Thurnerin durfte in der Royal Albert Hall auftreten

26.4.2016, 08:00 Uhr
Thurnerin durfte in der Royal Albert Hall auftreten

© Foto: privat

Hier feuerten Pink Floyd 1968 bei ihrer Performance des Songs „A saucerful of secrets“ zwei Kanonen ab und bekamen Hausverbot. Hier feierten Eric Clapton und James Last jahrzehntelang Erfolge. Am Ostersonntag ließen es Suzuki-Schüler aus aller Welt in Kensington krachen.

„Das war ein unbeschreibliches Erlebnis, mit weit über 1000 Musikern inmitten einer solch beeindruckenden Konzerthalle zu stehen und zu spielen“. Neben sich, vor sich und hinter sich nur Geigen, soweit das Auge reichte. Ronja Kalweit, seit acht Jahren von ihrem Streichinstrument begeistert, glaubte sich „in dieser riesigen Halle mit dem gespenstischen Licht in einer unwirklichen Traumwelt“.

9000 Zuhörer

Bisher spielten die beiden Freundinnen, die von Sieglinde van de Klundert in der „Streicherakademie Forchheim“ unterrichtet werden, höchstens vor einigen 100 Zuhörern. Nun waren es 9000, darunter auch Kalweits Großeltern. „Aber so richtig bekommt man das während des Konzertes gar nicht mit. Man wird in der Masse der Musiker von den anderen mitgerissen. Angst vor Fehlern hat man da auch nicht.“

Unter den mehr als 1300 Musikern bildeten die Geigen mit rund 700 Schülern vom Grundschulkind bis zum Erwachsenen die größte Gruppe.

„Es waren 27 Nationen und 22 Sprachen vertreten“, so Julia Gebhardt, die am Herder-Gymnasium Forchheim kurz vor dem Abitur steht und trotzdem eine ganze Woche ins Ausland gefahren war.

Von London sahen die Nachwuchsmusikerinnen indes nicht viel, wenn man vom Pflichtprogramm Tower und Buckingham Palast, sowie Harry Potters legendärem Bahnsteig 9 3/4 absieht.  Die Workshops im Imperial College, ebenfalls im Stadtteil Kensington, dauerten beinahe den ganzen Tag. Auch hier regierte das Monumentale, waren es doch gleich 150 bis 200 Schüler pro Gruppe. „Das funktionierte überraschend gut“, so Julia Gebhard. Schließlich habe man sich seit Weihnachten intensiv vorbereitet und kannte die Stücke auswendig.

„Unsere Lehrer kamen aus der ganzen Welt. Natürlich aus England und Polen, aber auch aus den USA und Australien und sogar aus Namibia“, sagt Kalweit, die auf die Waldorfschule Erlangen geht und dort auch im Orchester spielt.

Vor Ort trafen sie auch den 83-jährigen Professor Koyi Toyoda, Präsident des „Talent Education Research Institute“. Er bewahrt das Erbe des japanischen Musikpädagogen Dr. Shinichi Suzuki, der die Suzuki-Methode zum spielerischen Erlernen verschiedener Instrumente, besonders der Streicher, entwickelt hat.

Nach der beeindruckenden Woche jenseits des Ärmelkanals haben Ronja Kalweit und Julia Gebhardt ihr Instrument noch tiefer ins Herz geschlossen. „Man hat gehört, was andere durch Üben erreichen können. Man ahnt, was einem selbst noch möglich ist. Das ist ein Ansporn, mehr zu tun, auch wenn die Schule nicht viele Freiräume lässt.“

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