Von der Burg blieb nur die Kirche übrig

19.5.2007, 00:00 Uhr
Von der Burg blieb nur die Kirche übrig

© Roland Huber

Georg Hötzelein braucht keine der kleinen Broschüren, die in der Kirche ausliegen, um über die Kirche St. Margareta zu erzählen. Eine Kirche und keine Kapelle ist das Gotteshaus. Seit 1616 war sie Sitz einer Pfarrei, die mangels Masse an Schäfchen jedoch schon bald ihren Sitz in Leutenbach hatte. Schon lange ist die Messner-Tätigkeit mit der Familie Hötzelein verknüpft. «Das Amt hat jetzt mein Neffe Helmut Roppelt.» Dem Hotelier, der auch Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes ist, fehlt inzwischen die Zeit, um sich regelmäßig um die Kirche zu kümmern.

120 Sitzplätze zu wenig

Hötzelein erinnert sich noch gut an die Zeit, als in Regensberg jeden ersten und dritten Sonntag die Messe für den benachbarten Hauptort Weingarts gelesen wurde. Die 120 Sitzplätze waren dann zu wenig. «Es waren so viele da, die Menschen standen bis vor die Tür», erzählt der 52-Jährige. Einen beschwerlichen Weg zum hoch oben gelegenen Regensberg mussten die Weingartser Katholiken vorher jedes Mal zurücklegen. Wenn’s im Winter allerdings zu arg wurde, ließ der Pfarrer auch einmal die Messe in Regensberg ausfallen. Erst 1920 bauten die Weingartser ihre eigene Kirche.

Heute findet ab und zu eine Andacht in St. Margareta statt. «Vier, fünf Hochzeiten im Jahr» sind es auch, sagt Hötzelein. Praktisch, dass zum Feiern der Gasthof nebenan liegt.

Dass im Neun-Häuser-Dorf Regensberg die Kirche stand, erklärt sich aus der Geschichte: Über Regensberg thronte einst eine Burg, 1251 erstmals urkundlich erwähnt, gebaut wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert zum Schutz der südlichen Grenze des neu gegründeten Bistums Bamberg.

Wie bei vielen Burgen der Fränkischen Schweiz wurde bald eine Burgkapelle hinzugebaut. «1376 gebaut, 1448 wurde erweitert.» Hötzelein steht vor dem Hauptaltar und referiert aus dem Stegreif. Eine Bedienung aus dem gegenüberliegenden, alles beherrschenden Hotelgasthof schaut herein, wischt das Weihwasserbecken und die Tür und verschwindet wieder. Bei den Hötzeleins gehört die Kirche eben irgendwie dazu.

An schönen Tagen spaziert Hötzelein die wenigen Meter über den asphaltierten Hof zur Kirche und sperrt auf - frische Luft hineinlassen. «Im Winter wird der Sandstein sehr feucht. Da ist das schon wichtig.»

Ab und zu fragen ihn Reisegruppen, ob er die Kirche aufsperren kann. Neugierig sind die meisten auf den 14-Nothelfer-Altar, einmalig in seiner Gestaltung. «Für die 14 Nothelfer muss man sonst schon nach Vierzehnheiligen fahren», sagt der Hotelier, klappert mit dem Schlüsselbund in der Hand und zeigt auf den Seitenaltar: «Das ist hier das Wichtigste.»

Heiliger Georg mit Drachen

Gemäß dem Bibelspruch «Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige» gruppieren sich die Nothelfer entlang eines Stammes. Die Heiligen stehen auf den Ästen, Gott thront auf dem Stamm, unter ihm das Jesuskind.

«Ich sag’ immer, ein Ehepaar ist auch dabei . . . na ja, der heilige Georg mit seinem Drachen.» Georg Hötzelein kennt die alte Reiseführerregel, dass ein Scherzchen immer dazu gehört.

1970 bis 1977 ist die Kirche zuletzt saniert worden. Dabei wurden die Darstellungen auf der Emporenbrüstung wiederentdeckt und freigelegt.

Hötzelein geht hinauf und zeigt kurz die Empore. Von der Decke fallen zwei Stricke mitten durch die Holzvertäfelung. Am dickeren Strick zieht Hötzelein: Die Glocke läutet. Er warnt: «Nicht am anderen ziehen. das ist das Totenglöcklein.» Das würde die wenigen Bewohnern Regensbergs nur unnötig beunruhigen.