Weilersbach: Rehkitz "Putzi" wird mit Ziegenmilch aufgezogen

28.5.2018, 10:00 Uhr
Weilersbach: Rehkitz

© Foto: Heidi Amon

Eigentlich kennt fast jeder den Walt Disney-Film "Bambi" und den meisten Zuschauern geht diese Geschichte wirklich ans Herz. Das verzweifelte Warten auf die Mutter, die Angst vor dem Alleinsein. Doch auch im realen Leben gibt es immer wieder Rehkitze, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Mutter verlieren.

So wie es den beiden Rehkitzen "Bambi" und "Putzi" erging, die auf tragische Weise ihre Rehmama verloren. Eine ergreifende Tiergeschichte, die so manchem die Tränen in die Augen treiben mag. Und die Jäger Rudi Pleischl erzählt. Anfang Mai klingelte bei ihm das Telefon und er wurde verständigt, dass in seinem Jagdrevier Pretzfeld II ein Reh liege. Als Jagdpächter musste Pleischl hin. Das Reh war tot. Es hatte sich aller Wahrscheinlichkeit nach an einem Wildschutzzaun tödlich verletzt.

Als erfahrener Jäger erkannte er sofort, dass es sich um eine führende Rehgeiß, ein Muttertier handelte. Ihm war sofort klar, dass irgendwo Kitze liegen. "Dann hörte ich die kleinen Waisentiere laut fiepen, sie schrieen nach ihrer Mutter — es war herzzerreißend."

An den Felltupfen erkannte er, dass die zwei Findlingskitze noch sehr jung waren, erst zwei oder drei Tage alt, außerdem völlig dehydriert und ausgehungert. Er entschloss sich, die beiden Jungtiere in seinem Auto mit nach Hause zu nehmen.

"Die Überlebenschancen wären sonst gleich Null gewesen, sie wären dann sofort vom Raubwild gefressen worden" so Pleischl. Dass Kitze tot gemäht werden, komme öfter vor.

Doch auch daheim sei die Aufzucht "risikobehaftet". Schließlich seien die Kitze erst im Mai zur Welt gekommen. "Während seiner 50-jährigen Jägerschaft ist es das erste Mal, dass in seinem Zuständigkeitsbereich elternlose Kitze mit der Flasche großgezogen werden", erzählt Pleischls Ehefrau Anneliese.

"Anfangs machten die beiden eine schlechte Zeit durch", weiß der Jagdpächter, dessen Familie von dem Schicksal dieser kleinen Rehkitze sichtlich bewegt ist. "Sie schrien die ganze Nacht durch nach ihrer Mutter, es war ergreifend", berichtet Tochter Sonja.

Doch die Jägerfamilie sagte "Ja" und half zusammen. Die beiden Enkelkinder Hannah (9) und Nele (6) gaben den Tieren die Namen "Bambi" und "Putzi". Man besorgte Ziegenmilch und eine kleine Aufzuchtflasche für Kleintiere, denn eine normale Babyflasche wäre zu groß gewesen. Alle zwei bis drei Stunden mussten die beiden gefüttert werden – auch nachts.

Aber trotz regelmäßiger Fütterung und bester Betreuung wurde "Bambi" krank, bekam Fieber und überstand eine Virusinfektion nicht.

"Putzi" muss jetzt ohne Mama und Geschwisterchen Bambi auskommen. Doch das Rehlein steht schon fest auf seinen Beinen, trinkt seine warme Milch und fängt an, an einem Blatt zu knabbern — auch der Verdauung wegen. Ihr Lieblingsplatz ist ein kleines Gehege mit einer Kiste, die mit einer Felldecke ausgelegt ist.

Die Pleischls tun alles, damit "Putzi" wächst und gedeiht und sich wohl fühlt. Wie es nun weitergeht, weiß die Jägerfamilie allerdings noch nicht. Wichtig ist ihnen aber, dass das Tier ein Tier bleibt und für das inzwischen liebgewonnene Rehkitz die beste Möglichkeit für seine Zukunft gesucht wird.

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