27 Künstler, eine Abrissbirne

27.8.2014, 16:00 Uhr
27 Künstler, eine Abrissbirne

© Hans Winckler

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, ein Aphorismus, der sicher auch für Clinc gilt. Müssen wir schon kondolieren?

Schneider: Richtig ist, dass wir noch nichts in Aussicht haben. Es gab bislang ein einziges Angebot, ein ehemaliges Hotel in der Marienstraße mit 30 Zimmern. Aber das ist eine Bruchbude, in die man irrsinnig viel Geld hineinstecken müsste. Unter Umständen bestünde aber vielleicht die Gelegenheit, Clinc in einen professionelleren Bereich zu lenken, zum Beispiel als kunsttherapeutisches Projekt. Schließlich soll der Neubau (Ansbach plant auf dem Grund eine Abteilung des Bezirksklinikums, FN) ja abermals ein medizinischer Bau werden. Fakt ist aber zunächst einmal: Am Abriss im Frühsommer 2015 führt kein Weg vorbei. Der Boden ist mit Asbest kontaminiert, und bis da ein Neubau stehen, dürften einige Jahre ins Land gehen.

 

Beneiden Sie inzwischen die Künstler „Auf AEG“ jenseits der Stadtgrenze? Festes Haus, kein Druck, kein Asbest.

Schneider: Nein, die beneide ich überhaupt nicht, denn die müssen ja auch raus! Zur Talseite hin müssen Künstler weichen, weil dort Eigentumswohnungen gebaut werden. Schön wäre es ja schon mal, wenn wir nicht immer nur halbe Sachen hören würden und wenn wir wüssten, ob wir es nun eigentlich mit der Stadt Fürth oder dem Bezirk zu tun haben.

 

Hat es die Bildende Kunst in Fürth schwerer als anderswo?

Schneider: Um ehrlich zu sein, es gibt immer diejenigen, die sagen, die Frauen haben es schwerer, die Bildende Kunst hat es schwerer, und so weiter. Nun haben wir halt gerade einen Oberbürgermeister, der. . . Aber lassen wir das Thema. Es gibt viele Leuchttürme in der Stadt, die bleiben und die fürs Bleiben gute Gründe haben, wie etwa Oliver Boberg. Andererseits haben sich die Möglichkeiten, Räumlichkeiten zu finden, in den vergangenen Jahren enorm verschlechtert. Immer mehr Hinterhöfe müssen Neubauten weichen. Aber Künstler sein heißt immer auch: Ideen haben. Und wer viele Ideen hat, wird eben öfter mal ausgebremst, so ist das eben. In Fürth und anderswo.

 

Dennoch, Sie haben gewusst: Clinc ist nur eine auf drei Jahre befristete Zwischennutz-Lösung. Warum eigentlich nun die Aufregung?

Schneider: Wir sind aufgeregt, weil wir so gut zusammengefunden haben, die Räume wurden ja erst schrittweise frei, weil lange Zeit noch die Schmerzklinik aktiv war. Im Herbst 2013 sind die letzten Clinc-Mitglieder eingezogen. Wir haben jetzt hier einen Komponisten, der jenseits der Fürther Stadtgrenze sehr gefragt ist, einen Jongleur, der fürs Fernsehen arbeitet, bildende Künstler, Fotografen, einen DJ. Man befruchtet sich künstlerisch gegenseitig, und da lohnt es sich, für eine gemeinsame Zukunft einzutreten.

 

Gerüchtehalber hörte man zuletzt, das Maag-Areal in Dambach könnte als neuer Standort in Frage kommen. Was hören Sie?

Schneider: Ich war sofort dafür, als ich das mitbekam. Aber der Investor P & P hat im Rekordtempo sämtliche Leitungen gekappt, Strom weg, Wasser weg, alles weg. Brutal. Es steht überhaupt nicht in Aussicht, dass daraus also etwas werden könnte.

 

Derweil vermeldet Clinc noch reichlich Aktivität am alten Standort. Was erwartet uns morgen bei „Inkognito und Finito“?

Schneider: Mit dem Abend geht unsere Kulturreihe „Clinc im Sommerhoch“ zu Ende. Es wird einmal nicht nur Musik zu hören sein, sondern Texte, Texte, Texte, performt von AnnaMaria Schmidt und mit einer filmischen Einführung von Anette Urbanski — beide natürlich Clinc-Mitglieder!

„Inkognito und Finito“: Clinc in der ehemaligen Kinderklinik im Klinikum Fürth, Jakob-Henle-Straße 1, morgen, 21 Uhr. Eintritt frei.

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