Trailsdorfer gibt Tipps: Knigge für die Weihnachtsfeier

11.12.2018, 10:00 Uhr
Trailsdorfer gibt Tipps: Knigge für die Weihnachtsfeier

© Foto: Gennadiy Poznyakov - Fotolia.com

Herr Wissenz, das Klischee eines Abends voller Peinlichkeiten wäre, zu viel Alkohol zu trinken und sich auf einen Flirt mit Kollegen einzulassen. Ist das ein Tabu?

Bruno Wissenz: Ein Tabu ist es nicht. Flirten ist die schönste Art zu kommunizieren, finde ich. Aber man sollte sich bewusst machen, welche Konsequenzen es haben könnte. Man sieht seine Kollegen ja wieder. Wenn man unsicher ist, sollte man es besser lassen. Und Alkohol oder Drogen ganz allgemein können fiese Folgen haben, das ist sehr gefährlich. Auf einer Firmenfeier möchte man nicht negativ auffallen. Deshalb ist es besser, gar keinen oder möglichst wenig Alkohol zu trinken. 

Ist es schon ein Fehler, die Teilnahme an der Feier abzusagen?

Bruno Wissenz: Ich habe selbst auch schon Weihnachtsfeiern veranstaltet. Als Organisator wünscht man sich natürlich, dass möglichst viele Leute kommen. Auf der anderen Seite ist Ehrlichkeit ein hohes Gut. Besser, ich bleibe zu Hause, statt mit schlechter Laune auf die Feier zu gehen. Ich denke, im Zweifelsfall ist es schon besser, Präsenz zu zeigen. Mit meiner Teilnahme zeige ich schließlich, ich gehöre dazu und arbeite gern mit euch zusammen.

Welche sind die tiefsten Fettnäpfchen auf Weihnachtsfeiern?

Bruno Wissenz: Das Schwierige daran ist, dass es ganz auf die Firma ankommt. Die Weihnachtsfeier kann ja in einem gehobenen Business-Umfeld sein oder in einem kleinen, familiären Unternehmen. Das Schlimmste ist, wenn man sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hat. Schließlich bewegen wir uns in einem öffentlichen Umfeld und sind noch dazu von unseren Vorgesetzten umgeben. Die grundlegenden Höflichkeitsformen sind ein Muss, genauso wie guter Smalltalk, Kleidungsstil und, dass man anständig essen kann. Wer wenig isst, sollte wissen, dass sich dann Säuren bilden, die für Mundgeruch sorgen – so wie Kaffee und Rauchen auch. Das ist ein No Go.

Trailsdorfer gibt Tipps: Knigge für die Weihnachtsfeier

© Foto: Wissenz

Der Sinn einer Firmenfeier ist ja auch, Kontakte zu vertiefen. Kann ich da etwas falsch machen?

Bruno Wissenz: Wenn jemand zu aufdringlich wirkt und das Gefühl vermittelt, er oder sie möchte sich besonders darstellen, um seine oder ihre Karrierechancen zu vertiefen, kann das nach hinten losgehen. Wenn ein Azubi zum Beispiel punkten will und die Personalchefin belagert, die eigentlich ihre Ruhe haben will. Da gilt es ein Mittelmaß zu finden.

Stichwort Garderobe: Ruhig leger oder lieber etwas schicker?

Bruno Wissenz: Wenn ich nicht weiß, wie der Rahmen der Feier ist, schadet es nicht, vorher einmal Kollegen zu fragen. Damit zeige ich ja auch Interesse. Im Zweifelsfall ist es besser, ein wenig overdressed zu sein als underdressed. Wenn ich vor Ort merke, ich bin zu schick, kann ich zumindest immer noch das Sakko ausziehen oder die Krawatte ablegen. Oder ich federe es mit Humor ab und mache einen Witz darüber, dass ich für den Anlass eine besondere Krawatte herausgefischt habe. Über sich selbst lachen zu können, ist sowieso in jeder Situation gut.

Sind berufliche Themen auf der Feier tabu?

Bruno Wissenz: Nein, Berufliches gehört auch zum Smalltalk. Aber aufpassen sollte man schon, dass nicht der Eindruck entsteht, man hätte keinen Tiefgang und kenne kein anderes Thema. Alle Themen, die zu Konflikten führen könnten, sollten aber vermieden werden, wie Religion, Politik und Fußball. Es gilt, die Waage zwischen Nähe und Distanz zu halten. Es geht ja darum, seine Kollegen besser kennenzulernen, aber nicht zu persönlich zu werden. Eine Vorbereitung kann sehr hilfreich sein.

Inwiefern?

Bruno Wissenz: Eine Weihnachtsfeier ist ein guter Anlass, um über sich selbst nachzudenken. Wie wirke ich auf andere und vor allem, wie möchte ich wirken? Denn das ist in jedem Job wichtig und es ist etwas, das ich sehr leicht beeinflussen kann. Es lohnt sich auch generell, solche Smalltalk-Situationen zu üben. Zum Beispiel, indem ich mich mit einem Kollegen auf einen Kaffee treffe. Ich rate davon ab, sich vorher explizit bestimmte Themen zu überlegen, weil man dann zu sehr an seine Liste denkt. Je sicherer ich mich bei Smalltalk fühle, desto mehr Selbstbewusstsein strahle ich aus.

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