Ungewisse Zukunft für Forchheims Tanzbälle

20.4.2018, 05:52 Uhr
Ungewisse Zukunft für Forchheims Tanzbälle

© Güldner

1881 fand in Forchheim der erste Ball des Liedervereins statt. Ein bunter Maskenball war es, den Vorsitzender Anton Engelmaier seinerzeit beim Stadtmagistrat beantragte. Dem Verein wurde gestattet, den Rathaussaal dafür zu nutzen. Und auch in den Jahren danach ließ die Stadt den Verein regelmäßig dort auftreten, wenn es um "repräsentative Zwecke" ging, wie es in der Chronik heißt. Dafür durften dessen Mitglieder den Saal kostenfrei nutzen.

Das ist lange her. Und genau deswegen spricht Gisela Steinlein, erste Vorsitzende des Liedervereins, getrost von einer "langen Tradition in Forchheim". Eine Tradition, der womöglich das Aus drohen könnte. Denn seit klar ist, dass die Jahn-Halle eines Tages neuen Wohnungen weichen muss, können Veranstalter nicht mehr mit Sicherheit planen — viele schrecken daher zurück.

Die Ungewissheit trifft auch den Liederverein: Wenn also am 5. Mai dort noch einmal Lichtinstallationen angebracht, weiße Tischdecken aufgelegt werden und die Musiker des Tanzorchesters Pik 10 aus Bayreuth in die Tasten hauen, dann wird es wohl der letzte Liedervereinsball gewesen sein, erklärt Steinlein. "Um eine sinnvolle Veranstaltung durchzuführen, bei der sich die Kosten decken, müssen rund 300 Personen Platz finden. Das ist in der Jahn-Kulturhalle gegeben", sagt Steinlein.

Mit Laser vermessen

Sie hat die Halle selbst mit dem Laser vermessen. Sie umfasst rund 500 Quadratmeter, gut die Hälfte wird dabei als Tanzfläche genutzt, die andere Hälfte für Bestuhlung und Bühne. Hinzu kommen, so Steinlein, noch die Galerien mit jeweils 75 Quadratmetern. Bis zu 350 Besucher kämen dort unter und es sei noch genügend Platz zum Tanzen. Auch wenn die Halle nicht die modernste und schönste sei — aber Ausweichmöglichkeiten in vergleichbarer Größe, so sagt sie, gibt es nicht: "Die Volksbank Eventhalle ist viel zu klein. Und das Kolpinghaus, sollte es in kleinerer Variante umgebaut werden, ebenfalls."

Anfreunden könnte sie sich noch mit einer ursprünglich aufwändigeren Umgestaltungsvariante, die einen Anbau vorsah und ein flexibles Konzept mit mobilen Wänden. "Würde das Kolpingshaus doch irgendwann zu einer Kulturhalle werden, würde auch die Gastronomie in der Stadt davon profitieren", denkt Steinlein. "Natürlich wäre auch eine andere Lösung in Ordnung."

Wichtig sei nur, dass die Jahnhalle solange bleibt, bis es einen neuen Veranstaltungsort gibt, oder dass eine Übergangslösung gefunden werde. Denn reiße die Tradition mit den Tanzbällen in Forcheim erst mal ab, dann weiche das Publikum auf Tanzabende in der Umgebung aus — und sei auf Jahre hin verloren.

Ähnlich sieht es auch Roland Moser von der Tanzschule Rupprecht-Moser. Er hat seit Jahren immer mehr Anmeldungen von Schülern, hat sich von zwei auf vier Säle vergrößert. Das Interesse am Tanzen sei da.

Fünf Tanzschulen gibt es derzeit in Forchheim. Und ab und zu wollten sich die Schüler auch mal in einem großen Rahmen präsentieren. "Die Übungsabende in der Schule finden in einem legeren Rahmen statt, das ist nicht vergleichbar mit einem Ball", sagt Moser.

"Man muss etwas bieten"

Außerdem sei ein größerer Saal auch für andere Veranstaltungen nützlich, von Hochzeiten bis hin zu Konzerten oder Abschlussprüfungen der Berufsschulen. Er fände eine Halle "auf der grünen Wiese" auch vertretbar.

Zwar hat die Zahl, vor allem der Faschingsbälle, in den vergangenen Jahren abgenommen — auch, weil nicht mehr genügend Besucher kamen. Aber mangelndes Interesse will Steinlein bei den Tanzfans nicht als Grund gelten lassen. "Wenn man den Leuten etwas bietet, dann kommen sie auch. Der Gesellschaftstanz ist ein Kulturgut und sollte erhalten bleiben." Von der Stadt war bis Redaktionsschluss diesbezüglich keine Stellungnahme zu bekommen.

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