800 Neonazi-Gegner demonstrierten in Zirndorf gegen Rechts

2.7.2016, 17:03 Uhr
Auf dem Marktplatz sammeln sich bereits die Gegner der Nazi-Demo.

© Hans-Joachim Winckler Auf dem Marktplatz sammeln sich bereits die Gegner der Nazi-Demo.

+++ Circa 800 Gegendemonstranten hatten sich bereits gegen 13.30 Uhr am Zirndorfer Marktplatz versammelt.

+++ Auf Seite der Rechten waren statt der angemeldeten 50 Demonstranten nur 25 Teilnehmer anwesend.

+++ Vor der ZAE trafen beide Gruppen direkt aufeinander.

"Zirndorf heißt willkommen, außer für Nazis": 800 Gegendemonstranten haben sich in der Stadt an der Bibert lautstark gegen den Aufmarsch von rund 25 Rechten gewehrt. Vor der Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZAE) standen sich die zwei Demogruppen am Nachmittag direkt gegenüber. Während die Rechten provokativ die "Internationale" über Lautsprecher spielten, wurden sie durch ein lautstarkes Pfeifkonzert übertönt. Zuvor hatten die Rechten - unter ihnen David Köckert, Ex-Leiter der NPD Thüringen und Dan Eising von der "Rechten" - immer wieder mit fremdenfeindlichen Hetzreden provoziert.

Die Konfrontation vor der ZAE war zwar ohrenbetäubend laut, die Situation wirkte aber in keinem Moment bedrohlich. Wohl schon wegen der beachtlichen Polizeipräsenz und dem winzigen Häufchen Rechter blieb die Lage friedlich. Dies bestätigte am Abend auch die Polizei.

Für ein weltoffenes und tolerantes Zirndorf

 

Während der Auftaktkundgebung sprachen sich zuvor Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel und Dekanin Almut Held für ein weltoffenes und tolerantes Zirndorf aus. Zwingel dankte allen demokratischen Kräften und freute sich darüber, dass so viele Zirndorfer "Flagge" gegen Rechts zeigten. Anschließend waren die rund 800 Gegendemonstranten vom Zirndorfer Marktplatz zur ZAE gelaufen.

Die kleine Gruppe der Rechten hatte sich vom Stadtpark auf den Weg zur Aufnahmeeinrichtung gemacht. Ihre ursprünglich geplante Route Weg vom Bahnhof durch das "Herz" der Stadt hatten die Behörden nicht genehmigt. Unter dem hetzerisch anmutenden Slogan "Zirndorf sagt Nein zum Heim - Bürgerdialog jetzt" hatte "Franken-wehrt-sich"-Aktivistin Monique Schober und Dan Eising, einer Führungsfigur des Nürnberger Kreisverbands der rechtsextremistischen Partei Die Rechte, die Demo angemeldet.

Die Polizei zeigte sich mit einem großen Polizeiaufgebot präsent. Mit Sperrgittern und Sicherheitszonen wurden beide Demogruppen vor der ZAE voneinander getrennt. Die Gegenkundgebung löste sich gegen 16.20 Uhr auf, die Kundgebung der Rechten wurde gegen 16.40 Uhr am Stadtpark beendet.

Verkehrsbehinderungen im Stadtgebiet

Die Polizei empfahl, das Zirndorfer Stadtgebiet zu umfahren. Besonders Besucher des Playmobil Funparks  waren angehalten, über die B8 aus Richtung Cadolzburg kommend oder über die A6 und B17 über Großweismannsdorf/Anwanden anzureisen.

Entgegen kursierender Gerüchte, 1300 Flüchtlinge würden derzeit in der Unterkunft leben, ist die Einrichtung derzeit mit 527 Bewohnern sogar unterbesetzt. Die Einrichtung bietet nämlich Platz für 650 Menschen.

800 Neonazi-Gegner demonstrierten in Zirndorf gegen Rechts

© Michael Matejka

Die Bewohner wurden über die geplante Demonstration informiert, laut der Regierung Mittelfranken wurde der Sicherheitsdienst heute verstärkt, außerdem gab es mehr Kontrollgänge und eine erhöhte Anzahl von Mitarbeitern vor Ort.

Im Vorfeld war Bürgermeister Thomas Zwingel ins Visier offenbar gewaltbereiter Neonazis geraten. In diesem Zusammenhang hat die Staatsanwaltschaft bereits ein Ermittlungs­verfahren eingeleitet. Laut Polizeisprecherin Elke Schön­wald besteht der "Anfangsverdacht der Bedrohung, der Volksverhetzung und des öffentlichen Aufrufs zu Straf­taten". Es gelte nun herauszufinden, wer das Video produziert und ins Internet gestellt habe.