Hallo Zirndorfer: Ab auf die Insel

22.7.2017, 13:00 Uhr
Hallo Zirndorfer: Ab auf die Insel

© Foto: Hans-J. Winckler

"Eine himmlische Ruhe ist das", schwärmt Bürgermeister Thomas Zwingel. Zu einer Frau, die ihm auf dem Weg zum Pressetermin ansprach, hat er gesagt: "Ich geh’ jetzt auf die Insel".

Die Insel: Sie liegt in der Schleife, die die Bibert an der Ecke schlägt, wo Mühl- und Wallensteinstraße aufeinandertreffen. Von einem dichten Baumbestand gesäumt, nimmt sie derjenige, der nichts von ihr weiß, gar nicht wahr. Die Zirndorfer dagegen, die sie kennen, "sind schon richtig gespannt, was aus ihr geworden ist", weiß Bauhofleiter Ralf Klein von Rückmeldungen der Bürger. "Sie durften ja nie rein."

Über Jahrzehnte lag die Insel weitgehend unberührt, lediglich die Mitglieder des Fischereivereins, die die Weiherkette auf der Insel bewirtschaften, hatten Zugang. Sie störten Tiere und Pflanzen nicht. So bot das Areal Wasservögeln und diversen anderen Arten Rückzugsraum.

Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern, wie Klein als Verantwortlicher des naturnahen Umbaus im vorderen Bereich betont: Flora und Fauna haben nach wie vor Vorrang. Wer toben will, dem empfehlen Zwingel und Klein den 150 Meter entfernten Spielplatz an der Albrecht-Dürer-Straße. Die Bibertinsel ist zum stillen Spiel gedacht, zum Entspannen und zum Natur beobachten. Wer die Flachwasserzone in Form von drei abgestuft angeordneten Teichen, zu denen der östlichste der vier Fischweiher umgebaut wurde, als Einladung zum Planschen versteht, tut ihr nicht gut. Sie soll sich als Biotop etablieren. Rundbalken grenzen sie von dem riesigen Sandspielbereich ab. Bis zu 1,20 Meter wird die ausgesäte Ufermischung hoch. Klein hofft, dass der Bewuchs als natürliche Schranke wirkt. "Wer reinsteigt, geht ohnehin gleich bis zu den Knien im Schlamm unter, das dürfte auch abhalten", glaubt er.

Dass die Tierwelt den Bereich schätzt, konnte Klein in den zurückliegenden Wochen bereits beobachten. "Hier entwickelt sich schon etwas: Tauben kommen zum Trinken und Baden vorbei, Wasservögel planschen. Und aus dem Mühlbach hat es erste Schwarmfische herüber gespült. "Wir verfolgen das Ziel, Natur erlebbar zu machen und die Menschen dafür zu begeistern, zu beobachten, was sich im Lauf der Zeit entwickelt", erläutert Klein das Konzept.

Obelix lässt grüßen

Sinneserfahrungen verheißen drei Erlebnisstationen: Am großen, auf einem Kugellager montierten roten Granitstein-Findling lässt Obelix grüßen: Der Findling kann mit wenig Kraftaufwand gedreht werde. In einem gläsernen Zylinder kann über eine Drehkurbel ein Wasserstrudel erzeugt und beobachtet werden. Der Summstein — ein sechs Tonnen schwerer Lavastein — hat zwei kreisrunde Öffnungen. Wer seinen Kopf hineinsteckt und summt, kann seinen Körper in Schwingungen versetzen und ein Ritual erleben, das die Menschheit seit ihrer Frühzeit schätzt.

Vorausgesetzt, er findet seinen, ihm eigenen Ton, den sogenannten Tremor. Klein hat seinen noch nicht gefunden. Er wollte auch nicht zu lange herumprobieren: "Zuletzt hätten Anlieger das beobachtet und sich dann gefragt, wie verdient denn der sein Geld?", scherzt er.

Wie wiederholt berichtet, hat der Stadtrat bereits 1997 die Weichen dafür gestellt, die als Naturdenkmal eingestufte Insel öffentlich zugänglich zu machen. Damals überließ der Bauunternehmer, der die angrenzende Wohnanlage am Mühlenpark baute, die Insel der Bibertstadt, allerdings unter der Auflage, sie für die Allgemeinheit zu erschließen. Mangels Geld in der Stadtkasse wurde das Projekt auf die lange Bank geschoben.

Erst auf Drängen des damaligen Verhandlungspartners, die Stadt möge ihrer vertraglichen Verpflichtung nachkommen, landete die Bibertinsel-Umgestaltung 2014 auf dem Investitionsplan. Glücklich fügte es sich da, dass die Altstadt als Sanierungsgebiet für das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt eingestuft wurde, das genau solche Projekte forciert, da sie die Aufenthaltsqualität und damit das Miteinander in der Stadt fördern. Auf Basis des 2015 verabschiedeten städtebaulichen Entwicklungskonzepts "Zirndorf 2030", in dem die Einrichtung von Naturlernpfaden und -erlebnisräumen als Ziel verankert ist, ist es nun förderfähig.

Dank der in städtischer Eigenleistung von Mitarbeitern des Bauhofs und der Stadtgärtnerei ausgeführten Arbeiten sind die Kosten mit 85 000 Euro deutlich unter dem genehmigten Rahmen von 100 000 Euro geblieben. Etwa 50 Prozent dieser Summe, rechnet Klein vor, dürfte die Regierung über das Soziale-Stadt-Programm erstatten.

ZEingeweiht wird der Naturerlebnisraum am Mühlenpark am Donnerstag, 27. Juli, 17 Uhr. Geöffnet ist er anschließend täglich von 8 bis 20 Uhr, die Winteröffnungszeiten stehen noch nicht fest.

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