Zirkus Berlin bekommt Konkurrenz

8.10.2010, 18:57 Uhr
Zirkus Berlin bekommt Konkurrenz

© Distler

Für den 18. Oktober hat sich ein neuer Zirkus Louis Knie angemeldet und zwar schon vor Monaten, erklärt Matthias Gräbner vom Ordnungsamt. Der Vertrag steht, der Zirkus wird mehrere Vorstellungen geben. Bis zum 17. Oktober hat der Zirkus Berlin nun die Order erhalten, endlich das Ausstellungsgelände zu räumen. Doch dessen Direktor Bernhard Lauenburger steckt in einem Dilemma. Er hat seinen Führerschein abgeben müssen. „Wir können erst am 25. Oktober abreisen.“ Dann aber soll die lange Zwischenstation Forchheim ganz sicher zu Ende gehen, sagt Bernhard Lauenburger. In Würzburg hat er einen neuen Standort organisiert.

Weihnachtsprogramm steht

Dort soll eine französische Artistenfamilie zu ihnen stoßen mit Lufttrapez-, Jonglage- und Hula-hoop-Nummern im Gepäck und mit ihnen ein Weihnachtsprogramm auf die Beine stellen. In Forchheim waren die Lauenburgers zum Nichtstun verdammt. Nachdem ein Freizeitpark ihnen im Frühjahr kurzfristig das Sommerengagement gekündigt hatte, war die ganze Jahresplanung zerstört. Die Artisten suchten sich anderswo Auftritte. „In Forchheim wollten wir nur kurz bleiben, doch wir haben keinen neuen Spielort gefunden.“

Im Sommer verhinderten dann scheinbar die zwei schwangeren Kameldamen Laika und Casala die Weiterfahrt (wir berichteten). „Die haben uns hinters Licht geführt.“ Zwischen 360 und 440 Tage dauert die Schwangerschaft bei Kamelen, Laika und Casala waren aber nicht, wie angenommen, hochschwanger. Nun soll es bald soweit sein. „Man spürt es am Bauch. Wir sind stolz darauf, denn die Schwangerschaft ist ein Zeichen, dass sie sich wohl fühlen“, erklärt Aljoscha Lauenburger, Tierpfleger und Neffe des Zirkusdirektors.

Der Familienchef Bernhard Lauenburger hat gelernt, gelassen zu bleiben. Wenn „Louis Knie“ kommt, werden die Lauenburgers einfach ihre Wagen zusammenstellen und Platz machen. „So wie bei den Trödelmärkten auch.“ Dass er die Geduld der Stadtverwaltung auf eine harte Probe gestellt hat, weiß der 47-Jährige. „Aber wir haben immer alles sauber gehalten.“ Das Zirkusleben sei eben nicht einfach. Als 34-Jähriger ist er mit seiner damaligen Frau bei einer Fahrradakrobatik auf dem Seil abgestürzt. Seine Frau starb, er selbst verbrachte eineinhalb Jahre im Krankenhaus — ohne versichert zu sein.

Um während der Zwangspause in Forchheim überleben zu können, sammelt ein Helfer in der Hauptstraße Geld. „Außerdem haben die Bürger Brot, Äpfel und Rüben für die Ponys und die Kamele gespendet. Dafür möchten wir uns bedanken.“

Wenn es am 25. Oktober wieder nicht mit der Abreise klappt, dann wird die Stadt die Keule auspacken. Etwa indem man den Strom abstellt oder, als letztes Mittel, über den Städte- und Gemeindetag alle Kommunen vor dem Zirkus warnt, erklärt Matthias Gräbner.