Von Craft-Bier bis hin zum klassischen Dunklen: Biertradition in Schnaid

16.1.2017, 11:11 Uhr
Von Craft-Bier bis hin zum klassischen Dunklen: Biertradition in Schnaid
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© Athina Tsimplostefanaki

Mit einem großen Bierfest hat die Gemeinde Hallerndorf 2016 das 500 Jahre alte Bayerische Reinheitsgebot gefeiert. Dabei hatte in der Region eigentlich vor allem der Weinbau Tradition, allerdings nur bis zum 30-jährigen Krieg. Danach (also ab 1648) eroberte der Hopfen die Region voll und ganz.
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Mit einem großen Bierfest hat die Gemeinde Hallerndorf 2016 das 500 Jahre alte Bayerische Reinheitsgebot gefeiert. Dabei hatte in der Region eigentlich vor allem der Weinbau Tradition, allerdings nur bis zum 30-jährigen Krieg. Danach (also ab 1648) eroberte der Hopfen die Region voll und ganz.

Es etablierte sich eine Vielzahl von Brauereien, die teilweise bis heute noch die Bierlandschaft Oberfrankens prägen. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Brauerei Rittmayer im Jahr 1422, die eine der ältesten Brauereien rund um Forchheim ist.
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Es etablierte sich eine Vielzahl von Brauereien, die teilweise bis heute noch die Bierlandschaft Oberfrankens prägen. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Brauerei Rittmayer im Jahr 1422, die eine der ältesten Brauereien rund um Forchheim ist. © Mark Johnston

Aus dem Hallerndorfer Ortsteil Schnaid entstammt auch die Brauerfamilie Friedel, die im Jahr 1461 sogar ein eigenes Stammwappen erhielt. Heinrich Friedel (80) ist Brauer und Bauer von klein auf. Mit fünf Jahren stand er bereits hinter der Theke: Während der Vater im Krieg war, versorgten Mutter und Kind die umliegenden Gemeinden mit Bier.
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Aus dem Hallerndorfer Ortsteil Schnaid entstammt auch die Brauerfamilie Friedel, die im Jahr 1461 sogar ein eigenes Stammwappen erhielt. Heinrich Friedel (80) ist Brauer und Bauer von klein auf. Mit fünf Jahren stand er bereits hinter der Theke: Während der Vater im Krieg war, versorgten Mutter und Kind die umliegenden Gemeinden mit Bier. © Athina Tsimplostefanaki

Das Familienunternehmen ging im Jahr 1966 auf Heinrich Friedel und seine Frau Anne-Marie über, der große Moment wurde damals im Bild festgehalten. Das Foto sowie das Familienwappen hängen in der Gastwirtschaft in Schnaid.
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Das Familienunternehmen ging im Jahr 1966 auf Heinrich Friedel und seine Frau Anne-Marie über, der große Moment wurde damals im Bild festgehalten. Das Foto sowie das Familienwappen hängen in der Gastwirtschaft in Schnaid. © Athina Tsimplostefanaki

In dem Vorderhaus befinden sich die Wohnräume der Friedels und eine Gaststätte, die „Schnaader Krone”, im Hinterhaus die Brauerei, die sich über drei Stockwerke erstreckt.
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In dem Vorderhaus befinden sich die Wohnräume der Friedels und eine Gaststätte, die „Schnaader Krone”, im Hinterhaus die Brauerei, die sich über drei Stockwerke erstreckt. © Athina Tsimplostefanaki

Die Wirtschaft ist auch heute noch offen, auch wenn nur noch Getränke und kein Essen mehr serviert wird. „Vor allem für die Einheimischen” mache sie auf, erzählt Anne-Marie Friedel (73). Öffnungszeiten? Gibt es in der „Schnaader Krone“ nicht. „Wenn um acht Uhr abends keiner von den Einheimischen da ist, dann sperr’ ich zu.”
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Die Wirtschaft ist auch heute noch offen, auch wenn nur noch Getränke und kein Essen mehr serviert wird. „Vor allem für die Einheimischen” mache sie auf, erzählt Anne-Marie Friedel (73). Öffnungszeiten? Gibt es in der „Schnaader Krone“ nicht. „Wenn um acht Uhr abends keiner von den Einheimischen da ist, dann sperr’ ich zu.” © Athina Tsimplostefanaki

Früher war im Gasthaus deutlich mehr los. Ein häufiger Besucher war Franz Weiss, ein „Flüchtling aus dem Sudetenland”, erzählt Heinrich Friedel. Verliebt in die neue fränkische Heimat verfasste dieser ein Heftchen namens „Geschichte und Geschichten”, in dem der neue Nachbar nicht nur seine Eindrücke von den Franken festhielt, sondern auch die unterhaltsamsten Geschichten aus dem Gasthaus „Krone”, beispielsweise wie Heinrich Friedel eines Tages beim Schnapsbrennen Feuer fing: Er hatte das Kühlwasser vergessen und fing in der Folge „wie eine Fackel” zu brennen an.
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Früher war im Gasthaus deutlich mehr los. Ein häufiger Besucher war Franz Weiss, ein „Flüchtling aus dem Sudetenland”, erzählt Heinrich Friedel. Verliebt in die neue fränkische Heimat verfasste dieser ein Heftchen namens „Geschichte und Geschichten”, in dem der neue Nachbar nicht nur seine Eindrücke von den Franken festhielt, sondern auch die unterhaltsamsten Geschichten aus dem Gasthaus „Krone”, beispielsweise wie Heinrich Friedel eines Tages beim Schnapsbrennen Feuer fing: Er hatte das Kühlwasser vergessen und fing in der Folge „wie eine Fackel” zu brennen an. © Athina Tsimplostefanaki

„Ich wenn nicht mehr arbeiten kann, sterb’ ich”, sagt Friedel. „Das sagt sogar mein Hausarzt.” Er könne gar nicht anders, auch wenn er in seinem langen Leben vielleicht doch ein bisschen zu viel gearbeitet habe. Auch sein einziges Kind, seine Tochter Luitgard, hatte wie er kaum Möglichkeit, einen anderen Weg als den des Brauers einzuschlagen, erzählt er. Umso mehr freut sich Friedel über seine vier fleißigen Enkel, die allesamt bereits den Betrieb mitgestalten. Das tut die Familie Friedel-Winkelmann inzwischen nicht mehr in Schnaid, sondern am Kreuzberg, nicht einmal zwei Kilometer entfernt von der alten Brauerei.
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„Ich wenn nicht mehr arbeiten kann, sterb’ ich”, sagt Friedel. „Das sagt sogar mein Hausarzt.” Er könne gar nicht anders, auch wenn er in seinem langen Leben vielleicht doch ein bisschen zu viel gearbeitet habe. Auch sein einziges Kind, seine Tochter Luitgard, hatte wie er kaum Möglichkeit, einen anderen Weg als den des Brauers einzuschlagen, erzählt er. Umso mehr freut sich Friedel über seine vier fleißigen Enkel, die allesamt bereits den Betrieb mitgestalten. Das tut die Familie Friedel-Winkelmann inzwischen nicht mehr in Schnaid, sondern am Kreuzberg, nicht einmal zwei Kilometer entfernt von der alten Brauerei. © Athina Tsimplostefanaki

Die Zeiten haben sich sehr geändert. Friedel hilft zwar noch im Familienbetrieb mit, freut sich aber auch über seine vier fleißigen Enkel, die allesamt bereits den Betrieb mitgestalten. Das tut die Familie Friedel-Winkelmann inzwischen nicht mehr in Schnaid, sondern am Kreuzberg, nicht einmal zwei Kilometer entfernt von der alten Brauerei.
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Die Zeiten haben sich sehr geändert. Friedel hilft zwar noch im Familienbetrieb mit, freut sich aber auch über seine vier fleißigen Enkel, die allesamt bereits den Betrieb mitgestalten. Das tut die Familie Friedel-Winkelmann inzwischen nicht mehr in Schnaid, sondern am Kreuzberg, nicht einmal zwei Kilometer entfernt von der alten Brauerei. © Hans von Draminski

Auch wenn das Bier heute noch mit denselben Zutaten gebraut wird wie damals, ist inzwischen vieles anders. Der einstige Friedelkeller am Kreuzberg wurde abgerissen und ein Erlebnisbierkeller gebaut — mit Brauerei, Brennerei, Felsenkellern, Riesen-Teppichrutsche und Waldspielplatz. Im Showroom können Gäste beim Brennen live dabei sein, zudem gibt ein 5D-Erlebnisfilm Einblicke in Brennblase und Sudkessel.
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Auch wenn das Bier heute noch mit denselben Zutaten gebraut wird wie damals, ist inzwischen vieles anders. Der einstige Friedelkeller am Kreuzberg wurde abgerissen und ein Erlebnisbierkeller gebaut — mit Brauerei, Brennerei, Felsenkellern, Riesen-Teppichrutsche und Waldspielplatz. Im Showroom können Gäste beim Brennen live dabei sein, zudem gibt ein 5D-Erlebnisfilm Einblicke in Brennblase und Sudkessel. © Hans von Draminski

Das einstige Brauhaus mit der Adresse Schnaid 10 ist inzwischen bereits seit 2011 an Andreas Gänstaller verpachtet. Neben klassischen Bieren werden dort ausgefallene Spezialitäten gebraut, die besonders international geschätzt werden: Gänstaller braut extra starke und bittere Biere, solche mit klingendem Namen wie „Eldorado Abruzzi” oder „Franconiator”, aber auch Biere mit Karamell- oder dem Geschmack dunkler Schokolade.
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Das einstige Brauhaus mit der Adresse Schnaid 10 ist inzwischen bereits seit 2011 an Andreas Gänstaller verpachtet. Neben klassischen Bieren werden dort ausgefallene Spezialitäten gebraut, die besonders international geschätzt werden: Gänstaller braut extra starke und bittere Biere, solche mit klingendem Namen wie „Eldorado Abruzzi” oder „Franconiator”, aber auch Biere mit Karamell- oder dem Geschmack dunkler Schokolade. © Athina Tsimplostefanaki

Beinahe die gesamte Produktion geht ins Ausland: Gänstaller-Bräu wird in Stockholm und New York getrunken, hat Fans in Belgien, den Niederlanden, Italien, Tschechien, Slowenien, China und Australien.
 
 Immer wieder besuchen ihn seine Kunden im heimeligen „Schnaad” und bringen ihm dabei oft ausgefallene Biersorten aus aller Welt mit, die Gänstaller in einem großen Regal sammelt. „Letztens war Besuch aus Tokio da. Der Kunde war ganz fasziniert, weil er so etwas Traditionelles wie hier in Schnaid gar nicht kannte.”
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Beinahe die gesamte Produktion geht ins Ausland: Gänstaller-Bräu wird in Stockholm und New York getrunken, hat Fans in Belgien, den Niederlanden, Italien, Tschechien, Slowenien, China und Australien. Immer wieder besuchen ihn seine Kunden im heimeligen „Schnaad” und bringen ihm dabei oft ausgefallene Biersorten aus aller Welt mit, die Gänstaller in einem großen Regal sammelt. „Letztens war Besuch aus Tokio da. Der Kunde war ganz fasziniert, weil er so etwas Traditionelles wie hier in Schnaid gar nicht kannte.” © Athina Tsimplostefanaki

In Deutschland gibt es sein Bier einzig in drei Lokalen in Bamberg und einem Landgasthaus in der „Fränkischen”. Dabei werden auch die Franken inzwischen experimentierfreudiger, meint Gänstaller: „Früher war es so, dass es überall ein, zwei Sorten Bier gab, und jeder hatte eben seine Lieblingsmarke und trank nur das.” Inzwischen ändert sich das, „die Leute ziehen von Brauereigaststätte zu Brauereigaststätte und probieren mal was Neues”. Bei Andreas Gänstaller fing die Experimentierfreudigkeit deutlich früher an als bei den konservativen Bier-Bayern. Mit 14 Jahren, einem Alter, in dem andere gerade mal ihr erstes Bier trinken, begann Gänstaller, im Kochtopf sein erstes Bier zu brauen und mit den vielfältigen Hopfenaromen und Malztönen zu experimentieren. Seine Berufswahl lag dann recht nahe.
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In Deutschland gibt es sein Bier einzig in drei Lokalen in Bamberg und einem Landgasthaus in der „Fränkischen”. Dabei werden auch die Franken inzwischen experimentierfreudiger, meint Gänstaller: „Früher war es so, dass es überall ein, zwei Sorten Bier gab, und jeder hatte eben seine Lieblingsmarke und trank nur das.” Inzwischen ändert sich das, „die Leute ziehen von Brauereigaststätte zu Brauereigaststätte und probieren mal was Neues”. Bei Andreas Gänstaller fing die Experimentierfreudigkeit deutlich früher an als bei den konservativen Bier-Bayern. Mit 14 Jahren, einem Alter, in dem andere gerade mal ihr erstes Bier trinken, begann Gänstaller, im Kochtopf sein erstes Bier zu brauen und mit den vielfältigen Hopfenaromen und Malztönen zu experimentieren. Seine Berufswahl lag dann recht nahe. © Athina Tsimplostefanaki

Blickt der heute 54-Jährige zurück, sieht er einen „steinigen Weg”. Nach vielen Jahren als Angestellter in diversen Brauereien, begann er sich nach einem Ort umzusehen, an dem er eine eigene Brauerei aufbauen könnte, und fand ihn 2011 in dem verlassenen Brauereigebäude der Friedels. Die vielen Rückschläge und Gemeinheiten, die das Leben manchmal so mit sich bringen, die nimmt er heute gelassen. Eine seiner größten Freuden ist seine 26-jährige Tochter Daniela, die in seine Fußstapfen trat, seit einem Jahr ausgelernt hat und in der Schnaider Brauerei mitarbeitet. „Wenn es mal nicht so lief, hat mir das den Sinn gezeigt, weiterzumachen”, erzählt Andreas Gänstaller. „Es ist wirklich ein Glücksfall, jemanden zu haben, der mal weitermachen möchte — und ausgerechnet eine Tochter.”
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Blickt der heute 54-Jährige zurück, sieht er einen „steinigen Weg”. Nach vielen Jahren als Angestellter in diversen Brauereien, begann er sich nach einem Ort umzusehen, an dem er eine eigene Brauerei aufbauen könnte, und fand ihn 2011 in dem verlassenen Brauereigebäude der Friedels. Die vielen Rückschläge und Gemeinheiten, die das Leben manchmal so mit sich bringen, die nimmt er heute gelassen. Eine seiner größten Freuden ist seine 26-jährige Tochter Daniela, die in seine Fußstapfen trat, seit einem Jahr ausgelernt hat und in der Schnaider Brauerei mitarbeitet. „Wenn es mal nicht so lief, hat mir das den Sinn gezeigt, weiterzumachen”, erzählt Andreas Gänstaller. „Es ist wirklich ein Glücksfall, jemanden zu haben, der mal weitermachen möchte — und ausgerechnet eine Tochter.” © Athina Tsimplostefanaki

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