Wiesenthau: Wer tötete den Metzger?

20.11.2017, 18:00 Uhr
Wiesenthau: Wer tötete den Metzger?

© Foto: Julian Hörndlein

Grausiger Fund in der Forchheimer Innenstadt: Im (fiktiven) Optikergeschäft von Horst Schlämmer am Rathausplatz wurde die Leiche des Bamberger Metzgers Gustav Böhnlein in der Auslage gefunden – er wurde mit einem 30 Zentimeter langen Messer erstochen. Ein Fall für Kommissarin Gisela Lukaschek von der Kripo Forchheim. Wer sich jetzt wundert, warum der Optiker gerade den Namen von Hape Kerkelings Alter Ego trägt, dem sei so viel gesagt: Der Verlauf und die Personen sind komplett improvisiert, das Publikum entscheidet über die Namen der Figuren.

Beim Kriminal-Dinner, das ein Impro-Theater mit einem Vier-Gänge-Menü für die Besucher verbindet, ist alles möglich. "Die Rolle wird erst unterwegs festgelegt", erklärt Thomas Paulmann vom Bamberger Schauspiel-Ensemble Ernst von Leben, das an diesem Abend die Gäste im Renaissancesaal im Schloss Wiesenthau unterhält. Zusammen mit Nicole Heinemann, Johanna Waldhoff und Felix Forsbach schlüpft er in verschiedene Rollen, die gerade für das Theaterstück gebraucht werden. Für den musikalischen Hintergrund sorgt Jakob Fischer, der auch gleichzeitig als Erzähler fungiert. Zu Beginn muss Felix Forsbach erst einmal dem Publikum auf den Zahn fühlen, um typisch Forchheimer Eigenheiten für Handlungsorte und Persönlichkeiten zu finden, die im Stück vorkommen werden. Was ist der landschaftlich schönste Ort in Forchheim? Klar, der Kellerwald. Welcher Beruf – abgesehen von Brauer – steht für Forchheim wie sonst keiner? Aufgrund der hohen Dichte in der Hauptstraße muss das der Optiker sein.

Zurück zum Fall: Schnell ist klar, dass die Figuren sich kennen. Kommissarin Lukaschek (Nicole Heinemann) war Stammkundin beim Metzger und hat jeden Mittwoch eine Leberkässemmel gekauft. Die Frau des Toten hat deshalb schon vor dem Mord die Kommissarin im Visier, wittert sie doch eine Affäre. Die Leiterin der Kripo hat ihre Brille von Optik Schlämmer. Und der Optiker Schlämmer (Felix Forsbach) selbst lebt in seiner eigenen Welt, in der er Feng Shui zum spirituellen Lebensstil erklärt und dadurch die nötige Portion Komik ins Krimi-Drama einbringt.

Das Publikum wird immer wieder eingebunden. So entscheidet es über Leben und Tod, als die Mutter des Ermordeten sich aufhängen möchte. Beim ersten Versuch verschonen die Besucher die Mutter noch, beim zweiten Mal ist ihr Versuch dann mit Erlaubnis des Publikums erfolgreich.

Nachdem festgestellt wurde, dass Metzger Böhnlein mit seinem eigenen Messer erstochen wurde, kommt es zum Showdown zwischen der Kommissarin, der Metzgersfrau und dem Optiker. Die Kommissarin entpuppt sich als heimliche Naturschützerin, die Böhleins Leberkäse in Formaldehyd einlegt und sich die Scheiben als Haustiere hält. Auf ihrem Rachefeldzug rechnet sie mit den "Fleischessern" ab, der Metzger ist ihr aufgrund seines Berufs zum Opfer gefallen. "Feng Shui ist eine Einrichtungsart", ruft sie noch dem Optiker Schlämmer zu, dann löst sich im Gemenge ein Schuss, die Täterin sinkt sterbend zu Boden.

Vom Spannungsbogen steht "Tarte de la mort" dem Sonntagskrimi in nichts nach. Einen Unterschied gibt es aber dennoch. Im Ersten ist nie der Kommissar der Mörder. Und man bekommt bei der ARD während der Ausstrahlung auch selten ein Vier-Gänge-Menü geliefert.

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