Zwei Weltkriege überlebt: Nun ist endgültig Schluss

12.9.2017, 15:31 Uhr
Zwei Weltkriege überlebt: Nun ist endgültig Schluss

© Paul Pöhlmann

Vorher hatte der Chor zwei Jahre pausiert in der Hoffnung, das es vielleicht doch weitergeht. Mangels Nachwuchs war das Ende jedoch besiegelt. Dass am letzten Vereinsabend keine Feierstimmung aufkommen wollte, konnte man den Mitgliedern ansehen.

Schließlich hatte der Gesangverein, 1907 gegründet, in 110 Jahren seines Bestehens Höhen und Tiefen erlebt und dabei zwei Weltkriege überstanden: Und jetzt ist Schluss. Im Chor sangen zuletzt nur noch sieben Männer in Tenor und Bass. Drei von ihnen hatten die Achtzig bereits hinter sich.

Auch Chorleiterin Gertraud Rau legte nach ihrem 80. Geburtstag ihr Amt nieder. Der Gesangverein hat das kulturelle Leben in Engelhardsberg und danach im Markt Wiesenttal wesentlich mitgeprägt. In guter Erinnerung bleiben die Sängerabende "Tanz in den Mai" im Jugend- und Vereinshaus. Bevor in die Maiennacht hinein das Tanzbein geschwungen wurde, fand stets ein kleines Chorkonzert statt. Dieses wurde von den Sängerinnen und Sängern der "Harmonie" Muggendorf und des befreundeten gemischten Chores aus Wannbach stets mit Liedbeiträgen bereichert.

Seit der Muggendorfer Gesangverein bei der Fahnenweihe 1958 die Patenschaft übernommen hatte, waren die Engelhardsberger stets am Stiftungsfest der "Harmonie" zu Gast.

Aber auch kirchliche Veranstaltungen wurden vom Engelhardsberger Chor des öfteren gesanglich begleitet. So die Gottesdienste am "Heiligen Bühl" in der Muggendorfer Laurentiuskirche am "Hain des Ostens" oder beim Totengedenken am Gefallenenehrenmal. "Es war eine stürmische Geburt, so könnte man die Gründung des Gesangvereines nennen", schreibt der Chronist Hermann Fischer. Der 1907 an die hiesige Schule versetzte Aushilfslehrer Georg Prechtel habe sofort alle bereitwilligen Männer aus Engelhardsberg und Wölm zusammengeholt, um einen Gesangverein zu gründen. "Der Ort des Singens war ungewöhnlich. Die Singstunden fanden im Zimmer des Dirigenten statt. Bei Öl- und Kerzenlicht sangen 31 Männer zur Geige des Chorleiters", schreibt der Chronist weiter.

Ein Jahr nach der Gründung wurde der junge Lehrer versetzt. Der Chor verwaiste, denn die nachfolgenden Lehrer waren als Dirigenten nicht bereit. Erst Lehrer Hans Schirner übernahm 1913 den Chor und leitete ihn 43 Jahre lang. Die nachfolgenden Chorleiter waren Willi Pöferlein, Hermann Fischer, Georg Messingschlager und zuletzt Gertraud Rau. Unter Dorflehrer Fischer wurde 1980 auch der gemischte Chor gegründet.

1927 wurde die Gastwirtschaft Krauß Vereinslokal. Anfang der achtziger Jahre erfolgte der Umzug in das Gasthaus Heumann. Festliche Höhepunkte in der 110-jährigen Vereinsgeschichte waren die Feiern zum 50-jährigen, 75-jährigen und 100-jährigen Bestehen des Traditionsvereines.

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