Tag der offenen Gartentür: Blick über fremde Hecken

25.6.2014, 07:00 Uhr
Tag der offenen Gartentür: Blick über fremde Hecken

© Ralf Rödel

Es war Liebe auf den ersten Blick. Karin Hörlin erinnert sich noch genau an den Tag vor 19 Jahren, als sie und ihr Mann Hans-Rainer Haus und Garten im Rotdornweg entdeckt haben. „Es war Erntedankfest in Muggendorf“, berichtete sie. Beim Umzug durch den Ort kamen sie an der alten Fabrikantenvilla vorbei und sahen, dass sie zum Verkauf stand.

Das Haus hat Geschichte. „1871 hat es ein Fabrikant in Nürnberg bauen lassen“, erzählt Hans-Rainer Hörlin. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Fränkische immer mehr zum Naherholungsziel wurde, habe der Eigentümer es kurzerhand in Nürnberg abbauen und in Einzelteile zerlegt mit Zug und Leiterwagen nach Muggendorf schaffen lassen. Seit 1910 steht es nun hier im Rotdornweg 20.

Als sich das Ehepaar Hörlin 1995 zum Kauf entscheidet, hat die alte Villa schon einige Renovierungsmaßnahmen hinter sich. Der Garten hingegen ist völlig verwildert. Doch die alten Obstbäume und die große Blutbuche im Eck verleihen ihm Charme. Hans-Rainer Hörlin wusste: „Da kann ich etwas draus machen.

Das Ehepaar lebte damals in Lonnerstadt im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Doch für Haus und Garten zogen sie in die Fränkische und pendelten jeden Tag zur Arbeit. Unzählige Stunden hat der pensionierte Volksschullehrer seither auf dem rund 1000 Quadratmeter großen Hanggrundstück gearbeitet. „Am Anfang ging es erst einmal darum, den Garten überhaupt anzulegen.“

Er arbeitete mit dem, was vorhanden war, bezog die alten Kirsch-, Äpfel- und Birnenbäume in seine Gestaltung mit ein. Alles hat seine Berechtigung, sagt er. So ließ er auch zum Teil abgestorbene Bäume stehen. Es sollte eine blühende Insel entstehen. „Die Gärten drumherum sind ja eher Rasenflächen.“ Doch Hörlin wollte Natur — und zwar eine für ihn ideale Natur. Kein linear angelegter Garten mit in Form geschnittenen Buchsbaumhecken und mit dem Lineal gezogenen Wegen.

Unheimlich dicht

Der 69-Jährige hat einen unheimlich dicht wirkenden Garten angelegt, in dem es auch wilde Ecken und naturbelassene Bereiche gibt. Dafür hat er im vergangenen Jahr den von Vereinigten Raiffeisenbanken und Gartenbauverband ausgeschriebenen Naturschutzpreis erhalten. Und tatsächlich fasziniert hier in jeder Ecke etwas anderes. Da sind die kleinen Steingarten-Etagen mit den kissenartigen Gewächsen. Da gibt es eine Rose, die an einem abgestorbenen Birnenbaum entlang rankelt. Und da ist die große Blumenwiese, die im Frühjahr so oft ihre Farbe ändert — von den weißen Schneeglöckchen über die gelben Narzissen bis hin zu roten Mohnblumen.

Die Liste ließe sich weiter fortsetzen — und sie zeigt: Jeder noch so kleine Winkel hat seinen Reiz. Einer, der oft zufällig wirkt, doch hinter dem viel Arbeit steckt. „Es gibt ständig etwas zu tun, mal muss die wilde Konkurrenz eingedämmt werden, mal müssen die Büsche beschnitten, mal muss kompostiert werden“, erzählt Hörlin. All das ist für ihn jedoch keine Arbeit, sondern „purer Genuss“. Zwischendurch gönnt er sich Pausen, setzt sich auf Bänke oder Stühle, die quer im Garten verteilt sind und genießt die Natur um sich herum.

Fertig sei ein Gärtner nie, sagt er. „Sicherlich, die Grundgestaltung ist da, aber es gibt immer etwas.“ Manches ginge hinüber, manchmal müsse man neue Ideen hineingeben. „So ein Garten ist eben ein lebendiges Bild.“

Der Tag im Überblick:

Zum Tag der offenen Gartentür am Sonntag, 29. Juni, öffnen vier Gartenbesitzer im Landkreis Forchheim von 10 bis 17 Uhr ihre Türen. Die Eröffnungsveranstaltung des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege findet um 11 Uhr im Garten von Hans-Rainer Hörlin, Rotdornweg 20, in Muggendorf statt. Dort wird die Bezirksvorsitzende für Gartenbau- und Landespflege, die CSU-Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, den Veranstaltungstag für ganz Oberfranken offiziell einleiten. Weitere Gärten, die an diesem Tag besichtigt werden können, sind folgende:

„Atelier Tamahara“, Mostviel 5, Egloffstein: Wilder Garten mit romantischen Ecken, verziert mit Keramiken und Skulpturen. Artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Interessanter Gemüsegarten. Preisträger des Naturschutzwettbewerbs 2013 der Raiffeisenbanken und des Kreisverbandes für Gartenbau Forchheim. (Auf dem Wanderparkplatz Mostviel parken und der Beschilderung folgen).

Sabine Kreb, Thuisbrunn 5, Gräfenberg: Wilder Garten mit einer Vielzahl von Aroma- und Heilpflanzen. Verschiedene Tiere wie Esel, Lamas und Pferde. Kleines Café mit selbstgemachten Kuchen. 4. Platz beim Naturschutzwettbewerb 2014 der Raiffeisenbanken und des Kreisverbandes für Gartenbau. (Parkmöglichkeiten an der Kirche Thuisbrunn)

Kerstin Ott und Rudi Meier, Kirchrüsselbach 5a, Igensdorf: Stark terrassierter Garten mit einer Vielzahl von Trockensteinmauern. Ein großer Bachbereich ist integriert. Dachgarten mit vielen Sukkulenten und Trockenpflanzen.

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