Wallfahrtsort Gößweinstein glaubt fest an die CSU

16.10.2018, 06:00 Uhr
Zwei unterschiedliche Stimmungen spiegeln Michael Hofmann (Bild) und Thorsten Glauber am Wahlabend wieder. Während der siegreiche Direktkandidat ernst blickt und die Verluste der CSU zu erklären sucht, strahlt der Stimmenkönig der Freien Wähler mit seinen Neffen in München in die Kameras.

© Fotos: Huber/Glauber Zwei unterschiedliche Stimmungen spiegeln Michael Hofmann (Bild) und Thorsten Glauber am Wahlabend wieder. Während der siegreiche Direktkandidat ernst blickt und die Verluste der CSU zu erklären sucht, strahlt der Stimmenkönig der Freien Wähler mit seinen Neffen in München in die Kameras.

In Pinzberg ist die Welt der Freien Wähler mehr als in Ordnung. Der Heimatort des FW-Abgeordneten und 3. Bürgermeisters Thorsten Glauber bescherte ihm mit 45,16 Prozent der Erststimmen das beste Ergebnis im Landkreis. Es ist in der Übersicht des Landkreises der einzige Ort, der nicht schwarz, sondern orange eingefärbt ist, in der Farbe der FW.

Statt 16,7 wie 2013 erreichten die FW 15,47 Prozent der Zweitstimmen. Glauber steigerte seine persönliche Stimmenzahl, aber aufgrund der höheren Wahlbeteiligung verlor auch er etwa einen Prozentpunkt. Die Hochburgen bei den Zweitstimmen liegen ganz klar, neben Pinzberg, in Effeltrich, Egloffstein, Gräfenberg, Hetzles, Hiltpoltstein, Leutenbach und Wiesenthau. Hier wurde die Partei überdurchschnittlich gut gewählt.

Bei Erst- und Zweitstimmen die geringste Zustimmung erfuhren die FW in der Stadt Forchheim, in Langensendelbach und Poxdorf. In einer Reihe von Gemeinden klaffen die Zustimmungswerte von Glauber und seiner Partei auch deutlich auseinander. Während Glauber unter dem Strich persönlich rund zehn Prozentpunkte mehr erhielt als seine Partei, verhält es sich beim siegreichen Direktkandidaten Michael Hofmann (CSU) ganz anders, wie schon 2013. Mit 34,36 Prozent der Erststimmen liegt er fast fünf Prozent hinter den Stimmen für seine Partei.

Zuhause am stärksten

Wallfahrtsort Gößweinstein glaubt fest an die CSU

© Foto: Roland Huber

Wie Glauber holte Hofmann seinen Spitzenwert zuhause: 45,19 Prozent der Eggolsheimer gaben dem Neuseser ihre Stimme. Ebenfalls über 40 Prozent holte Hofmann persönlich in Hallerndorf, Kunreuth und Obertrubach. Die Spitzenwerte der CSU: 51,97 % in Gößweinstein, 50,78 % in Obertrubach. Unter 30 Prozent der Erststimmen entfielen auf Hofmann in Pinzberg, Wiesenthau und Egloffstein. Den kleinsten Wert (20,28 %) meldet Weißenohe.

Die kleinste Gemeinde des Landkreises mit 1301 Wahlberechtigten stimmte überhaupt sehr interessant ab. Die SPD erhielt hier mit 11,25 Prozent der Zweitstimmen ihr bestes Ergebnis im Landkreis, den einzigen zweistelligen Wert überhaupt, auch bei den Erststimmen (10,11 %). Aber auch die Grünen liegen hier über ihrem Kreisdurchschnitt (17,61 % Erststimmen, 20,18 % Zweitstimmen) und die AfD (12,10/12,63).

Schwerpunkt: Erlanger Umland

Die Grünen haben, neben der Stadt Forchheim, ihren Schwerpunkt traditionell im Umland von Erlangen: Neben Weißenohe haben Poxdorf, Neunkirchen, Dormitz, Klein- und Langensendelbach sowie Wiesenthau überdurchschnittlich gut Grüne gewählt. Der Zusammenhang von guten Einkommen und grüner Wählerschaft scheint sich zu bestätigen.

Weit unterdurchschnittlich fielen die Werte in Weilersbach, Wiesenttal, Unterleinleiter, Pretzfeld, Pinzberg, Leutenbach und Hiltpoltstein aus. Besonders schlecht, nämlich nur einstellig, schnitten die Grünen in Obertrubach und Gößweinstein ab.

Der Wallfahrtsort bleibt offenbar trotz des FW-Bürgermeisters eine Bank für die CSU. Allerdings muss man unterscheiden. Die CSU holt hier zwar mit fast 52 Prozent ihren Spitzenwert bei den Zweitstimmen und damit mehr als vor fünf Jahren (49,3 %). Doch die Gößweinsteiner achten bei der Erststimme auf Personen: Hofmann setzt sich diesmal hauchdünn mit 34,24 zu 34,08 gegen Glauber durch. Vor fünf Jahren lag der FWler mit 38,8 Prozent noch knapp zwei Punkte vor dem CSUler.

Die Hochburgen der AfD liegen, gemessen an den Wahlergebnissen, in Weilersbach (hier wurden die Spitzenwerte 14,82 % der Erst- und 14,91 % der Zweitstimmen erzielt), Obertrubach, Weißenohe, Hallerndorf und Pretzfeld. Am wenigsten Zustimmung erhielt die Partei in den grünen Hochburgen Dormitz, Langen- und Kleinsendelbach, Poxdorf und Neunkirchen, aber auch in Hetzles, Unterleinleiter, Pinzberg, Kirchehrenbach fielen die Werte eher unterdurchschnittlich aus. Der Wohnort des Direktkandidaten Dominik Pflaum, Heroldsbach, blieb bei Erst- und Zweitstimme unter zehn Prozent für die AfD.

Von Hochburgen der SPD kann eigentlich nirgendwo mehr gesprochen werden. Atila Karabag holte mit 6,57 Prozent der Erststimmen weniger als die Hälfte seines Vorgängers Reiner Büttner. Bei den Zweitstimmen (7,13 %) dasselbe Bild: weniger als die Hälfte, entsprechend dem Landestrend.

Zwei unterschiedliche Stimmungen spiegeln Michael Hofmann und Thorsten Glauber (Bildmitte) am Wahlabend wieder. Während der siegreiche Direktkandidat ernst blickt und die Verluste der CSU zu erklären sucht, strahlt der Stimmenkönig der Freien Wähler mit seinen Neffen in München in die Kameras.

Zwei unterschiedliche Stimmungen spiegeln Michael Hofmann und Thorsten Glauber (Bildmitte) am Wahlabend wieder. Während der siegreiche Direktkandidat ernst blickt und die Verluste der CSU zu erklären sucht, strahlt der Stimmenkönig der Freien Wähler mit seinen Neffen in München in die Kameras. © Fotos: Huber/Glauber

Die FDP kam in Forchheim, Dormitz und Heroldsbach über 5 Prozzent der Zweitstimmen. Direktkandidat Sebastian Körber, ein Forchheimer, holte in seiner Heimatstadt sein bestes Ergebnis mit 7,53 %.

In der Stadt Forchheim lohnt sich ein Blick in die einzelnen Wahllokale. AfD-Kandidat Dominik Pflaum hatte den Stadtteil Forchheim-Nord wegen seines Migrantenanteils im Wahlkampf mit dem Berliner Bezirk Neu-Kölln verglichen. Das hatte im Stadtrat zu Protesten geführt. Der SPD–Kandidat Atila Karabag, ein gebürtiger Forchheimer mit Migrationshintergrund, machte mit russisch- und türkischsprachigen Flyern in dem Viertel Haustürwahlkampf.

Norden für CSU und AfD

Das Ergebnis: In allen Wahllokalen im Norden liegt die Wahlbeteiligung lediglich bei etwa einem Drittel. Die AfD erringt überall den zweiten Platz, teils fast gleichauf mit der Siegerin CSU. Die SPD fährt ebenfalls teils zweistellige Werte ein, das gilt aber auch für die Grünen und die FW.

In der Stadtbücherei in der Stadtmitte erreichten die Grünen bei Erst- und Zweitstimmen vor der CSU die erste Position. Ebenfalls hohe grüne Zustimmungsraten (hinter der CSU) melden das Don-Bosco-Heim im Osten (fast gleichauf mit der CSU) und das Pfarrzentrum Don Bosco, der Stadtteil Burk, der Kindergarten Sattlertor und die Volksschule Kersbach II. In Kersbach I allerdings schlägt die FW-Prägung des Ortes durch. Die Freien Wähler stehen hier zwischen CSU und Grünen an zweiter Stelle.

In Buckenhofen ist das Bild bunter. Teils liegt sogar die AfD in den Zweitstimmen vor FW und Grünen auf dem zweiten Platz. Im Berggebiet dagegen, so wie es in der Anna-Schule, im Pfarrsaal und in der Lebenshilfe abgestimmt hat, nehmen die Grünen unangefochten hinter der CSU den zweiten Platz ein. Während die AfD hier eher schwach abschneidet, findet die Partei im Wahllokal Jugendhaus (Waisenhaus) mit beinahe 18 Prozent hohe Zustimmungswerte, hinter CSU und Grünen (Zweitstimmen) beziehungsweise CSU und FW bei den Erststimmen. In Reuth sammelt ebenfalls die CSU die meisten Stimmen, gefolgt von den FW bei den Erst- und den Grünen bei den Zweitstimmen.

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