"Überall Musik": Heiße Rhythmen in Forchheims kühler Altstadt

17.8.2014, 17:31 Uhr
„The Rockin’ Lafayettes“ aus Fürth haben es sich am Bächla bequem gemacht.

© Giulia Iannicelli „The Rockin’ Lafayettes“ aus Fürth haben es sich am Bächla bequem gemacht.

Am Beginn des Abends sieht es freilich noch etwas trostlos aus. Erst nach und nach füllt sich der Paradeplatz rund um die Stereo-Typen, die als „Die Rossinis“ mit gegelten Haaren und Italo-Outfit die Sehnsüchte nach Bella Italia erfüllen. Die drei Unterfranken aus Eußenheim bei Würzburg haben aus ihrem südländischen Aussehen eine Marke gemacht.

Dabei hatte die Band einst als „Uwe und Bernd“ begonnen. Erst ein Besuch an Gioachino Rossinis Grab in der Kirche Santa Croce Florenz hat den Ausschlag gegeben. Dass sie neben Rocco Granatas schnulziger „Marina“ auch anders können, zeigen sie mit Disco-Klassikern à la Tom Jones, die selbst das nebenan ausgeschenkte Greif-Bier zum Brodeln bringt. In der Hauptstraße haben es sich die „The Rockin’ Lafayettes“ aus Fürth am Bächla bequem gemacht.

Sobald Hannes Bernklau, Ferdinand Roscher und Simon Froschauer ihren wehmütig-wilden Südstaaten-Blues entfachen, schwillt das sonst ruhige Gewässer regelrecht zum Mississippi an — obwohl den ganzen Abend über kein Regentropfen fällt. Mit den Hobos, den Landstreichern geht es auf eine rasante Zugfahrt, bei der die Dampflok nicht nur den Rhythmus, sondern auch die rauchigen Stimmen vorgibt. Die Zuhörer tun, weil es zum Sitzenbleiben einfach zu kalt ist, das einzig Richtige — sie tanzen.

Am Rathausplatz wirbeln „The Wonderfrolleins“ nicht nur ihre Petticoats durcheinander, sondern auch die Herzen der schlagerbegeisterten Zuhörer. Mit Querflöte und 50er-Jahre-Charme lassen sie Connie Francis von der „Liebe ist ein seltsames Spiel“ schwärmen. „Es sind Erinnerungen an unsere Jugendzeit, eine schöne Zeit.“ Kein Wonder also, dass die Frolleins mit Conny Froboess „Zwei kleinen Italienern“ mitleiden. Dabei stammt das Trio aus dem Maingebiet.

Manche Nuss zu knacken

Mit der Zeit wird das Durchkommen immer schwieriger. In der Sattlertorstraße geben „Se Hazelnuts“ (Forchheim) ihren Zuhörern manche Nuss zu knacken. Schließlich haben die Jungs einen Ruf zu verlieren. Dass Olli Lotz, Gunther Siegel und Matze Trykowski als Powertrio nicht nur meistbeatend Party machen können, zeigen sie schon bald. Im freilich nicht mehr sichtbaren Schatten der Martinskirche verblüffen sie mit einem A-capella-Gospel „Building on the Rock“, nur um wenig später sägespänigen Country und Western aufs Pflaster zu legen. Ihre Lust auf Provokation, auf ein selbstironisches Miteinander von scherzhafter Ansage und schmerzhafter Musik führt sie bis auf den „L.A. International Airport“, den sie Susan Raye aber gründlich entreißen.

Erste Schweißperlen

Einer der musikalischen Höhepunkte ist die Würzburger Formation „Si Senor“, die am Alten Zollhaus mit lateinamerikanischen Rhythmen die gefühlten Temperaturen um mindestens fünf Grad steigen lässt. Margarita Gonzalez (Spanien) singt und fühlt Samba, Rumba und Tango derart intensiv, dass schon bald erste Schweißperlen zu entdecken sind. Während Gitarrist Jorge Galbassin (Argentinien) zumindest optisch im Hintergrund bleibt, heizt Tomas Perez (Puerto Rico) auf seinen Percussion-Instrumenten die Stimmung und die Tanzlaune an.

In der Apothekenstraße versucht das Fürther Duo „Choco-Latte“ dem dahinplätschernden Wasser mit melodischem Reggae beizukommen. Mit einer tina-turnenden Stimme betört Felicia Peters nicht nur ihren Partner Marcus Klinger (Gitarre), sondern auch die Zuhörer. Am Marktplatz covert die „D&D-Band“, besser bekannt als „Dentler & Dziallas“ aus Erlangen, Legenden des Rock, Pop und Blues. Mit den Kings of Leon, Jimi Hendrix oder den Doobie Brothers geht ihre wunderbare Serenade ihrem Ende entgegen. Kaum ist der letzte Ton verklungen, schon lässt sich auch der Regen blicken.

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