Türkische Hirtenhunde finden keine Herrchen

18.1.2014, 10:00 Uhr
Türkische Hirtenhunde finden keine Herrchen

© Huber

Neun große Hunde mit dem für die Rasse typischen beigen Fell und den schwarz gezeichneten Köpfen leben hier an der Lände. Wenige Meter nach dem Grundstück des Schäferhundevereins, in Richtung Inselspitze, hat ein 30-jähriger Hobbyzüchter mit Stahlmatten und Maschendrahtzaun einen provisorischen Zwinger errichtet. Im hinteren Bereich sind Hundehütten aufgebaut.

Im Freilauf springen dem Besucher drei Hunde entgegen, offensichtlich erfreut über die Begegnung. Es handelt sich um die Rasse Kangal, ein türkischer Wach- und Hirtenhund mit über 2000-jähriger Geschichte. „Der Jungrüde lahmt seit etwa zwei Wochen“, sagt der Besitzer.

Amtstierarzt Dr. Bernhard Hauser hat dem Hundehalter die Auflage gemacht, mit dem Jungrüden einen Veterinär aufzusuchen. „Das habe ich gemacht“, sagt der 30-Jährige. Der Tierarzt verordnete Tabletten gegen eine Schleimbeutelentzündung. Dies ist aber nicht die einzige Auflage, die dem Hobby-Hundezüchter gemacht wurde.

Gefahr für Spaziergänger

Das Ordnungsamt der Stadt, so führt dessen Leiter Klaus Backer aus, verlangt von dem Hundehalter die Errichtung eines zusätzlichen Zaunes innerhalb des Geländes, etwa einen Meter hinter der jetzigen Umgrenzung. Grund: „Spaziergänger könnten die Hand durch den Zaun stecken und gebissen werden, vor allem Kinder.“

Diesen Zaun, verspricht der Hundehalter, werde er „noch diese Woche“ aufstellen. Er halte seit über zehn Jahren Hunde. Letztes Jahr im April hatte er als Züchter seinen „ersten Wurf“. Der Deckrüde bringt es auf eine Schulterhöhe von gut 90 Zentimetern. Er flößt allein schon durch seine Erscheinung mächtig Respekt ein: „Die Kangals sind gut als Wachhunde“, sagt der Züchter. Die Hunde sind sein Hobby.

Probleme bereitet ihm allerdings der Verkauf der Tiere. Im Internet bietet er sie zur „Verhandlungsbasis“ von nur einem Euro an. Andere verlangen bis zu 1000 Euro für einen Welpen. „Wenn ich weiß, dass sie in gute Hände kommen“, sagt der 30-Jährige gegenüber unserer Zeitung, „dann verschenke ich sie auch.“

Seit fast zwei Jahren befinden sich die Hunde jetzt in Forchheim an der Lände, mit dem Zuwachs durch den Wurf im letzten Frühjahr. Auch am Weingartsteig und in der Pretzfelder Altreuth hatte der Mann schon seinen Zwinger aufgebaut: „Das ist eine Never-ending-story“, seufzt Marianne Wende, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Forchheim. Sie verfolgt den Weg der Kangals seit Jahren: „Über die Haltungsbedingungen regen sich noch mehr Leute auf.“ Sie bewegten sich „immer an der Grenze des Erlaubten“.

Die großen Hirtenhunde brauchen eigentlich viel Auslauf, den sie weder hier noch als Familienhund bekommen. Dies haben sie mit anderen Großhunden gemein, die nicht in ihrer ursprünglichen Funktion, sondern als Schoß- oder Status-Hund gehalten werden.

„Meine Hunde sind sehr lieb und vor allem sehr umgänglich“, meint ihr Besitzer. Nach Beobachtung der Behörden werden die Tiere jedenfalls ausreichend mit Futter und Wasser versorgt. Ihre Liegeflächen allerdings sind aus Sicht des Veterinärmediziners zu klein. Dieses Problem muss der Hundebesitzer nun zusammen mit einigen weiteren, kleineren Auflagen bis Ende des Monats beheben.

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