Von der Backstube in die weite Welt des Marathons

13.11.2014, 17:42 Uhr
Von der Backstube in die weite Welt des Marathons

© Foto: privat

Als Ausgleich zur kräftezehrenden nächtlichen Arbeit in der familieneigenen Backstube in der Kantstraße brauchte Max Landsmann die Bewegung an der frischen Luft. Wie bei der Herstellung von Brötchen, lag ihm als Ausdauerathlet beim VfB Forchheim besonders der Kampf gegen die Uhr. Mit seinem Freund Ludwig Hiltl verabredete sich Landsmann mehrmals die Woche zum Nachmittagstraining, ehe sich Günther Müller von der SpVgg Jahn dem Duo anschloss. Ein sonntägliches Ritual wurde etabliert.

Nach den gemeinsamen Waldläufen und der Dusche gab es in der Bäckerei zur Belohnung Kuchen. „Der Müller kannte einen anderen Müller, den Otto, und brachte den mal mit. Seitdem wurde die Gruppe immer größer“, erinnert sich der heute 82 Jahre alte Landsmann. Unter anderem stießen Alfred Doßler von der Germania und Horst Weckmüller dazu. Mit größerer Teilnehmerzahl nahm die Gemeinschaft nun auch an Laufveranstaltungen teil.

Mit 45 Jahren absolviert Max Landsmann 1978 in Ulm seinen ersten Marathon, im dritten Wettkampf sollte er zwei Jahre später in 2:47 Stunden die beste Zeit seiner Laufkarriere erzielen. 1984 gründeten die Recken in der mittlerweile entstandenen Leichtathletikgemeinschaft LG Forchheim eine Marathongruppe. In verschiedener Mannschaftsgröße reisten die befreundeten Sportler zum berüchtigten Lauf am Thüringer Rennsteig, nach Hamburg, zum Berlin-Marathon kurz nach dem Mauerfall oder ins schweizerische Davos. Auf Reisen ins Ausland nach Italien oder auf Mallorca wurden die Läufer von ihren Frauen begleitet. „Neben dem Sport spielte die Geselligkeit eine wichtige Rolle“, findet Landsmann. Auch wenn die Marathongruppe der LG heute einer jüngeren Generation von knapp einem Dutzend Aktiven vertreten wird und die zum Vereinsheim umfunktionierte Bäckerei in der Kantstraße mittlerweile einer Kette gehört, so trifft sich der harte Kern der Gründungsmitglieder noch immer, um sonntags gemeinsam ein paar Runden zu drehen. Regelmäßig kommt man auch zu Geburtstagsfeiern und Spanferkelessen zusammen. „Feiern können wir noch gut“, sagt Max Landsmann.

Viele Anekdoten

Den Beweis lieferte die Gruppe erst kürzlich beim Treffen zum 30-jährigen Jubiläum im Reuther Sportheim. Der Rückblick mit Lichtbildern auf die vergangenen Jahre führte freilich zu lebhaften Anekdoten und Diskussionen. Max Landsmann hat zum Beispiel diese schöne Geschichte zu erzählen: „Bei meinem vierten Marathon in Frankfurt bin ich sieben Kilometer mit gebrochenem Fuß ins Ziel gelaufen.“ Otto Böhm kann mit einer Teilnahme beim legendären Lauf in der Weltmetropole New York kontern. Doch angefangen hat alles in einer Forchheimer Backstube.

Keine Kommentare