„TEAMwork Percussion Quartett“ riss Publikum hin

23.5.2016, 16:58 Uhr
„TEAMwork Percussion Quartett“ riss Publikum hin

© Foto: Udo Güldner

Unter der brennenden Sonne liegt das ausgedörrte Land. Kein Lüftchen regt sich. Kein Lebewesen wagt sich aus dem Schatten. Überall herrschen Hoffnungslosigkeit und Hunger. Der Japaner Minoru Miki (1930—2011) hat den ersten Teil seines in Afrika spielenden „Marimba Spiritual“ als erschütterndes Requiem komponiert.

Ein Totengebet, das auch Mikis eigene Erfahrungen am Ende des Zweiten Weltkrieges einschließt. Mit den metallischen Crotales (Zimbeln), einem bronzenen Bandai-Gong, einer Reihe von Temple-Blocks für weiche Klänge und Wood-Blocks für härtere wird die Szenerie gebildet.

Als zaghaft die ersten Tropfen fallen, wendet sich das musikalische Blatt. In fließenden Bewegungen beschwören Radoslaw Szarek am Marimbaphon und seine drei Kollegen als rhythmische Regenmacher die Wiedergeburt des Lebens. Bald prasseln die Töne herab, bis die Freude über das unerwartete Überleben in einen ekstatischen Aufschrei mündet.

Sturzbäche des Schweißes

Da laufen längst Sturzbäche des Schweißes am „TEAMwork Percussion Quartett“ herab. Wie eine Erholung wirkt dagegen Wolfgang Amadeus Mozarts „Adagio und Fuge c-Moll“. Der Beginn orientiert sich ganz an französischen Ouvertüren der Barockzeit, dann aber flieht die Fuge ins chromatische Extrem.

Den jungen Musikern gelingt es, mit den Schlägen zu singen und schon bald vergessen zu machen, dass da keine Streicher oder Bläser auf der Bühne stehen. Überhaupt sind die vier exzellente Musiker, neben Szarek sind das Sarah Gempe (Bamberg), Christoph Günther (Hof) und Andreas Fuß (Neumarkt). Gleichsam vier vom gleichen Schlag. Auch wenn sie mit Schlägeln aller Art arbeiten und nur an ausgesuchten Stellen einen Bogen zur Hand nehmen, um am Klangholz entlang psychedelische Effekte zu erzielen, eher einem Streichquartett vergleichbar.

Wobei sie auf Grund der Komplexität der Partitur immer ein Auge dahin wenden, während das andere auf die Mitspieler gerichtet ist, denn die fast schon zu gute Akustik des Raumes verzeiht keine Ungenauigkeiten. Sie sorgt auch dafür, dass dynamisch durchschlagende Stücke wie Eckhard Kopetzkis „Drums Ahead“ oder Astor Piazzollas „Libertango“ noch im Innenhof der Kaiserpfalz gut zu hören sind.

Radoslaw Szarek hat als Solist ein ungeheures Tempo zu bewältigen, dabei teuflisch exakt zu bleiben und zudem noch die Erzählung nicht aus dem Auge zu verlieren. Der Professor an der Hochschule für Musik Nürnberg hat jedoch wie seine Kollegen das Einfühlungs- und das Durchhaltevermögen, zwei Stunden wie wenige Minuten wirken zu lassen. Das Konzert darf als Glücksfall gelten und bedarf unbedingt eines Da capo.

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