Trauer über die „Katastrophe“ von Belo Horizonte

9.7.2014, 20:00 Uhr
Trauer über die „Katastrophe“ von Belo Horizonte

© Damir Sagolj/REUTERS

Daniel Madalena, Filialleiter des Buonissimo in Forchheim, hat das Spiel gemeinsam mit Kollegen — viele davon ebenfalls mit brasilianischer Familiengeschichte in der Eisdiele gesehen. „Wir hatten schon zu“, berichtet Madalena. „Ein Glück. Das Spiel war eine Katastrophe.“

Das Buonissimo spielt mit seinen Kunden auf der Facebookseite der Eisdiele ein Tippspiel. Madalena selbst glaubte zwar, dass Brasilien verlieren würde — 2:1 oder 3:1 — aber eben nicht so und nicht so hoch. „Sie hätten wahrscheinlich auch mit Neymar verloren, der Druck war einfach zu groß.“ Die Seleção habe nach den ersten Toren Panik bekommen und dann das Fußballspielen eingestellt. „Aber Deutschland hat auch ein super Spiel gemacht, Congratulations!“

Das 1:7 sei ähnlich wie Maracanazo, die Niederlage im Finale der Weltmeisterschaft gegen Uruguay 1950, die zu einem nationalen Trauma führte. „Freilich ist jetzt jeder traurig, aber das ist Sport, das ist normal“, sagt Madalena. „Das geht vorbei.“ Er wird nun Deutschland im Finale die Daumen drücken.

Eine Katastrophe hat auch Adriana Sarahyba gesehen. Die Sängerin, 2005 nach Gößweinstein gezogen, ist tief enttäuscht. Vor allem, weil sie sich auf ein gutes Spiel zweier starker Mannschaften gefreut hatte und dann eine sehr einseitige Partie gesehen hat. „Ich glaube, das ist auch für Deutschland schade.“

Dass es knapp werden würde, ahnte sie — weil Brasilien bislang im Turnier nicht überzeugt hatte. „Es kann passieren, dass man verliert“, sagt sie. Deutschland habe ein sehr gutes Spiel gemacht. Aber sie vermisste das Aufbäumen, den Kampf, den Teamgeist — und eine Strategie. Deshalb gibt sie auch Trainer Luiz Felipe Scolari die Hauptschuld.

Über Internet und Telefon hat sich die 32-Jährige mit Bekannten in Brasilien ausgetauscht. „Alle sind sehr traurig. Wir waren fünf Mal Weltmeister und dann so etwas. Das ist so peinlich.“ Die Trauer werde ein paar Wochen andauern — „Brasilianer lieben ihr Land und Fußball“.

Enormer Druck

Für Andeson da Costa Silva war das Spiel „ ein Schlag ins Gesicht. Nach der ersten halben Stunde hatte ich Bauchschmerzen, mein Herz hat mir weh getan.“ An Schlaf war kaum zu denken, am Tag danach musste er dann auch noch die Sprüche der Kollegen über sich ergehen lassen. Abwehrchef Thiago Silva und Neymar konnten nicht spielen, dazu der enorme Druck, der mit jedem Tor zunahm: Das sind für ihn die Gründe für die Niederlage, deren Höhe nicht einmal das Entscheidende war.

„In Brasilien hat wirklich jeder erwartet, dass wir gewinnen“, sagt der Stürmer des ATSV Forchheim, der vor wenigen Wochen in seiner alten Heimat war. „Alle Straßen waren gelb-grün geschmückt, die Leute haben zusammen Fußball geschaut. Ich weiß nicht wie andere Nationen mit einer Niederlage umgehen, aber mir geht es schlecht.“ Da Costa Silva hofft nun auf den dritten Platz — und auf einen Sieg, sollte Argentinien der Gegner sein. „Gegen Deutschland zu verlieren ist schlimm, aber gegen Argentinien, das wäre noch schlimmer.“

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