Franken rüstet auf: Immer mehr wollen kleinen Waffenschein

13.12.2015, 12:00 Uhr
Franken rüstet auf: Immer mehr wollen kleinen Waffenschein

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Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums wurden seit der Einführung des kleinen Waffenscheins im Jahr 2003 bis Ende Oktober 2015 insgesamt 46.690 solcher Berechtigungen ausgestellt. 3161 Anträge gab es allein in den vergangenen zwölf Monaten.

Der kleine Waffenschein, der im Ordnungsamt beantragt wird, ist dann erforderlich, wenn Reizgas-, Schreckschuss- und Signalwaffen in der Öffentlichkeit mit sich geführt werden. Die Gründe für den Anstieg sind unklar. Die Antragsteller müssen nicht angeben, warum sie den kleinen Waffenschein benötigen.

Schwabach meldet höchste Zahl seit 2003

Von Januar bis November 2014 beantragten 61 Nürnberger einen solchen Waffenschein; heuer waren es bereits 118. Auch in Erlangen stieg die Zahl der Anträge – von 33 (2014) auf 45 (2015). Die gleiche Entwicklung fand auch in Fürth statt. 29 kleine Waffenscheine stellte die Stadt 2014 aus, heuer sind es bereits 38.

Im Kreis Erlangen-Höchstadt stehen 27 Anträge (2014) 53 für das aktuelle Kalenderjahr gegenüber. Auch in Schwabach nahm das Interesse zu: 14 kleine Waffenscheine wurden im Jahr 2014 ausgestellt, 2015 sind es schon 25. Eine höhere Zahl habe es lediglich 2003 gegeben, heißt es aus dem Schwabacher Ordnungsamt. Damals wurde der kleine Waffenschein mit dem neuen Waffengesetz eingeführt. "Seinerzeit wurden 56 kleine Waffenscheine erteilt", so die Behörde.

"Die Leute sind tief verunsichert"

Einen kleinen Waffenschein kann fast jeder beantragen. Der Antragsteller muss mindestens 18 Jahre alt sein. Es darf keine Verurteilung wegen einer Straftat von mindestens 60 Tagessätzen vorliegen, keine Drogen- oder Alkoholabhängigkeit oder psychische Erkrankung.

Über die Gründe für den Anstieg kann nur spekuliert werden. Im Schwabacher Ordnungsamt erinnert man sich an einzelne Äußerungen von Antragstellern, die darauf schließen lassen, dass künftig "mit einer deutlichen Verschlechterung der allgemeinen Sicherheitslage gerechnet wird". Im Einzelfall werden die Terroranschläge in Paris als Grund genannt. Der Nürnberger Waffenhändler Chesi hat einen "sprunghaften Anstieg" vor allem beim Verkauf von normalen Pfefferspray bemerkt, wofür jedoch kein Waffenschein notwendig ist. Diese Entwicklung gebe es seit ein bis zwei Monaten. Nicht jeder Kunde begründet seinen Kauf. Wer es doch tut, nennt oft Angst. "Viele Leute sind tief verunsichert", sagt ein Mitarbeiter.

Die Zahl der großen Waffenscheine geht in Bayern leicht zurück. Ende Oktober 2015 besaßen nach Angaben des Innenministeriums rund 220 000 Menschen die Erlaubnis für insgesamt knapp 1,14 Millionen erlaubnispflichtige Schusswaffen. Nach dem Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009 und der darauffolgenden Gesetzesänderung waren beide Zahlen nach Ministeriumsangaben stark zurückgegangen.

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