Teichwirte warnen vor Biber- und Fischotter-Invasion

20.3.2017, 13:00 Uhr
Possierlich ist er ja, der Biber. Nichtsdestotrotz wird er nicht überall gerne gesehen. Besonders für Teichwirte wird das Nagetier oftmals zu einem richtigen Problem.

© dpa Possierlich ist er ja, der Biber. Nichtsdestotrotz wird er nicht überall gerne gesehen. Besonders für Teichwirte wird das Nagetier oftmals zu einem richtigen Problem.

Die Interessen des Naturschutzes und der Teichwirtschaft unter einen Hut zu bringen, das ist das Ziel gemeinsamer Gespräche von Naturschützern und Teichwirten. Einfach ist das allerdings nicht. Das wurde bei einer Informationsveranstaltung der Teichgenossenschaft und des Bezirks Oberfranken am Freitag in Aufseß deutlich, in der es um den richtigen Umgang mit dem Biber und dem Fischotter geht.

Die Fischerei habe zunehmend Probleme mit Kormoranen, Reihern, Bibern und Fischottern, beklagte Thomas Speierl, Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks. Lösungen seien kaum in Sicht. Peter Thoma, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, sprach sich für ein vernünftiges Management aus, das Schäden von vornherein vermeidet. Dies sei allemal besser, als die entstandenen Schäden im Nachhinein umständlich und mit großem bürokratischem Aufwand zu reparieren, so Thoma.

Otter wird Franken überrennen

Bei der Infoveranstaltung wurde schnell deutlich, dass es nicht nur der Biber ist, von dem großes Ungemach ausgeht, sondern auch der Fischotter. Alexander Horn aus Helmbrechts ist nicht nur Beirat der Teichgenossenschaft, sondern seit 15. Februar auch einer von bayernweit drei Biberberatern.

"Der Otter wird Oberfranken überrennen", sagte Horn. Die Schäden seien seit 2011 immens gestiegen. In der Oberpfalz seien bereits ganze Teichketten fischfrei, da ein Otter bis zu 20 Fische pro Tag frisst. "Es gibt Hobbyteichwirte, die setzen 2000 Forellen ein und fischen am Ende nicht eine einzige", sagte Horn. Er bezeichnete den Otter bereits heute als "Sargnagel für die Fischerei".

Ziel der Arbeit des Otterberaters ist es unter anderem, Bestandsaufnahmen von betroffenen Teichen zu machen, einen bayernweiten Überblick über die Otterpopulation zu schaffen und geeignete Abwehrmaßnahmen zu finden. In Niederösterreich dürften Fischotter bereits offiziell "entnommen", also geschossen, werden, da sie die Bachforelle in ihrem Bestand gefährden. Ähnliche Maßnahmen könnten - sofern entsprechend fundierte Zahlen vorläge - auch für Bayern denkbar sein.

Was auch der Biber alles anrichten kann, berichtete Simon Abt von der Fachberatung für Fischerei. Die Aktivitäten des Bibers reichen vom Unterhöhlen der Dämme über die Verstopfung von Mönchbauwerken, die Verlegung von Zulaufgräben bis hin zur Störung der Winterruhe (vor allem der Karpfen) und natürlich das für alle sichtbare Fällen von Bäumen.

Nicht nur, dass es dadurch zur Beeinträchtigung der Wasserversorgung der Teiche kommen kann, auch Überschwemmungen sind keine Seltenheit. Gefahr für Leib und Leben von Menschen geht davon aus, wenn zum Beispiel Uferränder untergraben sind und einzustürzen drohen.

Gegenmaßnahmen wie etwa Steinschüttungen, Stahlmatten, Weidezäune und andere Möglichkeiten sind nach den Worten von Simon Abt allesamt zu aufwändig und zu kostenintensiv. "Bei größeren Teichanlagen ist das völlig unrentabel", sagte Abt. Und so bleibe abermals nur die "Entnahme", also die Tötung des Tieres. Die Genehmigungsverfahren dazu sollten dringend vereinfacht werden, sagte Abt. Zumal sich die Biberpopulation bayernweit in einem guten Zustand befinde und der Nager nirgendwo mehr gefährdet ist.

1400 Biber getötet

Eine Lanze für den Nager brach Horst Schwemmer, Biberberater für Nordbayern. Er bezeichnete den Biber als Motor der Artenvielfalt, der seit Millionen von Jahren in ganz Bayern heimisch gewesen sei, bis er vor einigen Generationen ausgerottet wurde.

Aktuell gebe es wieder rund 20 000 Tiere in Bayern. Allerdings seien im zurückliegenden Jahr bereits 1400 Biber "entnommen" worden. Die Schäden für die Land-, Forst- und Teichwirte in Jahr 2016 bezifferte er auf nur knapp 20 000 Euro. Dabei handelt es sich freilich nur um offiziell gemeldete Schäden. Die meisten Teichwirte, so steht zu befürchten, scheuten den bürokratischen Aufwand.

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