Wie funktioniert ein Leben ohne Plastik?

20.10.2017, 08:00 Uhr
Wie funktioniert ein Leben ohne Plastik?

© Lea Schreiber

"Ich lebe jetzt schon vier Jahre ohne Plastik, Sie spätestens ab morgen", leitet die Autorin ihren Vortrag in der Stadtbücherei Forchheim ein. Wie sie die zahlreichen Verpackungen vermeidet oder welche Tipps und Tricks es gibt, manche Produkte auch selbst herzustellen, hat Nadine Schubert in ihren Büchern zusammengefasst. Nach ihrem Spiegel-Bestseller "Besser leben ohne Plastik" veröffentlichte sie nun ihr zweites Buch "Noch besser leben ohne Plastik", das sie in der Stadtbücherei in Forchheim präsentierte.

"Ich war früher nie typisch grün. Ich hab viel Bio gekauft und keine Plastiktüten benutzt, aber das auch nur, weil sie nicht schön aussahen", beginnt Nadine Schubert von ihrem Weg ins plastikfreie Leben zu erzählen.

Als sie 2013 mit Tochter Olivia schwanger war, sah sie im Fernsehen eine Reportage über Umweltverschmutzung und Schadstoffe, die im Plastik enthalten sein sollen. Bei der jungen Mutter läuteten daraufhin die Alarmglocken. Sie begann gemeinsam mit ihrem Mann die zahlreichen Plastikverpackungen aus ihrem Haushalt zu verbannen. Auf ihrem Blog "besser-leben-ohne-plastik" teilte Nadine Schubert von Beginn an ihre Erfahrungen und Anleitungen, wie es leichter fällt, auf Plastik zu verzichten.

Warum es ihr ganz wichtig ist, dass ein Umschwung in den Köpfen stattfindet, zeigt sie mit einem Foto vom Wildlife-Photographen Justin Hofman. Zu sehen ist ein kleines Seepferdchen, das sein Unterteil um ein Wattestäbchen geschlungen hat – und das mitten im Meer.

140 Millionen Tonnen Plastik schwimmen laut Nadine Schubert in unseren Meeren. "Das hört sich vielleicht gar nicht so schlimm an, aber wenn man bedenkt, wie leicht Plastik ist, dann ist das schon eine erschreckend große Menge", macht die Autorin deutlich. Schuld daran sind laut der Andersdenkenden wir selbst. "Wir wollen immer mehr, alles muss billig sein, jeder will den schnellen Genuss und danach eine einfache Entsorgung", erklärt sie.

Als Beispiel bringt sie den Kaffee zum Mitnehmen. "Wenn ich keine Zeit habe, mich hinzusetzen und einen Kaffee aus einer Porzellantasse zu trinken, dann brauch ich auch keinen Kaffee", äußert sich die 36-Jährige.

Meine Kinder spielen mit Lego

"Ich verteufle nicht Plastik an sich. Meine Kinder haben Lego und mein Staubsauger ist aus Plastik, weil man den halt schwer aus Holz machen kann", lacht Nadine Schubert. Auch ein Auto ist in ihrem Besitz, in dem Kunststoff verbaut ist. Da die zweifache Mutter in Neuschleichach auf dem Land lebt, kann sie darauf nicht verzichten. "Es geht darum, auf lange Sicht die Produkte zu nutzen und nichts zu kaufen, was man sofort wieder wegschmeißt", so die Autorin.

In ihrem neuen Buch "Noch besser leben ohne Plastik" beschäftigt sich Nadine Schubert hauptsächlich mit Mikroplastik, das in Kosmetik, Reinigungsmitteln und in der Autoindustrie großer Bestandteil ist. Diese winzigen Partikel können nicht richtig gefiltert werden und schaden der Umwelt. Ihre Kosmetika und Putzmittel stellt die Buchautorin deshalb zum größten Teil selbst her. In Sachen Haarseife stieß sie auf den Laden "Seife und mehr" in Bamberg. Seitdem kauft sie dort ihre Jahresration Haar und Körperseife und stellt aus Seifenflocken aus dem Laden Waschmittel, Spülmittel und Haushaltsreiniger her. Einige der Seifen tragen dort schon ihren Namen. "Frau Schubert".

"Packen Sie’s an, aber machen Sie es Schritt für Schritt", rät sie ihrem Publikum, es ihr gleich zu tun. "Werfen Sie nicht gleich alles weg, benutzen Sie auch ihre Tupper-Dosen weiter, aber gehen Sie doch damit mal zum Metzger und lassen sich die Wurst gleich da rein legen."

Die Begeisterung im Publikum ist groß. Viele äußern sich, es schon lange zu probieren, aber immer wieder auf Hindernisse im Handel zu stoßen. Über 50 000 Menschen haben die Bücher schon gekauft. Eine davon ist Astrid Lotter aus Forchheim: "Ich habe beide Bücher schon durchgelesen und fand sie absolut alltagstauglich." Der Vortrag in der Stadtbücherei war komplett ausverkauft. Das freute auch Heike Schade vom Blauen Stäffala, die die Autorin unbedingt nach Forchheim bringen wollte und deren Bücher nun eine lange Schlange am Verkaufsstand ergaben, was zeigt, dass viele den Schritt in ein besseres Leben ohne Plastik wagen wollen.

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