Wenig Wasser, viel Schlamm: Wiesent verliert an Schleppkraft

25.6.2015, 06:00 Uhr
Wenig Wasser, viel Schlamm: Wiesent verliert an Schleppkraft

© Martin Müller

Ein ausgesprochen schnell fließender, für Paddler durchaus herausfordernder Fluss ist die Wiesent mit ihren beachtlichen 170 Metern Gefälle auf nur 70 Kilometern Flusslänge. Eigentlich. Denn in den letzten Jahrzehnten ist das Gewässer deutlich zahmer geworden.

„Die Wiesent führt nur noch knapp ein Drittel des Wassers, das sie noch vor 25 Jahren hatte“, berichtet Albert Schütze, Ehrenpräsident des Fischereivereins Forchheim. Schuld sind die geringeren Niederschläge und vor allem der wenige Schnee im Winter, der zuvor die Wasserspeicher zuverlässig aufgefüllt hatte. Die Folge: Der Fluss verliert an Schleppkraft, der Schlamm setzt sich schneller ab.
400.000 Euro wurden in den letzten zehn Jahren für das Ausbaggern der Sedimente ausgegeben, zuletzt vor zwei Jahren. „Jetzt sieht es wieder aus wie zuvor. Die Aktion war ein Schlag ins Wasser“, klagt Schütze.

Ein anderes Problem wurde nun immerhin gelöst: Reihenweise rauschten die Kanus zuletzt an den 18 Ein- und Ausstiegsstellen zwischen Pulvermühle und Ebermannstadt vorbei. „Viele Hinweisschilder waren eingewachsen, die Pfosten waren morsch und manche Schilder lagen im Gras“, erzählt Dieter Preu, Ehrenvorsitzender der Forschungsgruppe Höhle und Karst in Franken.
Deshalb haben die Regierung von Oberfranken und der Landkreis Forchheim jetzt 9000 Euro in die Hand genommen, um neue Schilder mit Edelstahlrahmen aufzustellen, die Ein- und Ausstiegsstellen mitsamt Ortsbezeichnung und Flusskilometern kennzeichnen.

Fische brauchen ruhige Laichplätze

„Früher sind die Leute an jeder x-beliebigen Stelle ein- und ausgestiegen. Aber die Fische brauchen auch Ruhe an bestimmten Orten, um dort zu laichen“, erklärt Albert Schütze, Ehrenpräsident des Fischereivereins Forchheim.
Seit 2011 dürfen die drei Verleiher an der Wiesent nur noch halb so viele Boote aufs Wasser schicken wie zuvor. An Wochenenden und Feiertagen im Juli und August sind pro Tag 150 Kanus erlaubt, an den übrigen Tagen von Juni bis September 120, im Mai nur 100 Boote.

Um die Folgen abzufedern, bietet der Kajak Mietservice aus Doos seither mehr Zweierboote als Einer-Kajaks an, Aktiv Reisen aus Muggendorf hat sein Spektrum erweitert mit einem großen Radverleih sowie Kletter- und Höhlentouren. Außerdem mussten die Preise um zehn bis 15 Prozent erhöht werden.

Keine Kommentare