Zwei Freunde trotzen allen Widerständen

31.12.2015, 08:00 Uhr
Zwei Freunde trotzen allen Widerständen

© Stefan Bergauer

Vier Monate wollte Emily Karnót aus Hausen auf den Philippinen bleiben, dann traf sie einen Straßenhund. Sie taufte ihn Buddy, Freund. Bis sie mit ihm ausreisen, zurück in die Heimat durfte, vergingen 16 Monate, die Karnót nur durch die Unterstützung von Freunden und Familie durchstand. Jetzt haben die beiden ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest gefeiert.

Für Buddy ist vieles in Deutschland noch neu. Nicht nur die Temperatur, auf den Philippinen hatte es bei seiner Ausreise noch 30 Grad. Nun zittern seine dünnen Beinchen im immer noch milden europäischen Winter. Auch ein Leben in Sicherheit ist neu für Buddy.

Karnót hatte sich eine Auszeit genommen und sich auf den Philippinen zur Tauchlehrerin ausbilden lassen. Dort hatte sie von einem Polizisten einen halbverhungerten Welpen zum Geburtstag geschenkt bekommen. Karnót wollte ihren neuen Buddy nicht zurücklassen. „Im Nachhinein was das schon ein bisschen crazy“, sagt Karnót. Denn aus dem für vier Monate geplanten Aufenthalt wurden mehr als eineinviertel Jahre — Buddy aus dem Land zu bekommen, schien manchmal unmöglich. Immer wieder tauchten neue Probleme auf, am Ende landeten Karnót und Buddy mittellos in einem Slum in der Hauptstadt Manila. Karnót war verzweifelt.

Zwei Freunde trotzen allen Widerständen

© Roland Huber

Freunde und Familie richteten sie wieder auf, nach sechs Wochen kam sie in einer Wohnanlage unter, in die sie Buddy mitnehmen konnte. Mehrere tausend Euro hat die Rettung Buddys gekostet. „Er wäre im Kochtopf oder im Müll gelandet“, ist sich Karnot sicher.

Unverständnis und Verständnis

Nun sind beide wieder Zuhause — in Karnóts Wohnung, wo es zunächst Probleme mit der Vermieterin zu geben schien. Zu Weihnachten sollte Buddy ein Bettchen bekommen. Bald soll er in eine Hundeschule gehen, Karnót will sich wieder eine Arbeit suchen, als Tauchlehrerin hat sie bereits Kontakte geknüpft.

Als ich das erste Mal über die Geschichte der beiden schrieb, gab es zweierlei Reaktionen. Die einen rührte die Geschichte, die anderen fragten sich, ob ein Hund, ein Tier, den Aufwand wirklich wert ist. Leser spendeten an eine Hilfsorganisation, die sich für streunende Hunde und Waisen einsetzt und die auch Karnót und Buddy unterstützte. Wäre es nicht sinnvoller, sich ganz auf die Kinder zu konzentrieren?, fragten auch Karnóts Freunde die 35-Jährige.„Ich habe dort unten auch vielen obdachlosen Kindern geholfen“, antwortete sie ihnen. „Ich kann machen, was ich will.“

Nichts kann und muss perfekt sein

Da finde ich, hat sie recht. Was diese Geschichte für mich außergewöhnlich macht, ist nicht der Aspekt der Hilfe. Nie kann allen geholfen werden. Nie werden alle glücklich — das ist der wahre Kern einer Utopie. Karnót hat geholfen, ihrem Buddy und auch Waisen. Sie verbrachte Zeit mit ihnen, brachte einem kranken Jungen ein bisschen Englisch bei.

Keinem der Kinder geht es schlechter, nur weil die Hausenerin einen Freund gefunden und mit nach Hause genommen hat. Im Gegenteil, ohne Buddy wären sich Kinder und Karnót nie über den Weg gelaufen. Sie hat sich mit ihrer Hilfe für Buddy nicht von den Menschen abgewendet. Und sobald sie wieder Fuß gefasst hat, will sie sich weiter engagieren.

Der Kern dieser Geschichte ist für mich, dass sich jemand für jemanden entschieden hat, Karnót für Buddy. An dieser Entscheidung hat sie festgehalten, gegen alle Widerstände. Ich habe heuer geheiratet. Ich hoffe, meine Frau hält so an mir fest wie Karnót an ihrem Buddy.

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