Wert der Reuther Hänge wird noch nicht erkannt

15.9.2014, 22:00 Uhr
Wert der Reuther Hänge wird noch nicht erkannt

© Foto: Berny Meyer

Der Panoramablick von den Streuobsthängen ist fantastisch. Kaum ein anderes Naherholungsgebiet der Stadt zieht so viele Spaziergänger oder Sportler an. Nirgends gehen Stadt und Land eine reizvollere Symbiose ein. Mit dem Start des geplanten Neubaugebiets kämen aber nur noch wenige in diesen Genuss: diejenigen, die eins der 31 geplanten Wohnhäuser ergattern.

Formal liegt der östliche Rand der Streuobsthänge zwischen Ruhstraße, Hutstraße und Oberem Schulweg nicht mehr im Landschaftsschutzgebiet. Ein Flächennutzungsplan von 1996 weist das Randgebiet als Bauland aus. Hintergrund sei das Ansinnen der CSU-Stadtratsfraktion, bis 2020 rund 5000 Neubürger zu gewinnen.

Ingolf Franke, neben Markus Stühlein nun gewählter Sprecher der Initiative, hält das für vermessen. Laut Demographie-Spiegel des Bayerischen Landesamts für Statistik werde Forchheim an Einwohnerzahl unweigerlich abnehmen. Für immer weitere Neubaugebiete gebe es „keinen echten Bedarf“. Einige Teilnehmer wiesen in diesem Zusammenhang auf Wohnungsleerstände in der Innenstadt und Baulücken entlang der Rotbrunnen- oder Mayer-Franken-Straße hin. Die Stadtverwaltung solle erst einmal hier aktiv werden.

Unter den Anwesenden war man sich sicher: Bei den bisher ausgewiesenen Baurechten würde es nicht lange bleiben. Die West-Erschließung des Gebiets von der Breitenlohestraße aus sei schon geplant. Franke sprach von einer „Salamitaktik“, mit der man dem Streuobst-Biotop nach und nach weiter zu Leibe rücken würde. Nicht nur als Biotop, auch als Reuther „Frischluftschneise“ sei das offene Wiesengebiet deshalb bedroht.

Kein ewiges Wachstum

„Forchheim kann nicht ewig wachsen. Seine geologische Lage führt zu einer natürlichen Begrenzung. Die Stadt ist umringt von Hängen, die zum Landschaftsbild und zu seiner Attraktivität beitragen“, sagte Reiner Büttner (SPD), der als einziger Stadtrat anwesend war.

Augenblicklich würden überall — auch in den angrenzenden Gemeinden — Wohnbaugebiete ausgewiesen. Angesichts der demographischen Entwicklung mache es aber keinen Sinn, in Konkurrenz zueinander um Neubürger zu buhlen, fuhr Büttner fort. Die zusätzlichen Erschließungskosten würden nur zu einer weiteren Verschuldung zu Lasten der jüngeren Generationen führen, sagte er. Das Neubaugebiet in Kersbach sei für alle völlig ausreichend. Dass es zu einem Bürgerbegehren komme, hielt er für wahrscheinlich.

Auch Traugott Hübner, Vorsitzender des Mietervereins Forchheim, distanzierte sich von dem Vorhaben, betonte aber, dass dies noch keine offizielle Stellungnahme seiner Organisation sei.

„Die Leute reagieren erst, wenn sie am Geldbeutel gepackt werden“, sagte ein Teilnehmer. Die Kosten für Straßensanierungen, Kanalerschließung und Wasserversorgung würden auf den einzelnen Bürger umgelegt, setzte Sprecher Ingolf Franke deshalb nach.

Drei Dinge hat die Initiative um Ingolf Franke schon erreicht: Der Bauplan wurde für jeden einsehbar ins Internet gestellt. Das Bauamt wartet die Ergebnisse eines Gutachtens zu Verkehr und Naturschutz ab, die Abwasserversorgung in Reuth steht ebenfalls noch einmal auf dem Prüfstand. Mit haltbaren Ergebnissen sei nicht vor Herbst 2015 zu rechnen, so Franke. Bis dahin will er das Thema via Zeitungsinseraten und offensiver Aufklärung präsent halten. „Zu viele stehen dem Vorhaben indifferent gegenüber“, sagt er.

BN Macht Hoffnung

„Momentan laufen sehr viele Verfahren, die Bauland neu ausweisen“, sagte der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz Ulrich Buchholz, der in einem Impuls-Vortrag den ökologischen Verlust skizziert hatte. „Dort, wo man am meisten Druck macht, wird es am ehesten ad acta gelegt.“

Für den 15. Oktober ist eine Bürgersprechstunde in den Hut-Stuben mit Oberbürgermeister Franz Stumpf in Vorbereitung.

1 Kommentar