Wirth gelingt doch noch die Sensation

6.7.2015, 12:38 Uhr
Wirth gelingt doch noch die Sensation

© Bernd Schindzielorz

Die Tartanbahn glühte auch am späten Samstagabend noch, einige Athleten hatten wegen den extremen Temperaturen ihren Start sogar abgesagt. Die elektronische Zeiterfassung fiel zwischendurch genauso aus wie der eine oder andere Kampfrichter. Es waren keine Bedingungen, um Bestleistungen abzurufen. Aber Babinja Wirth hatte da ja dieses eine Ziel vor Augen. Dass sie es auch nach zwei Rückschlägen immer noch erreichen kann, daran glaubte sie felsenfest und kämpfte umso leidenschaftlicher dafür.

Im Juni war die Lehramtsstudentin über die 3000m-Hindernis zum bayerischen U23-Meistertitel gelaufen und dabei um 0,38 Sekunden an der Qualifikation für die bundesweiten Wettkämpfe der Erwachsenen vom 24. bis 26. Juli in der Frankenmetropole vorbeigeschrammt. Nur wenige Tage blieben, um sich auf die folgende Deutsche Junioren-Meisterschaft in Wetzlar vorzubereiten. Von müden Beinen konnte bei der Betzensteinerin dann zunächst nicht die Rede sein. Wirth ließ sich im Spitzenfeld jedoch von einem viel zu schnellen Rennbeginn hinreißen, ehe sie auf der letzten Runde einbrach. Wie sie ins Ziel kam wusste sie hinterher nicht mehr so genau. Diese bittere Pille musste erst einmal verdaut werden.

Trainerin und Schwester Christina Schönfeld ordnete eine Erholungs- und Aufbauphase an, zwei Rennen wurden ausgelassen, um alles auf die eine letzte Karte zu setzen. Und da stand sie dann als mit Abstand jüngste Teilnehmerin am Start bei den Süddeutschen Meisterschaften in Kaiserslautern und trat an, um 11:05 Minuten zu unterbieten. Die Frontfrau des TSV Ebermannstadt ging ihre Aufgabe mit kontrolliertem Tempo an und zündete auf den letzten 600 Metern den Turbo. Als drittplatzierte hinter Julia Hiller (LAC Fürth) und Horna Annett (LC Rehlingen) überquerte Babinja Wirth die Ziellinie, die Zeit bleib bei 11:02,3 Minuten stehen. Damit war die Sensation perfekt.

Dass sich die mehrfache bayerische Junioren-Meisterin über 1500 und 2000m Hindernis in ihrer ersten Saison auf Anhieb bei den U23 und Erwachsenen behauptet, darf doch als überraschend bezeichnet werden. Die Umstellung von der 2000m- auf die 3000m-Distanz gilt als enormer Schritt für Talente. In sechs bis sieben Trainingseinheiten pro Woche feilte Wirth mit ihrer Schwester und Landes-Stützpunkttrainer Jörg Stäcker offenbar erfolgreich an der fehlenden Tempohärte. Die Teilnahme in Nürnberg ist die vorläufige Krönung der Entwicklung. Hier darf jede Sekunde genossen werden, danach braucht es ein neues Ziel.

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