Was Spitzentennis mit Meditation zu tun hat

FORCHHEIM - Boris Becker ist nicht mehr Trainer von Tennis-Star Novak Djokovic. Die abgelöste Nummer eins der Welt arbeitet seit einiger Zeit mit einem spanischen Berater zusammen, der ob seiner Methoden auch als Kuschel-Guru bezeichnet wird. Hokus-Pokus oder Erfolgsschlüssel?

Wir fragten das Forchheimer Ass Jan Leithner, US-Sportstipendiat an der Universität auf Long Island.

„In der Profi-Weltspitze ist die individuelle Klasse eng beieinander, dass in großen Partien wenige Punkte entscheiden. Die Mental-Arbeit ist längst Teil dieser Professionalisierung geworden. Ein Roger Federer hob sich unter anderem dadurch ab, dass er in kritischen Situationen eine stoische Ruhe ausstrahlte und dann seine besten Aufschläge servierte. Diese Sicherheit kommt nicht allein von der ständigen Wiederholung im Training.

In einem viermonatigen Anfängerkurs mit je einer Stunde pro Woche habe ich vor Jahren auch ein paar psychologische Tricks gelernt. Es ging darum, Ärger im richtigen Moment dosiert entweichen zu lassen, aber niemals unkontrollierte Aggressionen (Schläger Schmeißen, Schimpfwörter) zuzulassen. Das bringt einen selbst aus den Konzept und motiviert den Gegner. Hilfreich ist, sich Vertrauen in eigene Stärken ins Gedächtnis zu rufen. Konkret hieß das nicht, mit sich selbst zu sprechen. Wir haben Schlüsselwörter auf Merkzettel geschrieben, um sie in der Pause bei Bedarf aus der Tasche zu holen und uns zum Beispiel an den vorbereiteten Matchplan zu erinnern. Zum Programm gehörten auch Konzentrationsübungen, etwa mit dem Finger in der Luft eine Kreisbewegung zu zeichnen oder mit der Zunge alle unteren Zähne im Gaumenbereich zu berühren. Auch Meditationsformen wie Yoga können sinnvoll sein und negativen Stress abbauen, wenn die Person zugänglich dafür ist. Bei mir selbst und sicher vielen Spielern außerhalb der Top 100 ist das eher eine Zeitfrage.

Welche philosophischen Ansätze bei Djokovic in Zukunft auch immer dahinter stecken. Ich denke nicht, dass die Motivation sein Problem war und ist. Nach dem erleichternden French-Open-Erfolg fiel vielleicht nur eine Nuance zu viel Spannung ab, die ihn danach geistig in der Tat Müde hat wirken lassen. Er wird 2017 stark zurückkommen, ganz sicher.“