Undichtes Dach gefährdet Egloffsteiner Praxis

18.5.2016, 17:55 Uhr
Undichtes Dach gefährdet Egloffsteiner Praxis

© Archivfoto: Rolf Riedel

Der Landkreis Forchheim gilt nicht als unterversorgtes Gebiet, die Abdeckung, die sich aus dem Verhältnis von Ärzten und Einwohnern berechnet, liegt bei 110 Prozent. In Egloffstein ist auf dem Papier die Lage sogar noch besser: Der südöstliche Landkreis von Gößweinstein bis Igensdorf ist planerisch Nürnberg zugeordnet. Hier liegt die Abdeckung bei 115 Prozent. Allerdings ist klar: Egloffstein ist ländlicher Raum, die hohe Abdeckungsquote wird durch die Vielzahl der Ärzte in der Großstadt erreicht.

Ein Hammerschlag

Immerhin: Durch die Zusammenlegung ist Egloffstein auch attraktiv geworden für Ärzte aus Nürnberg. 2014 war die Freude groß, als Dr. Christian Schacher im Ort eine Filialpraxis eröffnete und mit zwei Ärzten die Praxis des Ehepaar Riedls fortführte. „Ich will auf jeden Fall weitermachen“, sagt Schacher heute. Doch einerseits sei von der Förderung des Freistaates nichts zu spüren — in Egloffstein gilt der Bedarf als gedeckt. Zudem hätte er vor der Filialgründung einen Antrag stellen müssen. Drei Monate später war es zu spät.

Eine andere Nachricht habe ihn aber „wie in Hammerschlag“ getroffen. Bürgermeister Stefan Förtsch habe ihn informiert, dass das baufällige Haus, in dem die Praxis eingerichtet ist — es gehört der Gemeinde — verkauft werden soll. „Dabei wurde die Sanierung zugesagt“, sagt Schaffer. Was der neue Eigentümer wolle, sei offen und damit auch die Zukunft der Praxis. „Von den versprochenen Hilfen ist nichts übrig geblieben“, so sein Fazit.

Der Zustand des Gebäudes war schon vor Schachers Praxisübernahme ein Streitpunkt gewesen. Bewerber sollen deshalb abgewunken haben. Eigentlich könne er dort gar nicht praktizieren, meint Schacher. Und eigentlich will er das gute Verhältnis, dass er zur Gemeinde hat, gerne beibehalten. Es geht ihm vor allem darum, dass Hilfen des Bundes und des Landes nicht ankommen. Aber dass er nun kaufen und auf eigene Kosten renovieren soll, ist für ihn nach dem teuren Umzug ein Witz. „Das werde ich auf keinen Fall tun.“

Runder Tisch soll helfen

Bei einer anderen Möglichkeit haben beide, Arzt und Bürgermeister, Bedenken. Christoph Lehmann, der vor Kurzem seine Apotheke „Zum Alten Ritter“ übergeben hat (wir berichteten) und Siegfried Senfft haben Pläne in der Tasche, in Mostviel, bei der früheren Brotfabrik, — dort besteht bereits eine Tagespflege für Demenzkranke — ein Ärztehaus zu errichten. Die Apotheke und das Sanitätshaus, eine Allgemein- und eine Facharztpraxis könnten dort unterkommen. Lehmann will demnächst alle Beteiligten, Schacher und den Bürgermeister, an einen Tisch bringen, um die Möglichkeiten durchzudiskutieren. Im Haus der Praxis könnten Wohnungen wie auch in der Apotheke vermietet werden. Dort schweben Lehmann zudem Veranstaltungen und ein Literaturcafé vor.

 „Wir versuchen, dieses Mosaik zusammenzuhalten“, sagt Förtsch. Sollte ein Stein fehlen, könnten andere folgen. Lehmann hat mit dem Konzept der Nachnutzung „keine Bedenken“ wegen der Zukunft der Ortsmitte. Schacher wiederum sorgt sich um seine vielen älteren Patienten. Momentan ist seine Praxis ganz gut erreichbar. Nach Mostviel, den Hang hinunter, sähe der Weg anders aus. „Es würde sicher nicht besser“, sagt Schacher. Er hofft auf eine einvernehmliche Lösung.

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