Usbekischer Student hilft auf dem Biobauernhof

27.10.2011, 17:56 Uhr
Usbekischer Student hilft auf dem Biobauernhof

© Horst Linke

Ismoil Juraev sitzt am großen Tisch im Esszimmer der Familie Hofmann und lächelt freundlich. „Ich freue mich, dass ich in Deutschland ein Praktikum machen kann“, sagt der junge Mann dankbar. Seit Mai ist er Praktikant auf dem Bioland-Bauernhof von Peter und Susanne Hofmann in Birkenreuth. „Als er im Frühjahr gekommen ist, hat er fast nichts verstanden, aber jetzt fast alles“, erzählt Susanne Braun-Hofmann.

Zuhause in Usbekistan studiert der 25-Jährige, der noch vier Geschwister hat, am Institut für Bewässerung und Melioration (das sind kulturtechnische Maßnahmen zur Werterhöhung des Bodens) in Taschkent ökologische Landwirtschaft und Umweltschutz. Dort hat er bereits seinen Bachelorabschluss gemacht und sein Masterstudium begonnen. Dann wollte er sehen, wie ökologische Landwirtschaft in westlichen Ländern betrieben wird.

Über den gemeinnützigen Verein Logo kam Ismoil Juraev dann im Frühjahr ins kleine Dorf Birkenreuth in der Fränkischen Schweiz. Die Vereinigung setzt sich für den ökologischen Landbau und für die Ausbildung junger Agrarspezialisten in Osteuropa und Zentralasien ein und vermittelt ausländischen Studenten Praktikumsstellen in Deutschland.

Seit über zehn Jahren schon nimmt die Familie Hofmann über Logo Studenten aus östlichen Ländern auf ihrem Biobauernhof auf. „Ich habe hier alles über ökologische Landwirtschaft gelernt und den ganzen Tagesablauf auf dem Hof. Ich habe gelernt, wie der Boden bearbeitet wird und viel über Bodenqualität“, erzählt Ismoil Juraev jetzt am Ende seines Aufenthaltes. Früh versorgt der junge Mann die Pferde, er hilft beim Füttern der 180 Mutterkühe und ist auch bei Geburten dabei. Daneben erledigt er mit dem Traktor Feldarbeiten und arbeitet am Silo mit. Dort überwacht er zum Beispiel die Waage. Er bestückt die Trocknungsanlage mit Getreide oder Heu und versorgt mit Peter Hofmann die Biogasanlage.

„Die Studenten sind uns eine große Hilfe“, sagt Susanne Braun-Hofmann. Ohne sie würden sie die Arbeit auf dem großen Bauernhof gar nicht schaffen. Die Praktikanten werden für ihre Arbeit bezahlt — 200 Euro pro Woche — und auch der Verein Logo erhält für die Vermittlung, für Reisekosten und die für die Studenten angebotenen Fortbildungsseminare Geld. Ismoil Juraev bewohnt ebenso wie die Studenten, die vor ihm in Birkenreuth waren, im Bauernhaus der Hofmanns ein Zimmer, ausgestattet mit Fernsehen und sogar einem Laptop. „Ich bekomme hier alles, was ich brauche.“ Der junge Mann isst zusammen mit der Familie und macht auch am Wochenende mit ihr Ausflüge oder geht mit ins Schwimmbad. „Er ist fast so wie ein großer Sohn“, so Susanne Braun-Hofmann, deren zwei Kinder erst acht und zwölf Jahre alt sind.

„Es macht einfach Spaß, sich immer wieder mit den jungen Leuten auszutauschen“, erzählt sie weiter. Nicht alle, aber doch viele ehemalige Praktikanten hielten auch weiterhin Kontakt zur Familie. „Vor allem mit den Studenten aus Usbekistan haben wir immer gute Erfahrungen gemacht. Sie sind sehr nett und arbeiten gern“, erzählt Susanne Braun-Hofmann.

Wissen über Biogasanlagen

Wenn Ismoil Juraev wieder zurück in seinem Heimatland Usbekistan ist, will er sein Studium beenden. Eventuell will er dann noch einmal nach Deutschland zurückkommen und hier weiter studieren, aber genau weiß er das noch nicht. Auf jeden Fall aber sei die ökologische Landwirtschaft wichtig für die Zukunft von Usbekistan. In dem zentralasiatischen Staat, in dem es viele Steppen und Wüsten gibt, ist ökologischer Anbau und Tierhaltung bisher kaum verbreitet. „Wir brauchen auch Biogasanlagen und Photovoltaikanlagen“, weiß Ismoil Juraev.

Der 25-Jährige ist nur noch bis zum Wochenende in Birkenreuth. Anschließend wechselt er auf einen Hof in Baden-Württemberg. An seine Zeit auf dem Biobauernhof werde er immer gern denken, betont er lächelnd. In sein Zimmer bei der Familie Hofmann zieht in wenigen Tagen der nächste Praktikant: Ein junger Mann aus Usbekistan, der Zoologie studiert.

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