ZirkArt: Feuer und Flamme für die 20er Jahre

6.9.2014, 13:00 Uhr
ZirkArt: Feuer und Flamme für die 20er Jahre

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Kurz nach dem Abitur steht die Welt vor der Tür und sagt: „Hier bin ich, mach’ was Du willst.“ Hanna und Christina Lange aus Lippstadt in Nordrhein-Westfalen entscheiden sich 2001 dafür, das andere Ende der Welt kennenzulernen und reisen nach Australien.

Die Entdeckungsreise wird zu einer Art Erweckungsreise, als sie in einem Hostel in Brisbane am Varieté-Abend teilnehmen. „Dort hat ein Mädchen Kunststücke mit Feuer gezeigt“, erzählt Hanna Lange. Es drängt sich geradezu auf, es so zu schreiben: Die beiden sind Feuer und Flamme. Sie basteln sich ihre ersten Feuerstäbe, probieren und üben. Ein neues Hobby ist gefunden, eines, das sich auch wunderbar eignet, um das Studium durch diverse Auftritte mit zu finanzieren. Hanna wohnt in Bremen und lernt für ihr Fach Freizeitwissenschaften, Christina büffelt in Aachen Geografie und Politikwissenschaften. Gegen Ende des Studiums aber ist bereits klar: Sie werden ihr Glück weiter als Feuerartistinnen versuchen.

Von den Maoris

Was die Zwillingsschwestern so besonders macht, ist nicht ihr gleichartiges Aussehen, es ist die Art ihrer Feuerkunst: Sie arbeiten mit Pois, eine Kunstform, die ihren Ursprung bei den Maoris in Neuseeland hat. Ein Poi kann ein Schlauch, eine Kette, ein Seil sein, an dessen einem Ende Gewicht befestigt ist, so dass man das Poi schleudern und schwingen kann. Bei Christina und Hanna Lange wird das Gewicht mit dem Werkstoff Kevlar umwickelt, in Lampenöl getränkt und angezündet. In der Bewegung entstehen damit leuchtende Figuren.

Die Poi-Technik ist in der Artistik-Szene noch nicht alt, die Partner-Choreografien mit Feuer der Zwillingsschwester sind sogar brandneu. Als sie auf einem internationalen Feuerkunstfestival in Berlin, dort wohnen sie inzwischen, auf den Mitorganisator François Erb treffen, der mit einer Partnerin ebenfalls Pois verwendet, haben sich die Richtigen getroffen. „Wir waren in der Turnhalle, haben die Türen geschlossen und geübt wie die Wilden.“ Die Gruppe „LOOOOP“ war geboren, ein Jahr später (2009) wurde aus dem Quartett (deswegen die vier O) ein Trio. Die Drei geben ihr Wissen auch weiter und bieten in Forchheim einen Workshop für Leute, die bereits ein paar Grundkenntnisse in der Poi-Technik haben, an. Anmelden für den Workshop (30 Euro) am Sonntag (elf bis 14 Uhr) kann man sich unter mail@looop.org. Maximal sind 20 Personen zugelassen.

Abends, wenn es dunkel wird, treten „LOOOOP“ selbst in Aktion: Zum Einsatz kommen die Feuer-Pois bei ZirkArt unter anderem beim „Tango a trois“. Der gehört zum Höhepunkt der Show, die den goldenen 20er Jahren gewidmet ist und sonst im Rhythmus des Electro-Swing tanzt. Es gehe um keine konkrete Geschichte, sagt Hanna Lange, eher um ein gewisses Flair und durchaus bestimmte Charaktere. Die Zwillingsschwestern sind zwei Diven — im Stück natürlich — und das lassen sie auf der Bühne auch durchschimmern. François Erb gibt den Gentleman, der die beiden Damen zu nehmen weiß. Hantiert wird nicht nur mit den Feuer-Pois, auch Hulahoop-Reifen werden lodern, Feuerstäbe zum Einsatz kommen.

Was brandgefährlich aussieht, ist in Wirklichkeit noch nie richtig daneben gegangen: „Klar verbrennen wir uns auch mal, aber bislang waren das nur oberflächliche Verletzungen.“ Trotzdem immer im Gepäck: Das Notfall-Kit mit Desinfektionsspray, Brandsalbe, Lavendelöl, Aloe-VeraGel und mehr.

Auftritte von „LOOOOP“: Samstag und Sonntag jeweils um 20.30 Uhr in der Sattlertorstraße und um 21.30 Uhr am Rathausplatz. Tickets gibt es bei der NN-Geschäftsstelle, Hornschuchallee 7, Forchheim. Tagestickets kosten elf Euro (ermäßigt sechs Euro), Familien zahlen 27 Euro, Kombitickets für beide Tage kosten 18 Euro (ermäßigt neun Euro), Familien zahlen 39 Euro. ZAC-Kunden bekommen Extra-Rabatt.

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