhauses bereits hinter und die Heiserkeit noch vor sich. Wie seine Kollegen erzählt er von der regionalen Herkunft der Zutaten, Wasser aus Forchheim, Malz aus Frauenaurach und Hopfen aus Spalt. Er schildert welche "Kunst es ist, die geschmackliche Balance" zu finden und ist stolz darauf, "dass wir handwerklich gute Arbeit leisten und nicht nur auf ein Knöpfchen drücken."

Davon überzeugen sich herbeigelaufene und herangeradelte Gäste im Neder-Innenhof beim zeitgleich stattfindenden Hoffest, das noch bis in den späten Abend mit Live-Musik Bierfreunde anlockt. Der Braumeister scheint zuletzt in Hochform gewesen zu sein, solche Schlangen bilden sich am Ausschank, während "Der Bernhard, mei Bruder und ich" ein Fußball-Pokalfinale locker überspielen.

Nur einer hat etwas mehr Platz, mehr Technik und mehr Bierausstoß - 15.000 Hektoliter jährlich. An der Serlbacher Straße hat Braumeister Christian Schuster jun. nicht nur mehr Platz als seine beengt arbeitenden Kollegen, sondern auch eine Computersteuerung und ein eigenes Greif-Craft-Bier im Angebot. "Das schmeckt wegen des speziellen Hopfens und des gerösteten Malzes nach Citrusfrüchten und Kaffeebohnen." Nur beim Lagerbier in 0,3 Liter-Flaschen wird wohl bald eine Kehrtwende vollzogen: "Die Kunden haben sich beschwert, und wir kehren zum halben Liter zurück."

Die Zuhörer der Brauerei-Besichtigung dürfen ab nächstem Jahr wiederkommen und an den Rohstoffen knabbern und riechen und in die Kessel blicken. "Wir wollen nach dem Umbau regelmäßige Führungen anbieten." Dann ist beim Greif häufiger "Tag der offenen Brauerei".

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