Franken und Ostfriesen verbünden sich

30.10.2007, 00:00 Uhr
Franken und Ostfriesen verbünden sich

Die Allianz, die Mittelfranken und Ostfriesen seit kurzem verbindet, hat etwas ernsthaft Erheiterndes: Der eine Partner ist sturmerprobt, stolz auf Deiche, Inseln, Wasser und Ostfriesentee - der andere gerät beim Club, bei Bratwürsten, Rothenburg und Dinkelsbühl ins Schwärmen. Und doch eint die beiden etwas, das auf den ersten Blick niemand für möglich hält: «Ein geographisches Schicksal. Die Tatsache, dass beide an gewisse Grenzen stoßen», erklärt Richard Bartsch, Bezirkstagspräsident von Mittelfranken. Vor allem, wenn es um das Verteilen von Fördergeldern gehe. Denn während für den Franken der Geiz in München beheimatet ist, stoßen die Ostfriesen in ihrer Landeshauptstadt Hannover an ihre finanziellen Grenzen.

«Gemeinsam sind wir stark»

Die Idee nun für ein neues, selbstbewusstes Auftreten ist einfach: Gemeinsam sind wir stark, haben die Ostfriesen und Franken beschlossen. Und haben unter der Federführung des Bundesverbands der Regionalbewegungen ein Netzwerk gegründet. «Zwei besonders Agile haben sich zusammengetan», erläutert Bartsch die Idee. Nach außen - vor allem an den politischen Schaltstellen in Berlin - demonstrieren sie gemeinsam: Wir sind wer. Manchmal werben sie auf ganz pfiffige Weise: Mit einem fränkisch-ostfriesischen Buffet haben sie zuletzt Bundestagsabgeordneten die Geschmacksregionen nähergebracht.

700 Kilometer mögen dazwischenliegen, das gerollte «R» der Franken so komisch klingen wie das Näseln der Norddeutschen - doch die Probleme sind hier wie dort die gleichen. Ostfriesland gehört zu den strukturschwächsten Regionen Deutschlands, junge Menschen ziehen weg, Ärzte und Handwerker siedeln sich schon lange nicht mehr auf dem platten Land an. Die Bevölkerung überaltert.

Von den "Fischköppen" abgucken

Der Bezirk Mittelfranken sieht in dem Strukturwandel an der Küste etliche traurige Parallelen zur eigenen Geschichte: «Wir können dabei viel voneinander lernen», betont Bartsch - Ideen des anderen aufgreifen, sich vernetzen und so vielleicht etwas bewegen. Das erste, was sich die Franken bei den «Fischköppen» abgucken wollen: «Die Ostfriesen behaupten sich mit einem sehr großen Selbstbewusstsein gegenüber der staatlichen Ordnung», bewundert Bartsch. «Das Gen ist bei uns eindeutig schwächer ausgebildet.»

Dabei gibt es für die falsche Bescheidenheit aus norddeutscher Sicht gar keinen Grund. Die sieben ostfriesischen Bürgermeister, die dieser Tage auf der Consumenta am Messestand des Bezirks Heimatliebe und Humor beweisen, frotzeln eben wie richtige Freunde: «Selbst euch Franken nähmen wir bei uns auf.»