Fürther Awo zieht ins markante Metz-Gebäude

27.6.2015, 11:00 Uhr
Fürther Awo zieht ins markante Metz-Gebäude

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Das Geschäft ist für beide Seiten eine Art Befreiungsschlag: Die Bank sucht seit Jahren nach einem Käufer für die Immobilie mit der bogenförmig geschwungenen Fassade, weil sie ihr Domizil in die Innenstadt verlegt hat, für die Awo wiederum kommt das Angebot wie gerufen: Der Wohlfahrtsverband braucht dringend Ersatz für sein Waldheim Sonnenland, denn der über 30 Jahre laufende Erbpachtvertrag mit der Kommune über das Gelände im Stadtwald bei Oberfürberg läuft 2017 aus.

Eine Verlängerung sei kein Thema gewesen, heißt es von Seiten der Awo, genüge das Waldheim doch nicht mehr modernen Ansprüchen an psychiatrische Unterbringung. Diskussionen darüber gibt es seit 2002, im Zuge der aktuellen Inklusions-Diskussion aber werden mehr denn je andere Maßstäbe angesetzt, so Manfred Kranz, Leiter des Netzwerks Psychiatrie im Awo-Kreisverband Fürth auf FN- Nachfrage. Eher abgelegene Wohnheime mit Vollversorgung seien laut UN- Behindertenrechtskonvention nicht mehr erwünscht; vielmehr setze man auf die individuelle Förderung der Bewohner an zentraleren Standorten.

Diesem Anspruch wolle man mit den 44 neuen Betreuungsplätzen in der Südstadt gerecht werden. „Endlich“, freut sich die Fürther Awo-Vorsitzende Karin Hirschbeck, verfüge man dann über ein „zeitgemäßes Angebot“. Im Sommer 2016 sollen auch die 24 noch verbliebenen Mitarbeiter der Raiffeisen-Volksbank aus dem bereits zu großen Teilen leerstehenden Gebäude Richtung Kohlenmarkt umziehen. Dort, unmittelbar neben dem Rathaus, residiert das Kreditinstitut seit 2010 im ehemaligen Kaufhaus Tietz.

Anschließend plant die Awo, das Haus entlang der Ritter- und Waldstraße komplett zu entkernen und ein Jahr lang umzubauen. Voraussichtlich im Herbst 2017 soll es neu genutzt werden.

Wohnungen im Waldheim

Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, heißt es von beiden Seiten. Bank-Vorstand Thomas Gimperlein spricht gegenüber unserer Zeitung aber von einer „vernünftigen Summe“, die berücksichtige, dass die Nachfolgenutzung einen sozialen Zweck hat. Auch die Umbaukosten beziffert die Awo nicht – die Gesamtkosten inklusive Erwerb dürften jedoch mehrere Millionen Euro betragen.

Das freiwerdende Areal des Waldheims Sonnenland, das zuvor seit den 60er Jahren als Kinder-Erholungsheim gedient hatte, wird nach der Räumung von der Stadt an einen Bauträger verkauft. Das Gebäude in ruhiger und attraktiver Waldlage könne zu Wohnzwecken genutzt werden, so Oberbürgermeister Thomas Jung auf FN-Anfrage. Vorbild ist das benachbarte Gelände des ehemaligen Waldkrankenhauses, das Anfang des Jahrtausends ebenfalls zum Wohnquartier umgemodelt worden war.

Damals allerdings gab es heftige Diskussionen um das Ausmaß von Neubauten, das schließlich auf Betreiben des gerade neu gewählten SPD-Stadtoberhaupts Jung erheblich zurückgeschraubt werden musste. Auch das Waldheim liegt mitten im Bannwald und im Naturschutzgebiet, Thomas Jung ist sich deshalb bewusst: Jeder Bautätigkeit sind hier ebenso „enge Grenzen gesetzt“. In Frage komme deshalb wohl nur eine sensible Umgestaltung der Bestandsgebäude.

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