Egloffstein: Wo Jugendliche die Brunnen schmücken

17.4.2014, 06:00 Uhr
Egloffstein: Wo Jugendliche die Brunnen schmücken

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Egloffstein: Wo Jugendliche die Brunnen schmücken

Meistens werden die Brunnen von Vereinen der jeweiligen Gemeinden verziert, so auch vom Fränkische-Schweiz-Verein. Aber trifft man die Gruppen beim Schmücken am Samstag vor dem Palmsonntag an, sieht man häufig nur Erwachsene – keine Spur von Kindern oder Jugendlichen.

Wolfrun Jacob, Alexander Klare, Fiona Porisch und Leonie Kraußold sind eine Ausnahme. „Wir machen mit, weil wir bereit sind, etwas zur Verschönerung unseres Dorfes beizutragen“, erzählt die 14-jährige Fiona. „Es ist zwar anstrengend, aber schöner als manch andere Tätigkeit.“

Gerade in Gemeinden wie Egloffstein ist die Brauchtumspflege nicht wegzudenken. Es gehöre einfach zur Fränkischen Schweiz dazu, meint Wolfrun. Die 19-Jährige ist bereits ein alter Hase im Geschäft. Sie unterstützt die Gruppe, seit sie fünf Jahre alt ist. Sie kam über ihre Eltern dazu.

Die Kultur unterstützen

Die 13-jährige Leonie macht dieses Jahr das erste Mal mit und kann sich vorstellen, auch in Zukunft dabeizubleiben. In Alexanders Heimatort Simmelsdorf im Kreis Nürnberger Land gibt es eine derartige Brauchtumspflege nicht. Deswegen macht er in Egloffstein gerne mit: „Wenn ein Dorf diese Kultur noch aufrechterhält, sollte man es dabei auch unterstützen.“

Gemeinsam stecken und binden die Jugendlichen die Girlanden, die kunstvoll um das Geländer des Brunnens geschwungen werden. Blumentöpfe und Bäumchen werden ebenfalls mit Eiern verziert. Auch die Grundschule Egloffstein gestaltet Jahr für Jahr den Gries-Brunnen an der Zufahrt zur Schule und bringt so auch jüngere Kinder mit in das Geschehen ein. Aber die Beteiligung junger Leute bleibt niedrig. Selten haben Jugendliche noch Interesse daran, Osterbrunnen in ihren Heimatdörfern zu schmücken oder generell Vereinen beizutreten, die sich um Brauchtümer kümmern. Aber warum eigentlich?

Die vier Helfer sind sofort einig: Es gebe einfach zu viel, was ablenkt. Gerade Jugendliche fänden solche Arbeiten eher uncool. Ein großes Angebot gebe es zwar, und bei Sportevents oder anderen Aktionen seien auch immer viele junge Ehrenamtliche dabei. Doch in religiösen oder kulturellen Bereichen fehlten sie.

„Ein großes Problem“

„Ein großes Problem sind auch die Schulen und Universitäten“, findet Alexander. „Die Institutionen nehmen sich selbst zu wichtig und lassen kaum Zeit für Aktivitäten außerhalb. Abends hätte man schon mal Zeit, um etwas mit einem Verein zu unternehmen, aber ein Osterbrunnen schmückt sich nicht im Dunkeln.“

Leonie und Fiona erzählen, dass auch die Eltern es meist nicht als wichtig empfänden und so auch die Kinder nicht mit eingespannt würden. Doch auch die Gemeinden selbst kümmerten sich nicht immer ausreichend um die eigene Kulturpflege.

Comics auf den Eiern

Wie gelingt es heutzutage, Jugendliche für ehrenamtliche Arbeit zu begeistern? Manche Städte versuchen mittlerweile, die Jugend über Comic- und Märchenmotive auf den Schmuckeiern zu locken und so ihren Brunnen zu etwas Besonderem zu machen. Wolfrun könnte sich so etwas auch für die Fränkische Schweiz vorstellen: „Es müsste in den Vereinen einen Jugendbeauftragten geben, der vorschlägt, dass Jugendliche einen eigenen Brunnen bekommen, den sie dann nach Belieben verzieren können.“

Umso schöner finden es engagierte Dörfer, wenn auch junge Leute von selbst dazu beitragen, die Brunnen schöner zu gestalten. „Die Arbeit in der Gemeinschaft macht einfach Spaß. Jede Altersgruppe ist bei uns vertreten“, sagt Wolfrun. Ein Grund, auch in Zukunft dabei zu sein.

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