"Wunderliche Zahlen": Stichwahl in Effeltrich wird geprüft

4.6.2014, 17:36 Uhr

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Das Internet vergisst nicht, und auch die Gemeinde Effeltrich vergisst es nicht. Bundesweit hatte die dortige Wahl von vor zwölf Jahren für Aufsehen gesorgt. Oder genauer: was hinter den Kulissen der Wahl geschah. Damals wurden Wahlzettel nachweislich manipuliert. Das ist noch heute auf überregionalen Nachrichtenportalen nachzulesen. Ob es nun erneut zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, prüft derzeit das Landratsamt. Die Behörde hat „verwunderliche Zahlen“ bei der Briefwahl festgestellt (siehe unten).

Dass bei der Auszählung selbst nichts falsch lief, darauf hat Wahlvorstand Friedrich Wolf penibel geachtet. „Wegen 2002 und 2008 war Vorsicht geboten.“ So waren die drei Auszählteams mit Leuten von allen Parteien und Gruppierungen besetzt. Als die Zahlen mit dem Ergebnis der Stichwahl bekannt wurden, „hat es dann aber einige Leute vom Hocker gehauen“, so Wolf, der selbst parteipolitisch nicht gebunden ist.

„Das gibt es nicht“

Wolf konsultierte daraufhin einen Statistiker. „Er hat ein paar Sekunden innegehalten und dann gesagt: Das gibt es nicht.“ Auffällig sei nicht allein, dass Kathrin Heimann von den zusätzlichen Briefwahlstimmen 92 Prozent erhielt, sondern dass dieses Ergebnis völlig anders ist als das der Urnenwahl. Hier erzielte Heimann 56 Prozent bei den zusätzlichen Stimmen, Nägel 44 Prozent. Und das, obwohl fast gleich viele Bürger per Brief wählten wie ins Wahllokal gingen. „Es kann nicht sein, dass die eine Hälfte des Ortes völlig anders wählt als die andere“, sagt Wolf. „Der Verdacht der Wahlmanipulation ist da.“

Briefwahl sei ohnehin anfällig: Die von den Bürgern zurückgeschickten Umschläge wurden in einem abschließbaren Raum bis zum Wahltag aufgehoben. Besser wäre gewesen, sie gleich in eine Urne zu werfen, so Wolf. Erklärungsbedürftig sei auch, dass ein Teil der Briefwahlunterlagen in Gaiganz nicht per Post, sondern persönlich zugestellt worden sei.

„Das Ergebnis ist statistisch sehr unwahrscheinlich“, sagt auch Gemeinderat Johannes Steinert von Seiten der CSU/ÜWG. Bernd Nägel selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Seit 2002 sei die Grundstimmung im Ort, dass man sich schnell frage, ob alles mit rechten Dingen zugehe, so Steinert. Ob es Manipulationen gab? „Das kann ich nicht sagen. Das muss nun geprüft werden.“ Auch Bürgermeisterin Kathrin Heimann (DEL) will, dass „alles seinen korrekten Gang“ geht. Sie hält ihren Briefwahl-Zuwachs aber für erklärbar: Die beiden im ersten Wahlgang unterlegenen Kandidaten hatten sich für sie ausgesprochen.

Anschuldigungen will Wahlvorstand Wolf nicht erheben. Nur müsse dem Verdacht ordentlich nachgegangen werden. „Effeltrich hat wegen solcher Geschichten ein schlechtes Image, obwohl der Ort so viel zu bieten hat – von der Linde über die Kirchenburg bis zu den Baumschulen. Das sollte wieder mehr im Mittelpunkt stehen.“

Briefwahl-Plus fiel deutlich aus

Warum sich das Landratsamt die Wahl noch einmal ansieht: Kathrin Heimann hat die Stichwahl in Effeltrich mit 19 Stimmen Vorsprung vor Bernd Nägel für sich entschieden. Bei der Urnenwahl (keine Briefwähler) erhielt sie 397 Stimmen, Bernd Nägel 369. Für Heimann bedeutete das ein Plus von 185 Stimmen im Vergleich zum ersten Wahlgang, Nägel erhielt 148 Stimmen mehr. Die hinzugewonnenen Stimmen gingen also zu 56 Prozent an Heimann und zu 44 Prozent an Nägel.

Ungewöhnlich hoch ist der Unterschied aber bei der Briefwahl. Hier erhielt Heimann in der Stichwahl insgesamt 393 Stimmen, Nägel 402 Stimmen. Im Vergleich zum ersten Wahlgang bedeutet das ein Plus von 98 Stimmen für Heimann und von 9 Stimmen für Nägel. Die zusätzlichen Briefwahl-Stimmen gingen also zu 92 Prozent an Heimann und nur zu 8 Prozent an Nägel.

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