Wenn Klassik plötzlich feurig wie die Rhythmen der Karibik klingt

5.2.2019, 14:00 Uhr
Wenn Klassik plötzlich feurig wie die Rhythmen der Karibik klingt

© Udo Güldner

Die Blockflöte erfreut sich weder beim Spieler noch beim Hörer eines großen Rufs. Dass das einmal anders war, dass feinsinnige Fürsten und begüterte Bürger sich am Klang der hölzernen Rohre ergötzten, das zeigen zahlreiche Konzerte aus dem Barock. Telemann, Bach und Händel sind nur einige Komponisten, denen es die Blockflöte angetan hatte.

Auch in der Provinz, in Weißenburg, schwor man zwischen 1650 und 1750 auf die Nachahmung der menschlichen Stimme. Hier ließ Johann-Christoph Faber seine Auftraggeber musikalisch marschieren. Nun haben Runa Frommhold, Luisa Rauscher und Jule Scholz (alle 6 a) zwar Klarinetten, dem glanzvollen Klang tut dies jedoch sehr gut. Später dann ließ Valentin Huber (Q 11) mit seiner Trompete ebenfalls eine Blockflöten-Sonate des Franzosen Jean-Baptiste Loeillet de Gant erklingen.

Wenn Klassik plötzlich feurig wie die Rhythmen der Karibik klingt

© Udo Güldner

Tänzerisch ging es weiter. Wobei Lisa Siebenhaar (5 b) mit ihrem Saxophon einen Walzer Carl Maria von Webers spielte. Es ging um eine spielerische Miniatur, die der Erzromantiker einer französischen Königin zuliebe erfunden hat. Mit den Franzosen, speziell mit Napoleon, hatte es Friedrich Kuhlau aus Uelzen hingegen nicht so. Er floh vor dem Eroberer ins naheliegende Dänemark, was erklärt, warum eineinhalb Jahrhunderte später eine seiner Opernmelodien die Slapstick-Filme der Olsen-Bande begleitete.

Bei Bartok jauchzen die Kinder

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© Udo Güldner

Freilich hat Leila Keilholz (6 b) ihre Querflöte im Griff und bietet ein sauberes Menuett. Lachende Kinder sind in Bela Bartoks Klavierstücken zu hören, deren Verspieltheit Christina Ding (6 a) ebenso souverän zeigt, wie Nicolai Prechtel (8 b), der Jacques Iberts kleinen weißen Esel über die Tasten traben lässt. Sogar einen grandiosen Gitarristen gibt es. Leonhard Michel (9 b) hat in seinem Instrument den rosaroten Panther gefangen, den Henry Mancini durch mehrere Filme schleichen ließ.

Bezaubernd dann die Ballett-Melodie Jules Massenets, die Kathrin Eger (Q 11) auf ihrer Violine so klar und pointiert herüberbrachte, dass das Publikum von jedem Ton verzückt war und enthusiastisch applaudierte. Lale Fröhlich (Q 12) und ihr tangotanzendes Cello lösten anschließend noch einmal eine ähnliche Begeisterung aus.

Wiewohl man sich an Astor Piazzolas "Oblivion" trotz des vergesslichen Titels noch lange erinnern wird. Nicht so lange her ist Johanna Scherls (Q 12) Harfenauftritt beim HGF-Weihnachtskonzert in St. Martin (die NN berichtete). Deshalb ist die Erinnerung noch frisch, auch wenn sie die Zwischenmusik Händels zum Oratorium "Alexandersfest" diesmal ohne orchestrales Umfeld gab.

Wenn Klassik plötzlich feurig wie die Rhythmen der Karibik klingt

© Udo Güldner

Chopins Klavierkompositionen gehören zum Anspruchsvollsten, was für Tasten erdacht worden ist. Nicht nur die technischen Herausforderungen sind es, die das Zwillingspaar Katharina und Alexander Bett (beide 10 b) im Handumdrehen meistert. Es sind auch die enorme Gedankentiefe und das melancholische Moment, das im hintergründig düsteren Nocturne wie im vordergründig unbeschwerten Walzer zu erfassen sind.

Da hat es Pia Fischer (Q 11) mit dem sagenhaften Zug der Zwerge aus Edvard Griegs Lyrischen Stücken etwas leichter. Schließlich überragt sie mit ihren Plateauschuhen die Trolle, deren Wildheit sie spielerisch bändigt, während die harten Bässe den kleinen Rackern den Weg in die Tiefe zeigen.

Elenas höfische Tänze

Elena Becher (Q 11) hingegen überzeugt dann mit Bachs Französischer Suite und offeriert eine Reihe höfischer Tänze, die am Cembalo durchaus zu überzeugen vermögen. Den begleitenden Klavierpart übernahmen die Musiklehrer Johannes Eismann, Christiane Geiling und Martina Heilmann. Da klingt Lara Schrolls (Q 11) Querflöte, als ob eine Nachtigall sänge. Der Coburger Komponist Wilhelm Popp schrieb seine hübsche Serenade Mitte 19. Jahrhundert.

Was auch sonst, handelte es sich doch bei Serenaden um Stücke, die nach Einbruch der Dunkelheit auf geführt wurden.

Bleiben noch die Querflöten von Veronika Müllemann (9 a) und Amelie Franke (10 b), die Violinen von Hannah Dorsch (8 b) und Elena Wopkes (8 a) , sowie die Trompeten von Valentina Knorr und Hannah Weidt (beide 7 b), sowie das Cello Jule Müllers (8 b), die allesamt mit sicherer Hand barocken Glanz in den nüchternen Saal zauberten.

Außerdem erklangen dann noch Bianca Ahlers und ihr Alt-Saxophonist Justin Reck (beide 7 a), die ein Duett eines Bach-Sohnes so überzeugend zu Gehör brachten, dass man wahrlich keinesfalls protestantischen Barock, sondern karibischen Calypso zu hören glaubte. Das muss man erst einmal hinbekommen!

Am 23. März bietet die Fachschaft Musik am Herder-Gymnasium von 10 bis 12 Uhr einen "Tag der offenen Tür". Am 26. März und am 11. April, jeweils 19.30 Uhr, Frühlingskonzerte in der Herder-Aula.

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