Tüftler statt Spion: Stiftung zu Ehren von Nikolaus Kraus

4.2.2016, 17:00 Uhr
Tüftler statt Spion: Stiftung zu Ehren von Nikolaus Kraus

Nikolaus Kraus wurde 1907 in Reifenberg geboren und wanderte 1929, zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, nach Amerika aus. Dort arbeitete er über ein Jahrzehnt.

Zeitlebens, so berichtet seine Tochter Brunhilde Schierl, suchte er nach einer Lösung für das Energieproblem in Form eines Perpetuum mobile, also einer Maschine, die, einmal angestoßen, beständig aus sich selbst heraus in Bewegung bleibt und dabei auch noch eine Arbeit verrichtet, die Energie liefert, ohne selbst von außen mit Energie versorgt zu werden. Kraus nannte dies „Einkraft“.

Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, erregte der Deutsche, der im Keller an eigenartigen Konstruktionen bastelte, das Misstrauen der Amerikaner, sagt Brunhilde Schierl. Sie hielten Kraus demnach für einen Spion und wollten ihn internieren. Mit Hilfe der Deutschen Botschaft konnte er aber laut seiner Tochter unter falschem Namen nach Deutschland flüchten. Allen persönlichen Besitz, sein Auto und auch sein Motorrad, musste er zurücklassen.

In Deutschland erwartete ihn die Wehrmacht und schickte ihn an die Front. Im Mai 1945, nach Kriegsende, wurde er aus dem Lazarett entlassen. Er heiratete und zog nach Bamberg, wo er, kriegsverletzt und daher als Frührentner, bis zu seinem Tode 1972 lebte. Weil er vor dem Krieg in den USA gearbeitet hatte, erhielt er in Deutschland nahezu keine Rente. Die Ersparnisse aus Amerika waren der Währungsreform zum Opfer gefallen. Viele Jahre lebte die Familie dadurch in prekären finanziellen Verhältnissen.

Tüftler statt Spion: Stiftung zu Ehren von Nikolaus Kraus

„Mein Vater war ein Mensch voller Ideale und Werte, an die meine Stiftung erinnern sollen. Er lebte Ehrlichkeit, Selbstachtung und innere Freiheit vor“, sagt Brunhilde Schierl. Er sei für sie ein Beispiel „für die Unantastbarkeit unserer Würde“. Daher trage die Stiftung mit Sitz in Memmelsdorf seinen Namen. Die Stiftung will mit Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit für die menschliche Würde eintreten und auf das grausame Geschäft der Zwangsprostitution aufmerksam machen.

Kampf gegen Frauenhandel

In der Bamberger Kirche St. Urban erhält daher Lea Ackermann den mit 1000 Euro dotierten Preis der Nikolaus-Einkraft-Stiftung. Ackermann ist die Gründerin der Hilfsorganisation Solwodi und kämpft seit über 30 Jahren gegen die Verletzung der Menschenrechte, gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution von Frauen und Kindern.  Im Rahmen der Preisverleihung wird sie einen Vortrag zum Thema „Das Geschäft mit der Ware Frau und Kind“ halten. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.

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