Vorhersehbarer Zirkus beim "Jahrhundert"-Kampf

29.8.2017, 10:50 Uhr
Vorhersehbarer Zirkus beim

© Foto: afp/Haffey

"Im Vorfeld konnte man schon ein wenig meinen, dass die Welt Kopf steht. Die Fan-Lager haben sich angestachelt. Vor allem die MMA-Szene war völlig euphorisiert, in welches Rampenlicht es einer der ihren geschafft hat. Bei denen, die sich intensiver mit der Materie befassen, hielt sich die Begeisterung jedoch in Grenzen. Die Einschätzung hat der Kampf für mich bestätigt. Ein MMAler, der sich im Ring nach Boxregeln misst, ist wie ein alpiner Slalomfahrer, der zum Skispringen antritt. Der Technik-Unterschied war himmelweit, bei McGregor reichte es nur zu ein paar Wischern statt richtigen Schlägen. Boxen sieht anders aus. Kein Wunder: Er ist Allrounder und kann mit einem Spezialisten nicht mithalten — genau wie der Zehnkämpfer in seinen Einzeldisziplinen selten in der Weltspitze konkurrenzfähig ist. Wenn das so einfach wäre, wäre das ja ein fatales Signal, wie simpel der Sport ist.

Vorhersehbarer Zirkus beim

© F.: Meyer

Ohne das anfängliche Abtasten wäre es vor dem technischen Knockout in Runde 10 noch schneller zu Ende gewesen. Freilich gehört viel Mut dazu, sich dem überlegenen Gegner überhaupt zu stellen. Ich ziehe meinen Hut vor McGregor, der sich in seinem Sport hochgearbeitet und so lange durchgehalten hat. Unter dem Strich hat mich die Veranstaltung sportlich enttäuscht, so war es lediglich ein medialer Hype, für die 80 Prozent Laien perfekt inszeniert. Es ging um das große Geld. Diese Entwicklung ist im Kampfsportbereich seit Jahrzehnten zu beobachten, da nicht nur das Interesse am Boxen nachgelassen hat. Das K1-Kickboxen hat in Japan mal ganze Stadien gefüllt, später haben sie Sumo-Ringer dazu geholt und eine Freak-Show daraus gemacht, um den Zuschauern noch etwas zu bieten. Damit wurde aber nur der Untergang eingeleitet."

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