"100 Girls": Ärger um Saunaclub-Plakat in Oberasbach

26.1.2016, 16:00 Uhr

© Volker Dittmar

Als größtes Unternehmen seiner Art in Europa präsentiert sich ein sogenannter Saunaclub aus der Düsseldorfer Gegend  auf einer Plakatwand am Ortseingang von Oberasbach. Die neun Quadratmeter messende Werbetafel am Rand der Rothenburger Straße preist "100 Girls" an. Keinen Kilometer entfernt davon wird auf dem Flohmarktgelände Ecke Gebersdorfer Straße gerade eine neue Flüchtlingsunterkunft für 550 Menschen errichtet. Auch Zirndorfs Zentrale Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber liegt im Nahbereich von Flüchtlingen, denen manche Politiker gerne "deutsche Leitkultur" und ein respektvolles Frauenbild vermitteln wollen.

Dass es sich um keinen Irrläufer handelt, wie kürzlich bei der für Fürth im Odenwald bestimmten Regionalzugwerbung an der Jakobinenunterführung der Kleeblattstadt, bestätigt eine Sprecherin der Koblenzer Werbefirma AWK auf Anfrage der Fürther Nachrichten. Der Saunaclub mache bundesweit Reklame. Oberasbachs Bürgermeisterin Birgit Huber ist diese Werbung ein Dorn im Auge – nicht nur im Hinblick darauf, wie sich die Stadt Flüchtlingen gegenüber präsentiert. Sie betont aber: „Ich bin überhaupt nicht gefragt worden.“ Juristisch habe die Kommune kaum eine Handhabe, zumal die Werbetafel im Hoheitsbereich des Staatlichen Bauamts Nürnberg stehe.

Der stellvertretende Bereichsleiter Straßenbau der Behörde, Karl Betz, hat die Bordellwerbung selbst noch nicht gesehen, will aber Mitarbeiter der Straßenmeisterei vorbeischicken, damit sie die Situation kritisch untersuchen. Eine Handhabe zum Verbot gibt es laut Betz beispielsweise dann, wenn das Plakat Autofahrer ablenken könnte. Dies sei auch bei Wahlplakaten manchmal der Fall.

Nach Inkrafttreten des Prostitutionsgesetzes 2002 war öffentliche Bordellwerbung eigentlich tabu. Doch einige Betreiber sind dagegen mit Erfolg Sturm gelaufen. 2006 erklärte der Bundesgerichtshof ihre Reklame für zulässig, wenn sie nicht grob anstößig ist und andere Menschen belästigt. Das Plakat in Oberasbach trägt dem Rechnung. Es verzichtet auf nackte Haut und erotische Andeutungen. Lediglich die Porträts zweier stark geschminkter Damen repräsentieren das Etablissement.

Anders war die Sachlage 2006 im Fürther Süden und Westen, als die kommunale Frauenbeauftragte Hilde Langfeld und Rechtsamtsleiterin Elisabeth Plescher gegen Reklame für einen „erotischen Stadtführer im Internet“ mobil gemacht hatten. Plescher drohte sogar mit einer Anzeige wegen verbotener Werbung für Prostitution. Die Plakate mit einer spärlich bekleideten Frau in lasziver Pose wurden damals überklebt. „Unmöglich“ findet Plescher jedoch auch die aktuelle Bordellwerbung an der Rothenburger Straße.

Oberasbachs Bürgermeisterin gibt sich noch lange nicht geschlagen. Gemeinsam mit dem städtischen Ordnungsamtsleiter Jürgen Betz will sie auf das Werbeunternehmen einwirken, damit das Plakat bald wieder verschwindet. Bereits 2011 hatte die Kommune Bordellen und Wohnungsprostitution beim Ausarbeiten eines Vergnügungsstättenkonzepts eine klare Absage erteilt.

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