Waischenfeld : Ein Pfarrer sorgte einst für die Aufforstung

3.11.2014, 06:00 Uhr
Waischenfeld : Ein Pfarrer sorgte einst für die Aufforstung

© Reinhard Löwisch

Ungewöhnlich daran ist die Tatsache, dass diese Auszeichnung nicht der seelsorgerischen Leistung, sondern der Waldpflege des Herrn Hochwürden galt. Friedrich Kremer begann 1829 aus der (Holz-)Not heraus, öde Gemeindeflächen auf eigene Kosten mit schnell wachsenden Nadelhölzern aufzuforsten. Damit setzte er eine Entwicklung in Gang, die dazu führte, dass die Gegend um Waischenfeld einen heute noch reichen Bestand an Wäldern aufweisen kann.

„Wäschenfeld: die rauhe und wilde Gegend umher schaut wie die Nachgeburt des alten Chaos und Crebus aus, in so mancherley Gruppen und Klumpen sind die grauen Kalksteine hingeworfen, ohne alle Verhüllung und Bekleidung ihrer traurigen Nacktheit“, hielt Ernst Moritz Arndt über seinen Besuch in Waischenfeld 1798 fest. Er beschrieb damals einen Zustand, der in der gesamten Fränkischen Schweiz zu jener Zeit typisch war: die Holzarmut.

Im Krieg verbrannt?

Wer oder wie die Holzarmut verursacht worden war, kann man nur vermuten. Sicherlich spielten die Brandschatzungen des Schwedenkrieges (1618-48) und der damit verbundene Neuaufbau ganzer Dörfer eine Rolle und die Tatsache, dass es im 18. Jahrhundert überwiegend langsam wachsende Laubwälder gab. Größere Waldkomplexe besaßen fast nur Besitz alteingesessene Adelsgeschlechter.

Die gemeindlichen Flächen waren oft von den Bewohnern aus Mangel an eigenem Holz geplündert worden, die entstandenen Lichtungen nutzten die Bauern zur Ziegen-Hut. Daher waren gerade „kleine“ Leute gegen die Aufforstung, befürchteten sie doch eine Verringerung der Weideflächen. Hinzu kam die Tatsache, dass der Waldboden jener Zeit wie „ausgefegt“ war; die am Boden liegende Streu fand Verwendung im heimischen Stall — und den gab es damals in jedem Haus.

Dadurch verhinderte man allerdings die natürliche Vermehrung des Waldes. Diese Situation fand Pfarrer Kremer vor, als er anfing, die Holznot zu bekämpfen. Als Sohn eines Försters war er mit der Aufzucht und Pflege eines Waldes vertraut. Trotz des guten Rufes, den der Pfarrer hatte, kam es in der Folge des öfteren zu Sabotageakten in den neu angelegten Forstgebieten, wie aus gemeindlichen Strafakten hervorgeht. Geholfen hat das freilich nicht — wer erwischt wurde, musste Strafe zahlen und den Schaden wieder gut machen.

„Im Jahre 1829 wurde ein Berg, die sogenannte Galgenleithe, zirka 40 Tagwerk groß, welche früher blos als Viehweide benützt wurde, unter Leitung des Pfarrers Kremer und auf seine Kosten teils mit Fichten- teils mit Föhrensamen besät“, dokumentiert das Gemeindebuch jener Zeit die Anfänge des Aufforstens. Schon ein Jahr später „wurde die sogenannte Löhlitzer Landsgemeinde (zirka 60 Tagewerk) wieder als Gemeindeguth zusammengeworfen und ebenfalls von Pfarrer Kremer mit Föhren, Fichten und Erlen bepflanzt“, berichtet die Chronik weiter.

Auch hier trug Kremer den Großteil der Kosten von 130 Gulden. An die 100 Tagwerk Wald legte Pfarrer Kremer innerhalb kurzer Zeit an.

Nach dem Weggang Kremers als Stadtpfarrer nach Scheßlitz (1933) führten Bürgermeister Lauer und Rentamtmann Appel die Aufforstungen weiter. 1836 hielt die Gemeinde in einem Protokoll fest, dass noch immer „ein wahrhaft schmerzlich empfundener Mangel an Brennholz für die Gemeindemitglieder besteht“, weshalb die Aufforstung gemeindlicher Flächen weiter betrieben wird, „um die Nachkommen wenigstens nach 30 Jahren in sorglosere Verhältnisse zu setzen“.

Um die Aufforstungen zu schützen, erließ die Gemeinde 1836 eine 14 Paragrafen umfassende Verordnung, in der „die nunmehrige Benützung und Bewirtschaftung der gesamten Gemeindegründe“ ausführlich geregelt war. Ein Kulturausschuss wurde gebildet, der sogenannte „Siebener-Rat“. Er hatte die Aufgabe, bei Grenzstreitigkeiten (1850 wurde auch das Gebiet um Waischenfeld amtlich vermessen) und Schadenersatzansprüchen vermittelnd zu wirken.

Fest kam gut an

Nach der Weihe des „Kremer-Monuments“ am Fuße der Galgenleite (an der Straße nach Oberailsfeld gelegen) durch Pfarrer Martin Hölzer, anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Aufforstungsaktion, begab sich die ganze Gesellschaft zu einer Wiese bei der Pulvermühle, um das Ereignis gebührend zu feiern. Bis spät in die Nacht feierten die Bürger das Jubiläum.

Und da dieses Fest bei der Bevölkerung so gut ankam, machte man daraus ein jährlichs Volksfest, das „Kulturfest“, zu dem viele Jahre lang Honoratioren aus dem gesamten Hollfelder Raum kamen und bei dem die Schuljugend kostenlos verpflegt wurde. Das „freye Scheibenschießen“, während des Kulturfestes führte man es 1841 ein, war ein Erfolgsgarant des Festes — lange bevor es einen Schützenverein in Waischenfeld gab.

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